A u f r u f
Das Ringstraßenareal mit seinem weltweit einzigartigen Wechsel zwischen freien Flächen und repräsentativen Bauten soll für spekulative Neubauten geöffnet werden. Im Kernbereich des Welterbes, direkt am Wiener Heumarkt, zwischen dem Wiener Konzerthaus und dem Wiener Stadtpark soll ein Luxuswohnturm entstehen. Vom Wohlwollen der Wiener Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou und des Wiener Bürgermeisters Michael Häupl getragen, die damit für die Errichtung von Wohnungen in der obersten Luxusklasse mit freiem Blick auf die gesamte Wiener Innenstadt und letztlich für einen Ausverkauf der gesamte Ringstraßenanlage das Startsignal geben.
Zahlreiche Architekturorganisationen und die Architektenkammer haben sich in nie da gewesener Geschlossenheit gegen das Projekt gewandt sowie Bürgerinitiativen und namhafte Expert/inn/en aus dem In- und Ausland gegen das Projekt ausgesprochen. Erfolglos. Nicht einmal die drohende Aberkennung des Welterbe-Status konnte die Stadtregierung bisher von ihrem Festhalten an diesem Vorhaben abbringen.
Für wen wird hier gebaut? Für die Wienerinnen und Wiener jedenfalls nicht. Und auch nicht für Touristinnen und Touristen. Wien dient nur als Kulisse für Luxuslebensgefühle, die hier ausgelebt werden sollen, der Bau ist ein Angebot für den grenzenlosen Reichtum, der auf der Suche nach Luxuswohnraum durch die Weltinnenstädte zieht. Er greift nicht nur massiv in die unmittelbare Bau- und Platzumgebung der dort bestehenden Objekte und Flächen ein, er verändert auch das Erscheinungsbild der Wiener Innenstadt gravierend.
In diesen Tagen geht der für den Luxuswohnturm am Wiener Heumarkt maßgeschneiderte Flächenwidmungs- und Bebauungsplan in die öffentliche Begutachtung. Er kann sechs Wochen lang beeinsprucht werden. Ab Mitte März ist die Behandlung im Wiener Gemeinderat möglich. Ein positiver Gemeinderatsbeschluss würde dem Grundeigentümer das Recht garantieren, zu bauen. Dieser Beschluss könnte nur mehr mit sehr großem Aufwand rückgängig gemacht werden. Um die Verwirklichung dieses Projekts zu stoppen, müssen wir jetzt handeln.
Wir fordern:
1. Den sofortigen Stopp des Umwidmungsverfahrens.
2. Den Neustart und die Revision des Projekts unter Einhaltung der Auflagen der UNESCO.
3. Der öffentliche Raum und die öffentlichen Einrichtungen am und um das Gelände des Wiener Eislaufvereins müssen frei zugänglich und für die Allgemeinheit nutzbar bleiben.
4. Die Verkehrsflächen am und um das Gelände des Wiener Eislaufvereins dürfen nicht privaten Nutzungen zugeführt oder dem privaten Nutzungsbedarf untergeordnet werden.
Aufruf von:
Gerhard Ruiss, Autor, Musiker, Wien
Renate Welsh, Autorin, Wien
Lukas Resetarits, Kabarettist, Tulln
Otto Kapfinger, Architekturpublizist, Wien
Erika Pluhar, Autorin, Schauspielerin, Sängerin, Wien ...
Liste der Unterzeichner/innen (Stand 31.3.2017)