Ratz-Wohl!
Samstags, freilich, wenn Herr Franz kam, samstags, Franz Ratzwohl. Dachte Laura an Ratten. Gefährliche Dinger. Verrutschte Bisse. Kellerdunkelheit. Feucht. Unheimlich feucht.
Stets dasselbe Gesicht: verrußt; niemals seine Augen; niemals sah sie seine; sie mußten sehr dunkel gewesen sein, schwärzer als das übrige Aussehen. Kohleverrußte Kleider trug er, Samstag für Samstag und über die Jahre. Roch. Er roch nach Schnaps und Keller. Kellerschnaps. Billigzigaretten. Kettenraucher. Kohlenkeller.
Die Butte randvoll mit Braunkohle, Koks, ganze Trümmer purzelten ins Vorhaus, schallend, zerbröselten, zerschellten; färbten den Marmor ein, die BesenFinger. Die vom Alter verkleinerte Frau mit Schaufel / Bartwisch / Eimer.
Je kleiner sie wuchs, um so mehr betrachtete ihn Laura aus der Ferne.
Zahnloses Ungeheuer, trank er unablässig, aß nichts, auch wenn Großmutter, die vom Alter verkleinerte Frau, die Jause bot. Stamperlweise Ernährung. Lallen. Die Worte schienen sich in seinem Mund zu Teig zu verwandeln; träge flossen sie heraus und unverständlich. Tränendes Sprechen. Pour rire!
Eine jener lächerlichen Angst einflößenden turmhohen Nachtgestalten.
Frühwinters, eines Spätnachmittags im Tagesdunklen, faßte er nach ihr, überschwengli ch, zog sie zu sich hinauf, küßte, umarmte sie, zwang sie nieder und hoch, der schwarze Mann. Laura quietschte, schrie, japste, bekam keine Luft; lauthals lachte er, als hätte er mehr Kraft als er hatte, packte sie schnurstracks in seine Butte und trug sie aus der Wohnung.
Nicht wissen was kommen. Nicht wissen wie sagen was Angst.
Und wem!
Mit ausholenden Schritten stieg er die Kellertreppe hinab. Wer hat Angst vorm schwarzen Mann, Laura in der Butte, die schrie und bat und bettelte.
Der Krampus, der Krampus zwei Tage zu früh. Immer zu früh.
Immer der Krampus. Wer sonst?
(Pour Rire)
© 1999, Milena, Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.