Ich möchte Ihnen du sagen, zu einem Mädl, das so alt ist wie meine Tochter, möchte ich du sagen. Ich hab die besten Kinder: Alle schön und klug. Aber Miri ist am achten Juni geboren. Die kleine Löwin von Sharm esh-Sheik.
Ist das in Israel? Ein Sechs-Tage-Krieg ist kein Blitzkrieg, aber auch ziemlich schnell. Sie ist ein Kriegskind.
Sie möchte sich betrinken. Jetzt kommen sicher gleich die Familienfotos.
Es läutet in seinem Sakko. Die fremde Sprache schwillt an. Sie kann nicht einschätzen, ob er mit seiner Frau spricht, einem Geschäftspartner, über Liebe oder Krieg. Der Maître des Restaurants gibt dezent zu verstehen, daß im Foyer eine Zelle zur Verfügung stehe.
Und bitte sagen Sie Ihrem Vater, man ist hier nicht daran gewöhnt. Sie möchte sich distanzieren. Aufstehen, um eine Grenze zu schaffen zwischen sich und diesem lauten Mann mit den blauen Augen, aber da sind die degoutierten Blicke von den Nebentischen. Es geht nicht. Abel amüsiert sich darüber. Und dann ist ihr Zug abgefahren. Abel preist diesen Schachzug der Vorsehung. Seit dem Telefonat findet er die deutsche Sprache nicht mehr, sein Englisch klingt Arabisch.
Sie versteht nichts, sie ist müde und schlecht gelaunt. Sie will nach Berlin. Jetzt gleich, egal wie.
Behüte. Morgen früh kannst du nach Berlin. Bitte ein Zimmer, ein Bett und ein Frühstück für die Prinzessin aus Berlin.
Küß mich zur Nacht, Prinzessin. Die heiligen Krieger stehen vor deiner Tür und werden deinen arischen Schlaf bewachen. (S. 8f.)
(c) 1998, Konkursbuchverlag Claudia Gehrke, Tübingen.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.