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es gab eine zeit, da gab es noch keine welt, und um das auch in erfahrung zu bringen, näherten wir uns eines abends einem kleinen gehöft am ende einer schattenlosen ebene, zu müde, um durst und hunger zu stillen, und zu schwach, um es bis zu den betten zu schaffen, und im umfallen wurden uns dann für sekunden die betreffenden visionen erteilt
zum beispiel:
zu wasser und zu lande herbeigeströmt, verwandelte ich mich den jeweiligen umständen entsprechend, und leichtfüßig auf zwei gesunden beinen, eilte ich weiter. es wurde abend. die sonne rollte in die see, auf den dorfplätzen verstummten die brunnen, und je zwei sterne legten sich auf mein gesicht, das lächelte und dieses bild tief in den schlaf mitnahm. nichts mehr konnte mich halten. geborgen in der dunkelheit und von träumen durchflochten, spürte ich noch nicht, wie fremd ich mir am morgen geworden sein würde, als es aber so weit war, erkannte ich mich nicht wieder
der teufel freilich stand am nächsten morgen wieder auf seinem goldenen karren, schöner denn je und umgeben von dingen, von denen wir nur träumen konnten. seine frau, die erst vor kurzem gestorben war, nickte nachdenklich, und immer schneller senkte sich der tag. beim klang der abendglocken saßen wir um ein päckchen polenta, den wir mit etwas eigenblut eingedickt hatten, und schweigend starrten wir in den weltbrand
im garten, umgeben von seinen kumpanen, dauerte es lange, bis er uns zu sich rief. kleinlaut warfen wir uns auf die knie. besonders leid taten wir ihm nicht, aber zumindest hörte er uns mit wohlwollen an. das gold, das wir ihm boten, nahm er. wir duckten uns, dankten und gingen (S. 103f.)
(c) 1998, Droschl, Graz, Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.