(S. 101)
Irgendwann muß ich über dem Laptop eingeschlafen sein. Das erste, was ich beim Erwachen sah, war der Bildschirmschoner. Eine Traube von Ballons, die, sich zu bizarren Blüten verformend, im dunklen, leeren Raum schwebte. Doch vor dem Fenster, das ich rasch öffnete, war es schon hell.
Es regnete nicht mehr. Wenn ich mich aus dem Fenster beugte, sah ich sogar ein Stück blauen Himmel. Ich griff mir an die Stirn, hinter der ich nach wie vor einen gewissen Druck spürte. Aber der war mir ja beinah schon vertraut. Erhöhte Temperatur oder gar Fiber hatte ich anscheinend nicht.
Na komm schon, hätte die Großmutter gesagt, gehen wir an die Luft. Ich ging ins Badezimmer, warf das verschwitzte Zeug ab, duschte. Aus dem Koffer nahm ich die letzte saubere Wäsche.
Zieh dich rasch an, sagte die Großmutter, und dann nichts wie hinaus ins Freie.
Vom Hof aus konnte man um diese Tageszeit die Sonne nicht sehen, aber als ich auf die Straße trat, reflektierte die gelbgestrichene Fassade des gegenüberliegenden Hauses ein schönes, warmes Licht. Es war kurz vor acht, Horden von Kindern strömten lärmend zur benachbarten Schule. Fast beschwingt ging ich die etwas abschüssige Gasse hinunter. In der Trafik verlangte ich einen Zehnerblock Straßenbahnfahrkarten, außerdem fiel mir ein, dass ich ein Neues Notizbuch brauchte.
© 2007 Deuticke Verlag, Wien.