Diese Nacht, nach dem letzten Konzert vor dem Winter, wird eine besonders lange gewesen sein. Noch einmal jetzt die Allerweltstrassen mit dem Nachtwind, der sichtbar wird an den meist schon kahlen Bäumen und den Kleidern und Haaren der vereinzelt noch Gehenden, mehr noch den still Stehenden, die inzwischen fast in der Mehrzahl scheinen. Und wieder die Tageselemente da und dort. Vor allem in den meist bei greller Sonne spielenden Nachtfilmen in den Fernsehergeschäften und an den Meeres- und Wüstenreklamen, sich endlos wiederholend auf den riesigen Projektionsflächen oben auf den Hochhäusern. Schneisen wieder derart von Tageslicht quer durch die Nacht. Tagnacht all die Zeit.(S. 18-19)
Ja: Es ist eine Zeit, in der so viel möglich war wie vielleicht noch nie, im Bösen und im Guten, und vor allem im Unerhörten; geheimnisvolle Zeit, in der jetzt etwa lang vor dem Morgen der Tauregen aus einem Baum klatscht. Und was sehe ich jetzt dort? Eine Gestrandete auf einem Gehsteig, mehr liegend als sitzend, im eifrigen Gespräch mit einer zwillingshaft ähnlichen Gestalt neben sich, die dann aber ein Graffito ist, eine Handbreit entfernt an den Gebäudesockel geschmiert." (S. 23)
"Und nun ausgezittert. Weg von den Dramen. Weg auch von den Liedern. Und auch genug gepredigt - wenn ihr andrerseits dieses oder jenes Predigen hochhalten mögt. Zurück zur Prosa. Ihr seid alle bei mir drüben eingeladen. Die Räume sind gut geheizt. Vorher schön den Schnee von den Schuhen klopfen. Zu essen gibts übergenug, ich habe mir die Reste von dem Fest gestern anliefern lassen. Und es geht nichts über Reste. Und auch zu trinken gibt es, versteht sich, und nicht bloß Wasser und den einheimischen Holundersaft. Und du, Kind, wirst uns erzählen." (S. 160)
© 2007 Suhrkamp Verlag, Frankfurt / M.