(S. 240f.) Ja. den Anfang, den Aufgang seines Sterns am Prophetenhimmel, habe ich damals glatt verschlafen. Oder nicht wahrgenommen. Anscheinend wollte ich ihn einfach nicht wahrhaben. Zwar erinnere ich mich, im Winter oder Frühjahr des Jahres 1971 oder '72, einen Artikel im Favoritner Bezirksblatt gelesen zu haben, der mich amüsierte, aber ich brachte ihn nicht mit Pepi in Verbindung. Von einer Horde Hippies wurde da berichtet, die im Amalienbad, einem ehrwürdigen Baudenkmal aus der heroischen Zeit der Gemeinde Wien, eine gewisse Aufregung verursacht hatten. Die respektlosen jungen Menschen hätten, hieß es, zuerst der Vorschrift, im Fall einer gewissen Haarlänge Badehauben zu tragen, nicht entsprochen und dann der wiederholten Aufforderung des Bademeisters, das Schwimmbecken zu verlassen, nicht Folge geleistet. Der Bademeister habe den Direktor zur Hilfe geholt, die langhaarigen, deren Geschlecht, männlich oder weiblich, kaum unterscheidbar gewesen sei, diese Langhaarigen aber hätten sich durch die Autorität nicht beeindrucken lassen. Vielmehr seien sie auf provokante Weise, nämlich im Konvoi (!), im Becken auf und ab geschwommen. Der Direktor, in Anzug und Krawatte am Rand des Beckens hin und herlaufend, hätte beinahe einen Herzinfarkt erlitten und von der endlich eingetroffenen Polizeistreife medizinisch versorgt werden müssen. Nicht unähnliche Artikel schilderten die demonstrative Besetzung von Grünflächen, deren Betreten in Wien damals noch weitgehend verboten war. Einmal war in diesem Zusammenhang wohl vom Burggarten die Rede, ein anderes Mal vom Belvedere oder vom Garten des Schloses Schönbrunn. In einem Blatt, das gern halb nackte Mädchen in neckischen Posen zeigte, wurde angedeutet, daß die sogenannten Anarchisten sich nicht mit einem bloßen Sit-In zufriedengegeben hätten, sondern drauf und dran gewesen seien, es in ein Love-ln übergehen zu lassen. Ich las das und lachte darüber, kam jedoch nicht auf die Idee, daß es sich dabei um Pepi und die Seinen handelnkönnte.
Gewährsleute brauche ich also für diese Anfänge. Ein Gewährsmann war nicht aufzutreiben, aber eine Gewährsfrau habe ich mit Glück gefunden. Nein, nicht diejenige, die sich als Prohaskaspezialistin Nummer Eins aufspielt, seit uns der Prophet abhanden gekommen ist. Diese SibylleSeidl, Verkünderin dessen, was er nie gesagt und getan hat, ist ja erst sehr sehr spät zu Pepis Schar gestoßen. Sibylle Seidl! Meinen Informationen nach heißt sie gar nicht Sibylle. Sondern schlicht Berta. Schon der Name ist also Hochstapelei. Von ihr soll aber erst später (und wenns nach mir geht, sehr sparsam) die Rede sein. Meine Gewährsfrau für die Anfänge von Pepis Mission heißt Mitzi. (S. 240f.)
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