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Leseprobe: Martin Kubaczek - "Amerika."

Omies Sprechen war wie ein Singsang. In ihrem Tonfall lag etwas Stabilisierendes. Es kam Theo vor, als schwinge in allem ein "So ist das! You'd better accept it!" mit, als gelte bei allem, egal was einer tat, nur der eine Maßstab: ob er dabei zurechtkäme mit dem Leben, mit sich selbst, and you'd better! Da war eine Warnung vor falschen Erwartungen, vor unangemessenen Forderungen an die Umgebung, eine Warnung, sich besser mit dem einzurichten im Leben, was erreichbar war, keine falschen Utopien, don't take bigger bites than you can chew, beiß nicht mehr ab, als du kauen und verdauen kannst, das leuchtete Theo ein, es war eine step by step philosophy, die Common Sense gebot und Ungestüm vermied, etwas, das offenbar notwendig war, um ein Überborden in Euphorie oder Verzweiflung zu vermeiden.
Es gab hier mehr Annahmen und Setzungen, als er angenommen hatte, und sie schienen nicht hinterfragbar zu sein. Im Gegenteil: Alles war klar in diesem Land, zugeordnet auf ein Links und Rechts, ein Entweder-Oder, es gab keine großen Alternativen in der Beurteilung, kein differenzierendes Spektrum, jede Begegnung bedeutete zuerst ein kurzes Abchecken, eine rasche Entscheidung, einen kurzen Entschluß: Bist du Freund, bist du Feind, komm herein, setz dich nieder, have something to drink, but that's all I can offer you, man richtet den nächsten wieder auf seine Füße und lehrt ihn zu gehen. Man belastet nicht den anderen, das ist gegen die Würde, take care of yourself, das ist besser, es gibt dazu eine Verpflichtung. Nicht: Was kriege ich vom Staat?, sondern ein: Was kann ich dem Staat geben?, nicht: Was kann ich rausholen?, sondern: Was kann ich beitragen?, to contribute, schlug Theo in seinem Wörterbuch nach, support, auch gut, er notierte es in seinem Notizbuch, contributor, Lynn wiederholte leise die richtige Aussprache, als sie zu Omies Haus hinübergingen, Lynn schämte sich, sie war traurig, aber sie korrigierte ihn. Ach, wenn dieser Mann englisch könnte, wenigstens! Sie runzelte die Stirn und sah von Theo weg über die Zäune zu den Emus hin, deren Köpfe sich in der Dunkelheit gegen den von den Lichtern der Stadt erhellten Himmel wie dunkle Blumenstengel abhoben und langsam wiegten. Gehe ich dir auf die Nerven?, fragte Theo verblüfft. Nein, ist schon recht, sagte Lynn. Aber es klang nicht überzeugend.
(S 63 f)

© 2002, Folio Verlag, Wien - Bozen.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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