Siegi Marlek wischte sich die Tränen aus den Augen und rief: "Gibt?s denn in diesem Saftladen keine anständige Musik?"
Da weder die Wirtsleute noch Franz in der Nähe waren, erhob er sich und verkündete: "Ich werde mich mal lieber selber drum kümmern."
Auf dem Gang stieß er fast mit Sophie zusammen. Sie hatte ein Tablett mit einem kleinen Gruß des Hauses in den Händen. Die Sülzchen sahen köstlich aus. Marlek hatte nur Augen für ihren halb entblößten Busen. Als er seine Arme um ihre Taille schlang, steckte sie ihm neckisch ein Sülzchen in den Mund. Er legte seine Hand zwischen ihre Brüste.
Die vernichtende Kritik aus seiner Feder hatte ihr einen gehörigen Schrecken eingejagt. Als er sie mit vollem Mund abschmuste, ließ sie ihn, die Schulden ihres Mannes vor Augen, gewähren. Selbst Max hatte ihr nahe gelegt, in Zukunft ein bisschen netter zu Siegi Marlek zu sein. Verstohlen blickte sie sich um.
Ein gekünsteltes Lächeln auf den Lippen, wandte Max sich ab. Nicht zum ersten Mal akzeptierte er stillschweigend, dass sich der alte Lustmolch an seiner Frau vergriff. Dieser Schlappschwanz würde nicht nur mich, sondern auch seine Seele an den Teufel verkaufen, um eine gute Kritik zu bekommen, dachte Sophie und ließ sich von Marlek die Zunge in den Mund stecken.
Herr Franz konnte die Schmuserei allerdings nicht länger mit ansehen. "Sind wir hier in einem Puff?", fauchte er die beiden wütend an.
(S. 49 f.)
© 2002, Europa Verlag, Hamburg, Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.