logo kopfgrafik links adresse mitte kopfgrafik rechts
   
Facebook Literaturhaus Wien Instagram Literaturhaus Wien

FÖRDERGEBER

Bundeskanzleramt

Wien Kultur

PARTNER/INNEN

Netzwerk Literaturhaeuser

mitSprache

arte Kulturpartner

Incentives

Bindewerk

kopfgrafik mitte

Lisa Lercher: Der letzte Akt.

Kriminalroman. Mit Mordrezeptlesezeichen.
Wien: Milena Verlag, 2001.
(Giftmelange; Bd. 11)
224 S., brosch., öS 168.-,
ISBN 3-85286-094-6.

Link zur Leseprobe

Antonia ist eine Frau mit vielen Gesichtern. Vielmehr: war. Erfolgreiche Schauspielerin, rücksichtslose Egoistin, schwaches Weiblein mit dem Hang, sich immer wieder die falschen Männer auszusuchen, chaotische Esistenz hinter der Fassade einer Powerfrau, himmelhochjauchzend, zu Tode betrübt - und zu Tode kommt sie nun auch wirklich. Von Alkohol und Drogen betäubt, ertrunken in ihrer Badewanne. Fremdeinwirkung ist nicht auszuschließen, meint man bei der Polizei und schließt die Akten.

Dabei hat alles recht harmlos angefangen, mit einer kleinen Verschwörung von Frauen, die einem machoiden Stadtrat eins auswischen wollten. Ein paar kompromitterende Akten werden geklaut, ein Skandälchen in Vorwahlzeiten provoziert, nur eine kleine Bosheit, so wars gedacht. Doch natürlich kommt alles ganz anders, kein Krimi, wenn es nicht so wäre.
Antonias Tod macht der vergnüglichen Konspiration ein Ende. Die Recherchen zweier Freundinnen bringen wenig Erfreuliches aus dem Privatleben des Opfers ans Tageslicht: Opfer war die Tote nämlich schon zu Lebzeiten, Gewaltattacken ihres drogensüchtigen Freundes ausgeliefert - der sich nun auch als Hauptverdächtiger nahezu auf dem Silbertablett präsentiert, aber das wäre ja wohl zu einfach, oder?

Lisa Lerchers Kriminalroman kreist sehr engagiert um die Themen Gewalt, Misshandlung und sexuelle Belästigung, spürt ihnen nach in Liebesbeziehungen, am Arbeitsplatz, in auf den ersten Blick belanglosen Alltagssituationen, und nennt sie doch immer wieder "Schnee von gestern" - abgedroschen klingt, was keiner hören will. Die Autorin, Erziehungswissenschaftlerin und Fachfrau im Bereich "Gewalt gegen Frauen und Kinder" hat Sinn für Gesten von Macht und Unterwerfung und weist damit den Figuren präzise ihren Platz in den jeweiligen Szenen zu.

"Der letzte Akt" ist aber trotzdem in erster Linie ein klassischer Krimi. Täter, Taten, Tote und Motive - alles vorhanden. Und am Ende auch bis ins letzte Detail aufgeklärt. Nichts bleibt offen, alles kommt ans Tageslicht - ist das geheimes Wunschdenken angesichts der Dunkelziffer ungesühnter Grausamkeit in der Familie?

Lösen können den Fall jedenfalls die beiden Freundinnen, die eine als Journalistin ans Recherchieren gewöhnt, die andere, unsere Protagonistin, eine Telefonberaterin, die es versteht, ihren Gesprächspartnern Vertrauen einzuflößen. Und von einer verpatzten Affäre in die andere rutscht, während es längst zwischen ihr und ihrem Arbeitskollegen knistert... der für sie da sein wird, wenns brenzlig wird, denn Detektiv spielen kann gefährlich werden. Besonders wenn man Personen des öffentlichen Lebens bei zwielichtigen Machenschaften ertappt: In einem Sumpf aus Korruption und Menschenhandel haben allenfalls kleine Mädchen ihre Unschuld, neugierige Feministinnen aber gar nichts verloren.

Und am Ende läuft alles glatt, zu glatt vielleicht, ein Happy-End nach einem Plot mit Hand und Fuß. Künstlerische Originalität, stilistischen Eigenwillen wird man hier vergebens suchen, doch gediegenes Handwerk, ein weiterer spannend erzählter Krimi der Reihe "Giftmelange" des Milena-Verlags, hat schließlich auch seinen Reiz.

 

Sabine E. Selzer
15. Oktober 2001

Originalbeitrag

 

Link zur Druckansicht
Veranstaltungen
Junge LiteraturhausWerkstatt - online

Mi, 13.01.2021, 18.00–20.00 Uhr online-Schreibwerkstatt für 14- bis 20-Jährige Du schreibst und...

Grenzenlos? (Literaturedition Niederösterreich, 2020) - online

Do, 14.01.2021, 19.00 Uhr Buchpräsentation mit Lesungen Die Veranstaltung kann über den Live...

Ausstellung
Claudia Bitter – Die Sprache der Dinge

14.09.2020 bis 25.02.2021 Seit rund 15 Jahren ist die Autorin Claudia Bitter auch bildnerisch...

Tipp
LITERATUR FINDET STATT

Eigentlich hätte der jährlich erscheinende Katalog "DIE LITERATUR der österreichischen Kunst-,...

OUT NOW flugschrift Nr. 33 von GERHARD RÜHM

Die neue Ausgabe der flugschrift des in Wien geborenen Schriftstellers, Komponisten und bildenden...