Roman.
Aus dem Slowenischen von Johann Strutz.
Klagenfurt, Salzburg: Wieser, 1997.
212 S., geb.; öS 278.-.
ISBN 3-85129-196-4.
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Die Ereignisse spielen im Jahre 1669/70. Ort der Handlung ist der Markt Kappel im Süden des heutigen Kärnten. Zur Veranschaulichung der topografischen Besonderheiten dient eine Skizze aus der Vogelperspektive, die alle für die Geschichte wesentlichen Plätze und Gebäude verzeichnet. Das Figureninventar erstreckt sich vom Marktrichter, Pfarrer, Wirt bis zum Bauer und zur Mätresse als Vertreter des Marktes Kappel. Als von außen Kommende sind vor allem der Visitator Adam Glabotschnig und der geistliche Forscher und Historiograph Vitezovic zu nennen.
Zwar ist historisch das tiefe Mittelalter mit Inquisition, Folter und Hexenverbrennung bereits zu Ende, trotzdem wird Kappel samt seinen Einwohnern nicht nur vom Visitator, dem vom Landesfürsten entsandten Prüfer, heimgesucht. Gleichzeitig begeben sich absonderliche Dinge, die vom ländlichen Aberglauben gespeist sind. So wird etwa der gefürchteten Autorität des Visitators mit abschreckenden Tierkadavern geantwortet. Dem Seher Zaboden dreht sich die Welt auf den Kopf. Der Markthure Crnokruhova wird aufgrund ihres Lebenswandels Unheil prophezeit. Es wird von einer Magd berichtet, deren magische Kräfte die Kuh Maroga auf die Knie zwingen.
Dieses Kuhwunder und viele andere schwer erklärbare Begebenheiten bilden den Rahmen für die Vision Zabodens. Er berichtet von der bevorstehenden Ankunft eines Diebes, des Mathis Löb, in Kappel. Dieser Mathis Löb hat gemeinsam mit seinem Bruder Jergen und einem alten Kavalleristen den Gerber Zipper aus St. Paul um seine Kuhhäute gebracht. Durch mißliche Umstände wurde Jergen bereits Stunden danach festgenommen. Sein schmerzlicher Weg durch gut bestückte Folterkammern bis hin an den Galgen wird gerahmt von volksfesthaften Umtrieben. Man fühlt sich gerade hier nicht zu Unrecht an Bilder von Pieter Bruegel d. Ä., genannt Bauernbruegel, erinnert.
Auch Mathis wird gefaßt. Während sein Bruder (in Erinnerung an seine Großmutter, der man Hexerei nachsagte) am Galgen endet, wird er in den Hungerturm verfrachtet.
Zuguterletzt scheint das "Chaos" wieder beseitigt. Die Mittel und Wege zu Zucht und Ordnung hinterlassen allerdings einen bitteren Nachgeschmack.
Claudia Holly
13. August 1997