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Leseprobe: Marlene Streeruwitz - "Jessica, 30."

"... Alles wird gut, ich muss nur die Praterhauptallee hinauf- und hinunterrennen und dann ist wieder alles gut, dann kann ich das Schokoeis von heute Nacht und das Essen von Weihnachten vergessen und dass ich nicht geschlafen habe, wegen dem Gerhard, obwohl ich das gar nicht will und es gar keinen Grund gibt, den so ernst zu nehmen, aber beim Laufen dann, dann brauche ich an nichts zu denken, und bei der Kälte vergeht einem auch noch jeder Wunsch, ich möchte nicht, eigentlich möchte ich gar nicht, überhaupt nicht, ich möchte in der Badewanne liegen und warmes Wasser um die Haut und nur daliegen und nicht bewegen, bewegen nur, wenn das Wasser schaukelt und warm und nicht aus dem Auto in diese Kälte hinaus und der Mann da, in dem roten Fiat, der zieht sich auch seine Joggingjacke an, der wurschtelt sich auch in seine Windstopperjacke oder nein, der zieht sie aus, der ist schon fertig, der ist schon laufen gewesen, ich werde erst in einer Stunde so dasitzen und er ist ja auch ganz rot im Gesicht, shit, der hat es schon hinter sich und warum ist es nicht schon eine Stunde später und jetzt geh endlich, zieh den Mantel aus und steig aus dem Auto, Jessica Somner, reiß dich zusammen, du hättest ja das Eis nicht essen müssen, Issi, heute Nacht, und was für eine Idee, dieses Schokoeis und dann noch eine ganze Packung Mövenpick Maple Walnut und wenn die Dose Schlagobers nicht ausgegangen wäre, hätte ich die auch ganz gegessen und hat du das notwendig, ich meine, es ist gerade nicht alles so toll, aber deswegen gleich in die Fettsucht, der Ausgleich für mangelnde Sexualität kann es nicht sein, ich hole mir ja, was ich will und irgendwie ist es gar nicht so schlecht, wenn er dann weg ist und gerade nach Hause fährt, wahrscheinlich bin ich sozialfrigid, wenn es nur schön ist, wenn keiner da ist und die Männer wirklich nur das Vorspiel und es lebe die Onanie und es interessiert ja auch keinen, eigentlich und jetzt, meine Liebe, jetzt wird ausgestiegen, wenn dich sonst nichts verzehrt, dann muss auch das selber getan werden und hinaus und ja, es ist kalt und ich laufe lieber los, zum Stretchen stehen bleiben, da erfriere ich, das muss die Thermounterwäsche leisten, die Muskeln wärmen und jetzt los [...]"

(S. 6f.)

© 2004, S. Fischer, Frankfurt am Main.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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