16. April 98, Wien. die "Hausordnung der Krankenanstalten der Gemeinde Wien" wäre brauchbar für eine Patienten-Typologie. den wienerischsten wird eingeschärft, sie dürften keinesfalls das Spitalsessen untereinander tauschen. lege mich lieber zu denen, welche die "Benützung des Krankenbettes in Straßenkleidung (insbesondere Schuhen) versagt wird und auf welche auch das herzlose Diktat abzielen könnte, das Besuchtwerden durch Haustiere sei unstatthaft. ein anderer Typ, wer - selbst ist der mündige Patient! - "diagnostische oder therapeutische Apparaturen eigenmächtig in Betrieb nimmt oder abschaltet", letzteres gewiß auch nur aus Besserwisserei und nicht, um dem Jammer ein Ende zu machen. "Wäsche und Kleidung werden bis zur Entlausung des Patienten im Kleidermagazin verwahrt", nur ein Lesefehler. ein Druckfehler aber (siehe das katholische Kreuzpartikel-Küssen) die "Schutzpartikel".
eine Fünfundsiebzigjährige über ihren Vater: der sei dichtbehaart gewesen; als kleines Mäderl zu ihm ins Bett zu huschen und ihm über die Arme zu streichen, das sei so "ich-weiß-nicht-wie" gewesen, daß sie noch heute durchschauert werde vom Anblick der behaarten Hände eines fremdländischen Taxichauffeurs (da schlüpft das Rotkäppchen zum Wolf unter die Decke und gruselt sich über das Haarkleid der Großmutter. der also nackt und also ein Kinderfazara).
(S. 38 f)
© 2002, Residenz Verlag, Salzburg, Wien, Frankfurt.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.