Ja, nun haben sie ihn. Jetzt ist er endgültig tot. Ausgeliefert der staatlichen Leichenordnung. Die Ärzte werden seinen zerschossenen Körper öffnen, die Polizisten alle Laden in seiner Wohnung, sie werden in den Tagebüchern stöbern und die Hochglanzfotos der lebenslustigen, jungen Frauen befingern, die Ari nachgelaufen sind, weil sie alle von ihm geliebt werden wollten. Was aber werden sie finden? Ein paar unbekannte Details über den Toten vielleicht, aber sicher nichts, was den Mörder kenntlich machen wird. Denn einer, der es wagt, mitten auf dem Platz vor der Klagemauer am hellichten Tag seinen Feind niederzuschießen, hinterläßt keine Spuren in irgendwelchen Nähkästchen.
"Machst du einen Bericht?"
"Ja ... Obwohl ich weiß, daß so ein Journalistentod keine Fernsehnachricht ist. Das ist unser Berufsrisiko. Daß man draufgeht bei seinen Recherchen. Im letzten Jahr sind rund um die Welt sechsundzwanzig Auslandsjouranlisten ermordet worden, und nicht einer war eine internationale Nachricht wert. Oder hältst du für möglich, daß er was mit Drogen zu tun hatte? Er war lang in China. Rufst du mich an, wenn du was hörst?" (S. 10f.)
© 1999, Edition Va Bene, Wien, Klosterneuburg.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.