Lalades
(Frühling auf Chios)
Ist der Wind der einzige
Spielgefährte am Strand
glänzen die schwarzen Lavasteine
von der Wucht der Wellen
dann gießt Eos den Farbtopf
über die Wiese aus
ein Meer von grellroten Tulpen
grüßt mit sanftem Nicken
die uralten Olivenbäume
seltener Reichtum fürs Auge
bevor das Grasgrün
in der Sonne verbrennt.
Nur das Olivenblatt
raschelt matt
im Sommerwind.
(S. 10)
Sehnsucht
Dunkler Samt ist deine Haut.
Mit den Fingerspitzen streiche ich aufwärts
fühle das Spiel der Muskeln
meine Zunge kostet ihre schokoladefarbene Glätte.
Du wisperst mir fremde Worte der Sehnsucht
nach Ferne und Wärme ins Ohr.
Meine Finger verfangen sich
in deiner kräftigen Krause
sonnengleich durchflutet mich
deine Umarmung
weiß und schwarz und schwarz und weiß
durchdringen wir uns
rote Blütenblätter umschließen
ihren dunklen Stempel
süß fließt der Nektar.
(S. 19)
© 2000, Edition Doppelpunkt, Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.