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Leseprobe: Herbert J. Wimmer - "auto stop"

siebzehnter tag / vierter august, montag

Heiter bis wolkig. Sehr warm. Tagestemperaturen 28 bis 30 Grad. Wasserstand: Wien - Reichsbrücke: 235, schwach fallend.

DEMONSTRATIVE HERZLICHKEIT IN RUMÄNIEN - DIE SOWJETS GROLLEN

>>FALL KENNEDY<< :
VIELLEICHT DOCH EXHUMIERUNG

[...] die mitfahrerin beobachtet hingerissen die lautkörperkunst: mir können sie antun was sie wollen aber meine werke müssen gut behandelt werden denn ausserhalb meiner arbeiten existiere ich nicht habe ich nie existiert nur als werk gibt es mich und ich weiss dass ich hervorragendes leiste wie beschissen letztklassig feige unverlässlich wortbrüchig versoffen verfressen geil hinterhältig lieblos ausbeuterisch unverschämt schlampig unperfekt kriecherisch inkonsequent heuchlerisch speichelleckerisch arschkriecherisch konturlos verräterisch mittelmässig kleinbürgerlich nachtragend engstirnig lügnerisch weinerlich hysterisch heroisch unkommunikativ kleinstkariert ekelhaft rechthaberisch unerträglich selbstüberschätzerisch nicht auszuhaltend megalomanisch und megadepressiv uneinsichtig uncool ich auch gewesen sein mag meine erinnerung an mich setzt ein wenn ich arbeite und es gut ist was ich bin ist das werk in ihm ist alles gelöst aufgelöst was von mir übrig ist ausserhalb bin ich nicht mehr da absolut nicht mehr da hat mich die absolution ereilt und auch sie bedeutet mir nicht mehr mein werk und mein name unauflöslich miteinander verbunden wie die unterseiten und oberseiten der farbschichten die vorderseiten und rückseiten der leinwände die inhalte und die formen die rahmen und das gerahmte ich wiederhole mich doch meine arbeiten sind mehr als die summe meines wiederholens die wiederholungen und das wiederholte der zeitpfeil und die kontinuität die zeit im raum und der raum in der zeit die entropie und die differenz öffnen sie das handschuhfach: die mitfahrerin öffnet das handschuhfach sehen sie die pistole die mitfahrerin sieht keine schusswaffe ich habe sie versteckt der alte mann lächelt eine hinterlistig verzeifelte grimasse ich habe sie in meiner erinnerung versteckt das lässt mir noch etwas zeit an die verbreitung meiner arbeiten zu denken unterwegs zu bleiben von kunstverein zu kunstverein von galerist zu galeristin er deutet nach hinten nachdem ich mich losgeworden bin will ich noch diese stinkenden farbfetzen loswerden die baupläne der installationen tonnen von farbe quadratkilometer leinwand hartfaserplatten holz metall kunstoff deshalb lebe ich noch seit ich mich erinnern kann: haben sie schon einmal daran gedacht folgt die mitfahrerin einem impuls den sie zu schwach ist zu unterdrücken dass es ihr überleben ist das ihrem werk schadet: aus der erinnerung holt der alte mann die pistole unter seinem fahrersitz hervor und steckt sich den ölfeuchten lauf in den mund während die autobahn den kombi vorwärtssaugt versuchen zwei personen einander nicht aus den augen zu verlieren profil zu profil die heraushängende pistole als scherenschnitt ein selten blöder anblick erinnert sich der alte mann was für ein arschloch das muss doch einmal aufhören hören sie auf sich so idiotisch aufzuführen beteiligt sich die mitfahrerin am versuch die verfahrene situation zu retten

<< in vierzehn tagen wird das publikum von woodstock in der erinnerung die suite judy blue eyes von crosby, stills & nash hören >>
(S. 69ff.)

Lesen Sie hier auch das Nachwort von Wendelin Schmidt-Dengler

© 1999, Sonderzahl, Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

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