logo kopfgrafik links adresse mitte kopfgrafik rechts
   
Facebook Literaturhaus Wien Instagram Literaturhaus Wien

FÖRDERGEBER

Bundeskanzleramt

Wien Kultur

PARTNER/INNEN

Netzwerk Literaturhaeuser

mitSprache

arte Kulturpartner

Incentives

Bindewerk

kopfgrafik mitte

Leseprobe: Friedrich Ch. Zauner - "Gesammelte Prosa."

Immer wieder kommen ihm Bilder aus seinem Traum in die Quere, er erinnert sich an Straßen, die sich verformen, wegbrechen, unvermittelt aufhören, endlose Straßenschläuche, die nirgendwohin führen. Und irgendwann ist er natürlich abgestürzt, aber das hatte nichts Erschreckendes, es war nur der selbstverständliche Absturz wie am Ende eines jeden Traumes. Er ist auch nicht davon aufgewacht, aufgewacht ist er schon viel früher. Mit dem Geruch von kochendem Asphalt in der Nase, jenem klebrigen, öligen Gestank, der an Moder erinnert, an Verwesung. In der Hölle vielleicht muß es ähnlich riechen.
Bulle denkt nach, der ist sich sicher, er hat am Vortag nicht gesoffen. Ein Bier vielleicht vor dem Einschlafen, höchstens zwei, nicht mehr. Dieses dumpfe Gefühl in seinem Schädel ist kein Kater. Er kennt das: Kopfweh, Haare wie unter Strom und ein hysterischer Magen, der sich bis hinauf in den Kehlkopf stülpt, ständig auf der Kippe, sich auszuschütten bei der geringsten Bewegung, als ob er mit dem Halbverdauten gleichzeitig auch den Darm, die Galle, den gestrigen Tag und das ganze verdammte Gedächtnis auskotzen wollte. Nichts von alledem jetzt, einzig der Gestank von Teer in seinem Kopf, ein widerlicher Geruch, der übriggeblieben ist, unzweifelhaft, vom Alptraum der vergangenen Nacht. (aus: Bulle, S. 6)

"Fräulein."
"Ja?"
"Bringen Sie mir vorher einen Schluck Bier."
Das Mädchen schaut den Gast mit der ganzen Ratlosigkeit ihres bäuerlichen Gesichtes an. Ob sie noch nie erlebt hat, daß jemand vor dem Frühstück Bier verlangt, oder ist es, weil sie einfach nicht weiß, wei man einen Schluck einschenkt?
Langheim hat gestern eine schlimme Nacht gehabt.
Er ist ziemlich früh zu Bett, müde von langen Fußmärschen durchs Unterholz am Ufer des Klammsees, von der Luft, von der Herbstsonne. Er hat gestern darauf verzichtet zu fischen, in den vier Tagen vorher ist es ihm nicht gelungen, einen Hecht an die Angel zu bekommen. Und Elritzen, Aitel, Steinbeißer, Äschen, all das Kroppzeug, kurze Schwänze, die man doch wieder zurück ins Wasser schmeißt, reizen ihn nicht, lenken ihn nicht ab, wecken seinen Jagdinstinkt nicht wirklich. Also hat er sich entschlossen, Angel und Kescher zu Hause zu lassen und die Gegend, die er sonst nur vom See aus zu sehen gewohnt war, einmal aus einer anderen Perspektive kennenzulernen. Er wurde nicht enttäuscht. Die Landschaft ist simpel, kantig, grobgestrickt. Alles scheint exakt so, wie man erwartet, daß es sei, und doch kommt keine Langeweile auf. Langheim kann gut verstehen, daß man, so sperrig er sich darbietet, dieses Fleckens nicht so rasch überdrüssig wird, daß man, einmal an die lange Leine genommen, wieder zurückkehrt und immer wieder, wie jenes Pensionistenehepaar, das als einziges neben ihm selbst noch den Gasthof belegt. (aus: Scharade, S. 6)

© 1998, 1999, Steinmaßl, Grünbach.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Link zur Druckansicht
Veranstaltungen
Junge LiteraturhausWerkstatt - online

Mi, 13.01.2021, 18.00–20.00 Uhr online-Schreibwerkstatt für 14- bis 20-Jährige Du schreibst und...

Grenzenlos? (Literaturedition Niederösterreich, 2020) - online

Do, 14.01.2021, 19.00 Uhr Buchpräsentation mit Lesungen Die Veranstaltung kann über den Live...

Ausstellung
Claudia Bitter – Die Sprache der Dinge

14.09.2020 bis 25.02.2021 Seit rund 15 Jahren ist die Autorin Claudia Bitter auch bildnerisch...

Tipp
LITERATUR FINDET STATT

Eigentlich hätte der jährlich erscheinende Katalog "DIE LITERATUR der österreichischen Kunst-,...

OUT NOW flugschrift Nr. 33 von GERHARD RÜHM

Die neue Ausgabe der flugschrift des in Wien geborenen Schriftstellers, Komponisten und bildenden...