Vom Gabelfrühstück des Fleischhauers
Es ist nicht die zeitliche Stund in der Früh,
die den Fleischhauer fertig macht, auch nicht die Müh,
die das Schlagen und Ausbeineln macht, noch die Hast;
doch um zehn Uhr im Schlachthaus die dampfende Rast
bei den Zögern, die reißt ihn hinein.
Da ist im Gefäß das geronnene Blut,
und geröstet mit Kümmel auf Schmalz schmeckt es gut;
und da starrt aus den Knochen das kernige Mark,
das er roh mit dem Feitel aufs Brot fingerstark
sich streicht, und das reißt ihn hinein.
Da wird Pfeffer und Paprika reichlich gestreut,
und der Durst, den die Kost ihm macht, ist nicht von heut;
spült ein Seidel Gespritzter den Schlund ihm auch rein,
ohne Essig und Wein kann im Magen nicht sein
so viel Fett, und das reißt ihn hinein.
Und kein Mensch kann wolln, daß er die Suppe verschmäht,
die zu Mittag im riesigen Wurstkessel steht
und gewürzt ist mit Lorbeer, Zimt, Nelken und Nuß,
daß die Schlagader klopft und er trinken gehn muß
noch ein Glas, und das reißt ihn hinein.
(S. 285)
(c) 1998, Paul Zsolnay Verlag Gesellschaft m. b. H., Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.