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Rolf Steininger (Hrsg.): Vergessene Opfer des Nationalsozialismus.

Innsbruck, Wien, München: Studien Verlag, 2000.
134 S., brosch.; öS 248.-.
ISBN 3-7065-1434-6.

Diese Beiträge aus dem Kontext des Instituts für Zeitgeschichte an der Universität Innsbruck befassen sich mit den "vergessenen" Opfern des Nationalsozialismus, mit jenen Männern und Frauen, die wegen ihres "Andersseins", für ihre religiöse Überzeugung oder ihre sexuelle Orientierung verfolgt und hingerichtet wurden: Zeugen Jehovas, Pazifisten, Zwangsarbeiter, Homosexuelle, Lesben, Prostituierte - Menschen, deren Widerstand wenig gilt, "weil er nur die Ordnung stört, während den großen Umsturz die Geschichte rechtfertigt".

Ausgangspunkt war eine vom Informationsdienst der Zeugen Jehovas initiierte Ausstellung über das Schicksal der Religionsgemeinschaft in Österreich von 1938 bis 1945 samt einer begleitenden Vortragsreihe. Entsprechend ausführlich wird die Verfolgung der Zeugen Jehovas in den Beiträgen von Franz Aigner und dem Linzer Strafrechtler Reinhard Moos dargestellt: Von der Mitgliederzahl her sehr klein, liest sich die Opferzahl in Relation ungewöhnlich hoch: 80% von ihnen wurden inhaftiert, davon fast 10% hingerichtet. Insgesamt kam ein Viertel der österreichischen Zeugen Jehovas unter Hitler ums Leben, aggressiv verfolgt nicht zuletzt wegen ihres konsequent gelebten Bibelverständnisses, das auch Wehrdienstverweigerung bedeutete.

Rolf Steininger geht in seinem Beitrag über Kirche und Holocaust nicht auf den Widerstand der Basis ein, sondern auf den von der katholischen Führungsschicht argumentativ angeführten, in der Glaubenslehre verankerten Gehorsam gegenüber der - legalen - staatlichen NS-Obrigkeit, der die Bischöfe und den Papst zu Euthanasie und Judenmord schweigen ließ.

Nicht der Fortpflanzung dienende und außereheliche Sexualität stigmatisierte Homosexuelle und Prostituierte unter Hitler zu "Gemeinschaftsfremden", die mit Arbeitslager und später KZ-Haft bestraft und innerhalb der Häftlingshierarchie ein zweites Mal diskriminiert wurden, wobei das System im Falle der Prostituierten aus der Verfolgung noch Profit schlug. Wie Eva Pfanzelter ausführt, hatten die sogenannten "Asozialen" weder vor 1945 noch nachher eine Lobby, die um Entschädigung gekämpft oder an Gedenkstätten ihr Leid für erinnerungswürdig befunden hätte. Auch haben die Betroffenen selbst kaum Berichte hinterlassen, so daß der Forschung viele Quellen verschlossen blieben.

Florian Freund präzisiert in seinem abschließenden Beitrag die "Ausländereinsatz" genannte Zwangsarbeit von hunderttausenden Zivilisten, KZ-Häftlingen und Kriegsgefangenen in allen Bereichen der deutschen Wirtschaft und in aller Öffentlichkeit als Vorwegnahme des nationalsozialistischen Konzepts einer nach rassistischen Kriterien aufgebauten Gesellschaft.

Ursula Seeber
9. April 2001

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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