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Leseprobe: Bernhard Strobel - "Sackgasse."

(S. 41f)

Es war Donnerstag, Jan saß am Küchentisch. Im Wohnzimmer lief der Fernseher, aber von seiner Position aus konnte er den Bildschirm nicht sehen. Neben ihm war das Fenster gekippt, ein leichter Wind wehte herein. Weiter hinten, über den Dächern der Häuser, zogen sich Wolken zusammen. Ein Kälteeinbruch stand bevor, es war Ende November, und er musste gerade daran denken, dass die Wippschaukel am Balkon noch nicht abgedeckt war, und er wollte sich schon auf den Weg in die Abstellkammer machen, um nach der Plane zu suchen, als er hörte, wie die Eingangstür aufgesperrt wurde. Es kam etwas überraschend, er war der Meinung gewesen, dass er noch mindestens eine Stunde Zeit hätte, bevor Eva nach Hause kam. Er täuschte sich, es war inzwischen fünf Uhr geworden. Er hatte sich eine Woche frei genommen, während Eva weiter zur Arbeit ging. Sie trafen sich vor der Tür.
"Hallo", sagte sie, während sie sich an ihm vorbei ins Vorzimmer zwängte. Jan sah zu, wie sie sich die Schuhe abstreifte, beide mit einer Hand. Er stand hinter ihr. Er konnte sehen, dass ihre Sohlen nass waren. Er war etwas verwundert darüber, es hatte den ganzen Tag nicht geregnet. Das Büro, in dem sie arbeitete, lag nur fünf Straßen entfernt, und er konnte sich nur schwer vorstellen, dass sie auf dem Weg von dort in einen Regenguss gekommen sein sollte. Bis zu dem Zeitpunkt, da sich der Himmel verdunkelte, war fast keine Wolke zu sehen gewesen. Ihr Mantel war ebenfalls nass. Er war gerade am Überlegen, ob er sie danach fragen sollte, oder ob es ihm überhaupt wichtig genug war, als er plötzlich entdeckte, dass sie einen Koffer bei sich hatte. Er war schwarz, mit zwei goldenen Verschlüssen, und er kannte ihn nicht. Sie hatte ihn neben dem Schuhkasten abgestellt, fast versteckt an der Wand. Aha, dachte er, deshalb also die seltsame Bewegung. Er trat einen Schritt zur Seite, um ihn besser sehen zu können. Sie hatte wohl nicht damit gerechnet, dass er sie vor der Tür erwartete, dachte er. Er lächelte. Als sie sich dann zu ihm umwandte, weil sie keine andere Wahl mehr hatte, konnte er sehen, wie sie seinem Blick auswich.

© 2007 Literaturverlag Droschl, Graz-Wien.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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