aus "Der Anfang von Etwas"
Die Tür zu dem Raum war nicht im Schloss, sah ich jetzt, und den Spalt, den der Luftzug öffnete und wieder schloss. Auch in diesem Raum lag alles weiß unter Laken. Meine Lage war unerkannt, immerhin, und das sollte so bleiben, also schloss ich die Tür. Die Klinke lag angenehm kühl in der Hand. Jetzt nahm ich auch den Geruch wahr, der mir bisher nicht aufgefallen war, obwohl er stark und bestimmend auf allem lag, der Geruch alter Menschen, Medikamentengeruch. In wessen Geschichte war ich geraten, dachte ich, sie gehörte so wenig zu mir wie dieser Geruch, der nun mein Geruch war. Wie ich nicht an diesen Ort gehörte, so gehörte nichts darin mir, außer den Notizen, mit denen ich nichts anzufangen wusste und die ich zugedeckt hatte wie alles andere auch. Den Sätzen war nicht zu trauen. Anders war es nicht, stand da, etwas liegt gegen mich vor und wer wird mir denn glauben, kein Mensch. Beteuerungen lösten Vorwürfe ab, Behauptungen jeder Art, auf die ich mir keinen Reim machen konnte, Vermutungen, Selbstbezichtigungen, unleserlich gemachte Passagen. Nebenan knarrte Parkett. (S. 90)
© 2006, Kiepenheuer & Witsch, Köln.