Der Papagei, der's zu was gebracht hat
Der Onkel, der's zu was gebracht hat, eine Nichte, die's zu nichts gebracht hat, außer zu einem Sohn, der's nie zu was bringen wird. Und weil ihm, dem Onkel, von allen irdischen Gütern nur die Kinder versagt geblieben sind, hat er sich diesen vaterlosen Sohn zum Ziel seiner großzügigen Geschenke erwählt. Seine Frau, die Tante, die's zu was gebracht hat, nämlich zu ihm, einem erfolgreichen Mann, wünschte sich schon lange einen Papagei. Den bekam sie auch, teuer war er und nicht einfach zu erwerben, weil diese Viecher irgendwie geschützt sein sollen. Der Tierhändler, der ihm das erklärte, wird's wohl auch nie zu was bringen. Na, immerhin, der Papagei war schließlich doch zu kaufen. Die Tante, die's zu was gebracht hat, bekam aber leider eine Allergie gegen das teure Vieh. Umtauschen konnte er es nicht, denn der Handel war nicht ganz legal und der Händler anonym geblieben. Aber da war ja noch der Kleine und sein baldiger Geburtstag. Der Onkel fand sich bei seiner Nichte ein mit Papagei und Voliere. Und er erntete nicht allzuviel Dankbarkeit, weil die Voliere fast das halbe Wohnzimmer der kleinen Gemeindewohung einnahm. Doch einen Mann, der's zu was gebracht hat, stört mangelnde Dankbarkeit nicht sonderlich, immerhin war das Vieh entsorgt.
Die Nachbarin seiner Nichte kam gerade auf Besuch. Sie bewunderte den Papagei und erkannte offenbar seinen Wert, obwohl diese Frau es nie zu was bringen wird. Stolz erzählte er ihr von der Geschichte des Papageis - auch die Umstände des Kaufes und den Preis erwähnte er. Falsche Bescheidenheit zählt schließlich nicht zu den Eigenschaften eines Mannes, der's zu was gebracht hat. Doch jetzt, er hatte die Geschichte schon längst wieder vergessen, bekam er eine Anzeige wegen Schmuggel, Tierquälerei und Verstoß gegen das Artenschutzgesetz. Das kommt davon, wenn man den falschen Leuten gegenüber großzügig ist.
(S. 57)
© 2001, Uhudla Edition, Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.