Aus: Momente und Reflexe
Anstatt die Veränderung der Gesellschaft, Veränderungen in der Gesellschaft betreiben. Abstrakte Ziele sind kaum geeignet, Handeln zu formieren und die Mittel des Handelns in ihrem Effekt einsehbar zu machen. Abstrakte Ziele haben eine hohe Affinität zur Anarchie, zur richtungslos ausgeschütteten Affektivität.
Man wünscht das Land von Göttern bewohnt, aber nicht von Theologen okkupiert.
Mit dem endenden Jahrhundert wird eine Stelle frei geworden sein, nämlich die des Herrn. Das Wort wird dann nur mehr Geschlechtsbezeichnung sein, Adressenbestandteil, vielleicht spot-Träger in Modejournalen, in denen man ja heute schon sehen kann, wie ein Herr nicht ausschaut. (S. 89)
Das Land fällt dieses Frühjahr wieder und wieder in den Winter zurück, genauer, er schlägt es kalt und weiß, kaum daß ein Stück räudiger Grasnarbe, kurz geschoren noch vom vergangenen Herbst, die letzte Harschdecke losgeworden ist. Himmel und Sonne haben den Leuchtschirm ausgespannt, unter dem der Firn zu seinem Ölglanz kommt. Wärme aber ist nur in Winkeln, wo der Wind sie nicht hinauswirft. Rückschlag und Rückfall machen, daß mehr Leute als sonst miteinander reden, Gleichgültige hört man zu Gleichgültigen sagen, der Winter finde heuer wohl kein Ende, der Schnee sei einfach widerwärtig. Und der Gleichgültige bestätigt dem Gleichgültigen, daß das so sei. Und dann sagt der Gleichgültige etwas, schon im Gehen beinahe, und der Gleichgültige antwortet, noch kurz stehenbleibend. Und der Gleichgültige denkt, daß der ja gar nicht so gleichgültig sei, und der denkt das von dem anderen. Und dadurch hat den nächsten Abend bereits der eine günstig kaufen und der andere günstig verkaufen können.
Soviel über die kommunikative Wirkung außergewöhnlicher Wettererscheinungen. (S. 145.)
© 1999, Residenz, Salzburg, Wien.
Publikation mit freundlicher Genehmigung des Verlags.