Und du sagst mir, was du außer Erbsen und Roten Rüben noch nicht gemocht und trotzdem gegessen hättest, weil ich es gemacht und dir vorgesetzt hätte.
Eier.
Eier?
Eier, ja. Eier. Was war in Mallnitz?
Russische Eier. Wegen der Galle. Daran habe ich nicht gedacht, an die Galle, meine ich, habe ich dabei nie gedacht. Weil sie dir doch immer so gut geschmeckt haben, so schnell, wie sie weg waren jedes Mal.
Nicht nur Russische Eier, Gerda, Eier überhaupt. Was in Mallnitz war, will ich wissen.
Und das Ei, das du gerade vor dir hast?
Das esse ich für dich.
Es ist das letzte Ei, das du für mich isst. Weil es das letzte Ei ist, das ich für dich gemacht habe. Mallnitz ist es nicht, was du meinst, das weiß ich jetzt. Erbsen also, Rote Rüben, Eier. Und weiter. Was noch, von dem ich nichts wüsste? Sagst du es mir?
Gurken.
Die Gurken, die du über all die Jahre ausgesät und gezogen hast und die du geschnitten hast, wenn wir sie eingelegt haben. Denk nicht, dass ich dir glaube. Die Gurken, Gerda. Die Erbsen. Und die Bohnen, mein Gott, die Bohnen.
Karl, ein Wort von dir, und alles wäre anders gekommen.
Und Salat und Salat und Salat und Salat. Vom Gemüse lass uns erst gar nicht reden. Und doch. Was täte ich ohne den Garten. Morgen hole ich Himbeeren von dort. Ich möchte sie riechen. Freilich ohne sie essen zu müssen. Nur riechen, nicht essen, verstehst du. Dann bringen wir sie ihnen ins Heim.
Soll ich es dir sagen? Ich sage es dir, Karl.
Es ist noch zu früh. Ich muss von allein darauf kommen. Ich spüre, ich bin kurz davor. Sag es mir nicht.
Ich sage es nicht, nein.
(S. 83f)
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