Der Schlager trifft immer ins Schwarze, denn unfehl- wie unverfehlbar ist das Herz, auf das er zielt. Großräumig umgeht er unsere Vernunft, die seiner idealistischen Anschauung die jahrtausendelange Leidensgeschichte des Menschen entgegenhält, mißachtet das intellektualistische Klischeeverbot, das ästhetisch an die Stelle des biblischen Bilderverbots getreten ist, drückt sich mit seinem Bauchladen voll Träumen, Wünschen und Hoffnungen – heiße Schwarzmarktware in mentalen Krisenzeiten – vorbei an unseren empirischen Erfahrungswerten, beleidigt unseren kritischen Verstand mit seinen kindlichen Illusionen, verteilt unter unserem düsteren Weltgemälde bunte Urlaubspostkarten. Wo Erklärungsversuche weit ausholen, hat er einfache Lösungen parat, wo es schnurstracks in den Abgrund geht, mäandert er in Paradiesen. Er trägt das Vorurteil vom Glück, von der Ewigkeit der Lust weit vorne im Mund, knapp hinter den Schneidezähnen.
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© 2010 Edition Splitter, Wien.