Ich stand auf der Brücke und dachte daran, dass aus dem Rinnsal in schäbiger Umgebung irgendwann ein Fluss wurde, ich dachte an die Häuser und Gärten, an die Parks und Restaurants, die an diesem Fluss lagen. Dass es Inseln gab in der Stadt für Menschen, die ins Freie wollten. Dass es möglich war, aus all dem eine Zukunft für mich abzuleiten. Wässerchen, Bach, Gerinne, Strom, das geht immer weiter. Flo hatte von der Veränderbarkeit gesprochen, von seiner, von meiner, von der Flexibilität redete er wenigstens nicht, dabei war er immer unterwegs, müßig, ihn nach seinem Standpunkt zu befragen, und es war auch nicht davon abhängig, wie lange er brauchen würde, denn manchmal konnte es länger dauern, je näher zwei Punkte, zum Beispiel ein kleines Dorf und ein Haus unweit davon, beieinander lagen, als von einer großen Stadt in eine andere zu gelangen und dabei eine Ländergrenze zu passieren oder mehrere. Je näher du dich heranzoomst, desto kleinteiliger wird alles, desto schwieriger wird es, ein Fortbewegungsmittel zu finden und die Anschlüsse nicht zu verpassen. Wenn du alles Notwendige auch in einer Halle oder dem Loungebereich eines Flughafens erledigen kannst, dann kommst du weiter, dann kommst du schneller voran, dann hast du dein Ziel eher erreicht. Eher.
(S. 269-270)
© 2010, Residenz Verlag, Salzburg-St. Pölten.