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Leseprobe: Ian Kopacka - Kleine Fische

4. Juli (der Tag des großen Spiels)

„Konsternieren, kasernieren, konzentrieren, kommissionieren, konzentrieren, konstipieren ...“Fisch lag auf dem Asphalt des Parkplatzes und sinnierte leise vor sich hin, niemand schenkte ihm Beachtung. Im Gebäude hinter ihnen war die Party noch in vollem Gange. Harald und seine Freunde feierten dort wohl den positiven Ausgang des großen Spiels, indem sie irgendjemanden verprügelten.
„Wir sind schon gute Freunde, oder?“ Stefan gab das in seinen letzten Zügen liegende Gerät an Fisch weiter und drehte sich dann in die Runde. Er entwickelte immer einen Hang zur Sentimentalität, wenn er etwas geraucht hatte.
„Na klar. Die besten!“, sagte Fisch.
Paul nickte.
Stefan war froh, so gute Freunde zu haben. Das war sehr wichtig für ihn. Menschen zu haben, die immer für einen da waren. Menschen, auf die man sich verlassen konnte. Paul und Fisch waren für Stefan solche Menschen. Sie gaben ihm Halt, ein Gefühl der Sicherheit. Und obwohl Stefan groß und kräftig war wie ein schweres Baugerät und man vielleicht annehmen konnte, er fürchte sich vor niemenadem, gab es doch viele Dinge, die ihm Angst machten.
Singer machte ihm zum Beispiel Angst. Und Karl Bess auch. Stefan musste das Gras, das er geklaut hatte, irgendwie loswerden. Er musste dafür sorgen, dass Karl Bess nicht herausbekam, dass er das Gras hatte. Niemand durfte erfahren, woher er es hatte. Auch Paul nicht – und Fisch schon gar nicht.
„Steve, das Gras ist echt der Wahnsinn. Das fährt aber ziemlich. Brrrrrr!“
Paul kniff die Augen fest zusammen.
„So etwas Starkes hab ich schon lange nicht geraucht.“
„Ja, ja. Das ist gutes Zeug“, murmelte Stefan ein wenig abwesend und lächelte Paul dann an. Er blickte sich um. Der Parkplatz wirkte so friedlich. Die Nachtluft duftete angenehm süßlich. Es war beinahe windstill, lediglich eine schwache Brise streichelte sein Gesicht.
Paul saß neben ihm und betrachtete seine Schuhe. Auf dem warmen Asphalt neben ihm lag Fisch auf dem Rücken und war inzwischen eingeschlafen. Es wurde auch für Stefan langsam Zeit, dass er nach Hause kam. Er stand auf und klopfte Paul auf die Schulter.
„Komm lass uns gehen.“
Paul atmete tief ein und nickte mit dem Kopf in Fischs Richtung, der noch immer schlief.
„Und was machen wir mit ihm?“
Stefan hockte sich neben Fisch und schüttelte ihn ein paar Mal unsanft, doch Fisch zeigte sich davon unbeeindruckt und machte keine Anstalten aufzuwachen.
„Den kriegen wir heute nicht mehr wach. Der wird schon irgendwie nach Hause finden.“ Stefan machte eine „Scheiß drauf“-Handbewegungen in Fischs Richtung.
„Ich muss hier weg. Ich geh nach Hause. Und du?“
Paul schien kurz zu überlegen und blickte dann zum Gebäude hinüber, in dem noch immer gefeiert wurde.

© 2011  Leykam Verlag, Graz.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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