Ich erinnerte mich, wußte aber nicht, wie gut. Ich hatte die alten Sachen längst vergessen, habe seither aber zweimal von ihnen geträumt und in den letzten Tagen denke ich wieder daran, unter festgefahrenen Bildern und in immer den gleichen Mustervorstellungen. In meiner Phantasiewelt habe ich mich mit ein paar Grundformen bekanntgemacht und die lasse ich von Zeit zu Zeit der Reihe nach heraushängen.
Immer nicht mehr das eine und noch nicht das andere, während die Sonne ohne Pause den Morgen vor sich herschiebt, und gleichzeitig zieht sie die Nacht hinterdrein. Immer rundum. Dem einen noch verpflichtet und dem anderen schon zugetan. Ein Dynamo, unausweichlich, zwischen allen Stühlen und nie etwas ganz, dafür aber ständig mitten im Sprung. Ein langer Satz, eine ausgedehnte Hechtrolle aus dem Mutterbauch quer durch die Jahre ins frisch aufgerissene Grab. Dazwischen eine Kette von Anwandlungen, Verrenkung folgt auf Verrenkung und wir purzeln durch die jeweils notwendigen Verkleidungen. Anziehen und ausziehen. Aufstehen, loslegen und wieder hinsinken. Träumen. Eine Art Hoffnung lockt uns auf die Beine und treibt uns um, und die Ernüchterung reißt uns den Boden wieder unter den Füßen weg und schmeißt uns aufs Lager. Einatmen, ausatmen. Hinfallen und wieder aufstehen. Wie die Blätter, die im Herbst von den Bäumen fallen und in den Erdboden sickern, wo sie aufs Neue in die Wurzeln schlüpfen und den Stamm hochkriechen, und im Frühling brechen sie frisch aus den Zweigen hervor. Überall ein einziger Kreislauf. […]
© 2012 Ritter Verlag, Klagenfurt, Graz.