Poet des Zweifels
Zu Günter Kunerts Übersiedelung (1979)
Von Marcel Reich-Ranicki
Der Dichter Günter Kunert hat mit Genehmigung der Ost-Berliner Behörden die DDR verlassen. Er hält sich seit Sonntag in Itzehoe (Schleswig-Holstein) auf, dort wird er künftig leben. Seit Wolf Biermann vor drei Jahren während eines Aufenthalts in der Bundesrepublik ausgebürgert und so an der Rückkehr in die DDR gehindert wurde, häufen sich derartige Meldungen: Schriftsteller, Künstler und Wissenschaftler, die in unser aller Augen das Kulturleben der DDR repräsentierten, sehen keine Möglichkeit mehr, dort zu arbeiten und zu wirken.
Diese Übersiedlungen aus dem einen Deutschland ins andere sind keine Siege, keine Triumphe. Es sind Niederlagen. Und auch der Schritt, zu dem sich Günter Kunert erst vor wenigen Wochen entschlossen hat, zeugt von einem Fiasko. Oder sollten wir gar unsere Scheu vor pathetischen Worten diesmal überwinden und sagen, der jetzt erfolgte Umzug sei nicht frei von tragischen Zügen?
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