Ulrich Pichler

gangway #14

Die Gedichte auf der Festplatte

© 1999 by Ulrich Pichler and gangan books australia

 

Die Gedichte auf der Festplatte


Schwer atmet
Stad Schnee
Zeit
die
Trostlosigkeit
mit bunten schals zu verdecken

Zeit
wie immer
tiefer zu graben
bis in erleuchteten kellern
Gewißheit
sich drohend über Gläser legt

und

Angstschweiss
von leergedachten stirnen
tonnenschwer
in die Latrinen
r
          e
g
               n
          e
     t




Kaffeehäuser
im Sonntagvormittagregen
Männer um die sechzig siebzig
(Flit Zeit Veteranen)
die haare streng zurückgelegt
(mit kleinen schwarzen Plastikkämmen)
                    (meist arschtaschig verstaut)
braun gefärbte finger
zittern um
Cognac Kaffee und Zigaretten

die bedienung
schlaftrunken
(fieberte samstagnacht leicht)
es riecht nach angesengten Filtern
ich bin zu früh
wie immer Sonntagmorgens




Auch die Augen
der räudigsten Kater
scheinen gelblich durch die Nacht

In der wir uns verstecken
um uns gänzlich herzuzeigen
Vorbei
an den Zeitungsburgen
und den Kartonzelten
durch die hintersten Gassen

zum Trotz
mit allen kirchen ums kreuz
nur um das eintauchen
noch ein wenig zu verschieben

nur um dem blühen
im kunstlichtkegel
eine zukunft zu geben

nur um noch
20m Schweigen
aufzusaugen
wie ein Schwamm
die letzten resten Rotwein

vom unterrand des blumentopfs
voll mit Salzwasserziergewächsen
importiert
          zum fritieren nicht geeignet
weil
- zu klein
- und bunt
- und gelb gescheckt
wie Dunkelheit
mit Katzenaugen




Erheb dich
Bruder der Nacht.

Es ist Zeit.
In Schattenrissen
treibt der Morgen auf uns zu.

Er nimmt uns huckepack.
Versorgt die vollgesognen Hirne
und schleift uns
um die nächste Ecke.

Im Stiegenhaus
erwartet uns
Geruch von stillen Leben;
während wir,
Kaffee am Herd
          und Eier in der Pfanne
gähnend rekapitulieren
bis wir,
               schlußendlich,
geistreich schweigen




Nicht das meer
die see
wünsch ich mir
in unsren innenhof

Die ziegelmauern
wären plötzlich weisse bretter
die luft
leicht salzig
und die weissen apfelblüten
wellenkrönende schaumschlieren
der kühle maiwind
eine steife brise
und mit zerzausten haaren
flöge mein blick

          möwenartig naturgemäss

unendbar schnell dahin




Halb zehn Uhr
morgens.

der erste Tschick
im Stehen am Balkon

ohne vergleich
denke ich
Italien
so muss es sein

Radio Steiermark
legt in der Nachbarwohnung los
und bringt Gewissheit

nicht Padua
Graz

 

gangway #14 | Feedback | Contents [frames] | Contents [noframes] | Top