Vor knapp einem Jahr haben wir hier mal eine Übersicht über zahlreiche Berufsbilder eingestellt, für die wir in den vergangenen Jahren Berufsorientierungsverfahren, Selbsttests, Spiele oder andere interaktive Verfahren entwickelt haben, die dem Ziel der Verbesserung der Selbstauswahl bei der beruflichen Orientierung dienen.
Die Liste umfasste seinerzeit bereits ca. 30 Berufe – vom Beamten bis zum Wirtschaftsingenieur. In der Zwischenzeit sind nun wieder eine Reihe weiterer Berufsbilder hinzugekommen, so dass ich die Liste gern erweitern möchte:
Darüber hinaus ist Ende vergangenen Jahres ja auch das “Spiel zur Berufsorientierung” für die Lufthansa fertig geworden. Dieses dient zwar in erster Linie der “Orientierung vor der Orientierung”, d.h. man kann im Rahmen eines ca. 10-minütigen Selbsttests herausfinden, welche Ausbildungsrichtung bei der Lufthansa für einen selber denn wohlmöglich die bestpassende ist. Von da aus kann man dann jedoch gezielt in die vertiefte Recherche einsteigen. Insofern umfasst das “Beratungsangebot” detaillierte Informationen für insg. 39 Ausbildungsberufe, duale Studiengänge und Ausbildungprogramme – vom Servicekaufmann/-frau im Luftverkehr über Fachkräfte für Lagerlogistik oder Köche und Bäcker bis hin zu Piloten oder technischen Ausbildungsberufen wie Fluggerätmechaniker/-in, Oberflächenbeschichter/-in oder Werkzeugmechniker/-in. Wer es ausprobieren möchte, hier entlang…
Also, wir haben uns inzwischen intensiv mit nahezu 100 Berufen, Ausbildungen bzw. Studienrichtungen befasst und dazu passende Orientierungsangebote erstellt. Eine ganze Menge. Aber bis wir sie alle haben, ist schon noch ein bißchen was zu tun. Immerhin zählt das Bundesinstitut für Berufsbildung aktuell allein 344 Ausbildungsberufe, von Studiengängen ganz zu schweigen, listet doch der Hochschulkompass der HRK für Deutschland aktuell fast 9400 grundständige und mehr als 6700 weiterführende Studiengänge an 388 Hochschulen in 171 Orten auf… Na dann, weiter geht´s!
Berufsbild des Bankers? Langweilig, Krawatten, immer schön steif, immer schön lächeln, zurückgegelte Haare und eine Bankerin sieht aus wie ein Mann, nur mit nem Rock…
Man hört eine ganze Menge an Vorurteilen, wenn man junge Menschen befragt, was eigentlich ein “Banker” ist. Und sind wir mal ehrlich, jeder von uns trägt diese oder andere Vorurteile mit sich herum. Und damit sind die Banker ja auch nicht allein. Aus unserer täglichen Arbeit wissen wir, dass dies in gleichem Maße für nahezu alle Berufsbilder gilt. Sozialversicherungsfachangestellter? Oh Gott, hinter staubigen Aktenbergen sitzen. Beamter? Super, 16 Uhr Feierabend und unkündbar! Koch? Da macht man sowas wieder Rach… Man könnte diese Aufzählung beliebig fortsetzen.
Berufsorientierung 2012 – Wald und viele Bäume…
Wie das immer so ist mit den Vorurteilen. Irgendwo müssen sie ja her kommen, d.h. manches davon stimmt eben bis zu einem gewissen Grad auch. Manches aber eben auch nicht! Und genau da liegt der Hase im Pfeffer. Für ein differenzierten Bild muss man genauer hinschauen, sich informieren, falsches von richtigem Vorurteil trennen. Und das ist – speziell wenn man über Berufsorientierung junger Menschen spricht – bei aktuell ca. 350 anerkannten Ausbildungsberufen und der wahnwitzigen Zahl von ca. 9.500 grundständigen (plus nochmal weiteren gut 6.600 weiterführenden) Studiengängen ein gelinde gesagt “schwieriges Unterfangen”. Dabei ist das Problem kaum ein “zu wenig” an Information. Junge Menschen stehen vielmehr vor dem Problem, dass sie oft gar nicht wissen, wo sie anfangen sollen und so vor der schieren Vielfalt an Information zurückschrecken. Das Resultat: Leider wird deshalb sehr häufig doch wieder nur auf die altbekannten Orientierungshilfen Eltern, Freunde und eben Stereotype zurückgegriffen. Das ist sicherlich auch okay, drängt aber oft die eigentlich entscheidenden Fragen “Was will eigentlich ich?” oder “Was passt eigentlich zu mir?” in den Hintergrund. Instrumente wie etwa der Berufsinteressentest, den RWE im neuen Azubi-Channel der Website anbietet, können eine sehr wertvolle “Orientierung vor der Orientierung” darstellen, weil sie bildlich gesprochen helfen, die 360 Grad an Information auf ein vertretbares Maß zu reduzieren. Nach dem Motto: “Du musst dir auch nicht alle 350 Ausbildungsberufe anschauen, weil davon eh 320 gar nicht zu dir passen. Die gewonnene Zeit und Energie kann dann aber um so sinnvoller in die verbleibenden 30 gesteckt werden…”
Ein anderer Weg dieses Problem anzugehen besteht darin, die zu vermittelnde Information “ansprechend zu verpacken” bzw. – in “Psychologen-Deutsch” die Informationsaufnahme intrinsisch, von innen heraus, zu motivieren. Ein aktuell Land auf, Land ab diskutiertes Instrument ist Gamification, also Inhalte, die eigentlich selber kein Spielinhalt sind, über Spieltechniken zu transportieren. Berufsorientierung ist per se kein Spiel, aber sie kann durchaus über Spieltechniken vermittelt werden. Das schafft ein typisch deutsche Sprachungetüm: Das Berufsorientierungsspiel.
Das Berufsorientierungsspiel “Probier dich aus.”
Ein Großteil dieses Blogs dreht sich um eben jene spielerische Vermittlung von derartigen Inhalten, die praktischen Beispiele sind inzwischen Legion, wozu man nur mal die mit dem Tag “Serious Games” versehenen Beiträgen hier rückwärtslesen muss. Eines unserer größten Projekte 2011 in diesem Bereich war der Relaunch des Berufsorientierungsspiels “Probier dich aus” für die Commerzbank.
“Probier dich aus” vermittelt einen erlebbaren Einblick in die zwei von der Commerzbank angebotenen Ausbildungsberufe “Kaufleute für Bürokommunikation” und “Bankkaufleute” sowie den dualen Studiengang “Bachelor of Arts mit Schwerpunkt Bank”.
Im Unterschied zur normalen Kommunikation heißt es hier aber nicht “lies dir was durch oder schau dir was an”, sondern “mach mit”. Die Spieler werden von realen Mitarbeitern der Commerzbank begrüßt und dann heißt es konkrete Aufgaben zu übernehmen und zu lösen. Dabei kann es sich um das Führen eines Kundengesprächs in der Filiale genauso handeln wie um die Prüfung eines Kreditantrags, die Eröffnung eines Kontos oder die Planung der Schulungstermine für die Kollegen.
Die Aufgaben sind dabei naturgemäß keine 1:1 Abbildung der Realität – das wäre in etwa so sinnvoll wie eine Landkarte im Maßstab 1:1 -, aber die Inhalte sind durchaus berufstypisch und bilden trotz aller Vereinfachung und Reduzierung die Möglichkeit, einen “Geschmack” der Tätigkeiten vermittelt zu bekommen. Wenn man so will eine Art “30-Minuten Praktikum”. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. Die Aufgaben kann man unterschiedlich gut lösen, worüber man am Ende entsprechend auch ein Feedback erhält. Aber dieses Feedback kann erstens natürlich nicht vom Unternehmen eingesehen (es gibt ja auch keine Registrierung zur Teilnahme) und in Folge dessen auch nicht auswahlrelevant werden und ist zweitens eigentlich auch nachrangig. Es geht ja nicht so sehr darum herauszufinden, ob man “so etwas (schon) kann”, sondern ob man zu so etwas Lust hat und Neigung dazu verspürt. Der primäre Zweck dieser Art Spiel ist die Anregung zur Reflexion.
Ein paar Ergebnisse aus ca. 3 Jahren “Probier dich aus”:
Seit dem erstmaligen Launch des Tools im Früjahr 2009 haben mehr 135.000 Besucher darauf zugegriffen. Bei ca. 30.000 jährlichen Bewerbungen um einen Ausbildungsplatz bei der Commerzbank ist diese Teilnehmerzahl substantiell.
Die durchschnittliche Verweildauer in der Applikation liegt bei über 9 Minuten. Stichwort Stickyness…
Die durchschnittliche Gesamtbewertung des Instruments auf einer Schulnotenskala liegt bei 2,14.
Hinsichtlich der Gestaltung ist die Note 2,15.
Hinsichtlich der Berufsorientierungswirkung wird im Schnitt eine 2,28 vergeben. Gut 71% der Teilnehmer vergeben hier ein “Sehr gut oder “Gut”.
Auch die Freitext-Rückmeldungen spiegeln dieses Bild ganz gut wieder. Ein paar Beispiele…:
14496: Mir hat das Spiel der Commerzbank sehr gut gefallen da man so einen kleinen aber guten Einblick in die Berufswelt des Bankkaufmanns bekommen hat. Ich kann diesen Test wirklich jedem weiterempfehlen der nicht genau weiß was Bankkaufleute eigentlich machen. Vielen Dank für diesen Einblick Julian 16
36863: Sehr geehrtes Commerzbank-Team ich habe durch diesen Test erkannt dass meine Entscheidung bei einer Bank die Ausbildung zu absolvieren richtig ist. In den von Ihnen aufbereiteten Simulationen konnte ich meine Stärken einsetzen. Zudem haben Sie die Aufgaben gut visualisiert und präzise gestellt. Sehr gelungen
92042: Probier dich aus ist eine wirklich coole und sehr moderne Idee der Commerzbank. Ich selbst hatte vor Probier dich aus den selben Eindruck von dem Bank-Job wie die Leute im Videoclip auch. Nachdem ich aber Probier dich aus getestet habe bin ich ernsthaft am überlegen mich bei der Commerzbank zu bewerben :-
Insgesamt liefern diese empirischen Daten ein recht genaues Abbild der Erkenntnisse, die auch ein unabhängiges Frankfurter Marktforschungsinstitut im Zuge einer qualitativen Befragung von 30 Jugendlichen vor Onlinestart Ende 2008 herausfand.
Was ist seit dem Relaunch neu?
Wie gesagt wurde die Applikation 2011 komplett überarbeitet. Die Aufgabeninhalte wurden zwar im Kern weitestgehend so belassen, allerdings in soweit aktualisiert, als dass sie an aktuelle Produkte und Prozesse der Commerzbank angelichen wurden. Die in der Applikation gezeigten Personen wurden ausgewechselt, weil die bis dato gezeigten Testimonials ihre jeweiligen Ausbildungen in der Zwischenzeit alle beendet haben. Die größte Neuerung ist der deutlich erhöhte Anteil an Bewegtbildinhalten. D.h. neben den zu bearbeitenden Aufgaben bietet sich an verschiedenen Stellen die Möglichkeit, sich direkt von den gezeigten Mitarbeitern aus erster Hand über ihren Werdegang, ihre Sicht auf die Commerzbank als Arbeitgeber, ihre Herausforderungen und auch ihre privaten Hobbies berichten zu lassen.
Christoph Weidner beleuchtet hier die Bedeutung von Serious Games für den Bereich Recruiting und bringt den nicht selten im Personalmarketing vernachlässigten Faktor „Emotionalität“ aufs Tablett: „Das Gehirn speichert die Informationen immer zusammen mit den Emotionen. […] deswegen vergessen wir immer die binomischen Formeln, aber niemals unseren ersten Kuss.“ (Gerhard Roth, Professor für Verhaltensphysiologie). Darüber hinaus liefert er weitere interessante Argumente für das Medium Game: Laut Weidner bzw. seiner recherchierten Quelle BIU/GFK sind 28% der Deutschen über alle Bildungsschichten hinweg regelmäßige Spieler. Das Durchschnittsalter der Spieler ist 31. Die Online- und Gamingzeiten steigen bei gleichzeitig sinkendem TV-Konsum.
Serious Games als Instrumente des Arbeitgebermarketings? Neben der Emotionalisierung sprechen einige weitere Gesichtspunkte dafür:
Das hohe Involvement der Spieler durch die aktive Rolle und die intensive Auseinandersetzung mit den Themen und Aufgaben des Arbeitgebers, die die Selbsteinschätzung in Bezug auf die eigene Passung fördern.
Die Bildsprache: Den Spielern werden im Vorfeld einer etwaigen Bewerbung konkrete Einblicke gewährt.
Das virale Potenzial.
Die direkte Erfolgsmessbarkeit und damit auch der Controllingaspekt.
Diese und viele weitere Gründe legen nahe, sich mit Serious Games als mögliche Intrumente zur Profilschärfung und Einflussnahme auf den imagebildenden Prozess intensiver zu befassen.
Ein interessantes und wie ich finde sehr gelungenes Beispiel für ein Serious Game ist das vom Bundesministerium für Forschung und Entwicklung in Auftrag gegebene Energiespiel „Energetika“, das dem Spieler zur Aufgabe macht, die Energielandschaft des Traumlandes „Energetika“ umzubauen und den idealen Energiestaat zu schaffen. Zwar handelt es sich hierbei nicht um ein Serious Game im Recruitingkontext, sondern vielmehr um ein „Lernspiel“, das Schülern das Thema „nachhaltige Energieversorgung“ näherbringt. Nichtsdestotrotz kann es meiner Meinung nach auch als Best Practice Beispiel für Unternehmen dienen, das interessante Impulse und Anregungen für Personalmarketing und Recruiting liefert. Immerhin hat es den Deutschen Computerspielpreis 2011 in der Kategorie „Best Serious Game“ gewonnen, was eine nähere Betrachtung allemal rechtfertigt.
Zur Story: Ein junger Typ besucht die Klimakonferenz 2010 in Kopenhagen und schläft dann gleich beim ersten Vortrag ein. Aber es lohnt sich, denn er betritt das Traumland „Energetika“, in dem ihm bzw. dem Spieler auferlegt wird, die komplette Energielandschaft umzubauen, um bis 2050 den idealen Energiestaat geschaffen zu haben. Punkte können dabei in den Kategorien Ökologie, Ökonomie und Soziales erspielt werden, die gleichermaßen im Auge zu behalten und deren Zusammenhänge bei der Abschaltung, Pausierung oder dem Neubau von Kraftwerken zu berücksichtigen sind.
Spielziel ist, die richtigen Technologien bzw. den idealen Kraftwerksmix zur Stromerzeugung auf der Insel „Energetika“ aufzubauen. Neben der Betrachtung von zum Beispiel den Umweltbelastungen, die die Kraftwerke verursachen, sind die Kosten der Erzeugung und der Zusammenhang zur Strompreisentwicklung im Blick zu behalten. Auch sind die Standortfrage beim KW-Bau sowie die gesellschaftlichen Interessen und die Akzeptanz der Technologien in der Bevölkerung zu berücksichtigen, um im Spiel erfolgreich zu sein. Zur Seite stehen ein erfahrenes Forscherteam, eine Vielzahl von Informationen und Statistiken zu den unterschiedlichen Kraftwerkstypen sowie Daten und Fakten zur Stromversorgung und -preisentwicklung.
„Energetika“ ist ein komplexes Lern- und vor allem Strategiespiel und „nicht mal eben so gespielt“. Im Gegenteil: Eine Anleitung gibt es quasi nicht, man muss sich (oder ich mich jedenfalls) mit den einzelnen Spielbestandteilen beim ersten Durchlauf erst einmal intensiver beschäftigen, um die Navigationsebenen und Aufgaben nachzuvollziehen. Dann aber bringt Energetika Spaß und macht Lust auf mehr. Die Motivation zum Weiterspielen resultiert aus dem Spielcharakter an sich bzw. das in Aussicht gestellte Spielziel und typische Spielelemente wie Restriktionen, Incentives und Zufallsvariablen. Inhaltlich vermittelt es ein Gefühl für Größen und Zahlen, die Komplexität und Interessengruppen des Energiemarktes und die Zusammenhänge zwischen Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft.
Die Gestaltung ist für mein Empfinden sehr gelungen. Sie ist zielgruppengerecht und modern, die Ansprache durch die Erzählerin ist angemessen. Im Spiel gibt es einiges zu entdecken, überall bewegt und dreht sich was, Schornsteine qualmen, die Musik tut ihr übriges.
Insgesamt also eine tolle Applikation, die den Computerpreis meines Erachtens durchaus verdient hat und wertvolle Anregungen für das Personalmarketing liefern kann!
Es ist schon ein wenig her, da haben wir unter dem Titel “Nachwuchsgewinnung schon im Kindergarten” darüber berichtet, dass die berufliche Orientierung und auch die diesbzgl. Ansätze von Unternehmen, Einrichtungen, Verbänden, Kammern usw. immer früher ansetzen. Das RWE Schulforum oder auch das von THINK-ING veröffentliche Pixi-Buch “Meine Freundin, die ist Ingenieurin” sind nur zwei der hier zu nennenden Beispiele.
Nun ist mir ein weiteres sehr bemerkenswertes Beispiel über den Weg gelaufen: Die “HelleWecks“.
Wer oder was sind die HelleWecks?
Die HelleWecks sind fünf vom Kinderbuchautor Stefan Gemmel erfundene handwerklich begabte Waldwesen und die Helden des im April 2008 erschienenen Kinderbuches “Sind die HelleWecKs noch zu retten?”.
Das Buch ist ein Nachwuchsgewinnungs-Projekt der Handwerkskammer (HwK) Koblenz im Rahmen der Kampagne “Morgen Meister!“, das sie zusammen mit den rheinland-pfälzischen Handwerkskammern und der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Außenstelle Koblenz ins Leben gerufen hat. Die Abenteuergeschichte aus dem edition zweihorn Verlag nimmt Kinder im Alter von acht bis zehn Jahren mit auf eine spannende Reise in die Welt des Handwerks.
Neben dem Buch (nebst Begleit-CD mit Ex-Modern-Talking-Barde Thomas Anders…) und begleitenden Unterrichtsmaterialien werden die HelleWecks auch regelmäßig Inhalt verschiedener Events wie Ferienworkshops, Festen oder Praxistagen.
So verbringen etwa Schüler der dritten und vierten Klassen einen Tag im Ausbildungszentrum der Handwerkskammer, bauen kleine Windmühle für Balkon oder Garten, verzieren einen Blumentöpfe oder Bilderrahmen mit Mosaikfliesen, hämmern, schrauben, kleben und werken und erhalten so spielerisch Einblicke in die Berufswelt der Fliesen-, Platten oder Mosaikleger.
In einem anderen Fall lud das HwK-Berufsbildungszentrum Bad Kreuznach Schüler zum “HelleWecks-Tag” ein, bei der die immerhin 500 Schüler in einer Art Rallye sieben handwerkliche Stationen durchliefen. Dabei wurden z.B. HelleWecks-Hampelmänner aus Metall zusammengeschraubt, aus Fliesen HelleWecKs-Mosaiken gebastelt oder aus Holzabfällen Dachstühle im Miniaturformat konstruiert. Wer sich so seinen Stempel an allen Stationen verdient hatte, nahm an einer Preisverlosung teil.
Also: Spielerische und kindgerechte Berufsorientierung, Recrutainment (nur ohne Internet). Ich finde, eine absolut gelungene Aktion, interessantes “Food for Thought” und ein weiteres Beispiel für die durchaus innovativen Ansätze, für das “Gattungs-Employer Branding” des Handwerks.
Daimler bietet speziell zur Berufsorientierung im Ausbildungskontext den “Job-Navigator 3.0“. Dahinter verbirgt sich eine hübsche kleine Applikation, die neben ein paar Videos zum Unternehmen und zur Ausbildung vor allem eines bietet: Den Berufsinteressentest FBI.
Zielsetzung des Tests ist es dabei nicht, Befähigung zu einem oder mehreren bestimmten Berufsbildern zu messen, sondern Neigungen und Interessenübereinstimmungen aufzuzeigen.
Der Job-Navigator erfragt dabei die individuellen Präferenzen für verschiedene Berufe, Arbeitsumfelder /-orte, Tätigkeiten, Hobbies, Schulfächer usw. Was den Job-Navigator von Daimler dabei von anderen Berufsinteressentests (z.B. Lufthansa oder RWE) unterscheidet, ist dass die Messung hier in weiten Teilen ipsativ erfolgt. Statt also bspw. in Form von Skalen Zustimmung oder Ablehnung gewisser beruflicher Tätigkeiten zu erfassen, werden dem Nutzer im Rahmen des Daimler-Tests an vielen Stellen jeweils zwei Alternativen angeboten, zwischen denen dieser sich dann entscheiden muss. Der “Vergleich” erfolgt nicht mit anderen und deren Interessenausprägungen, sondern “innerhalb” der Person selbst.
In einem zweiten Testteil überprüft der Job-Navigator dann verschiedene Schlüsselqualifikationen wie Kontaktfähigkeit, Teamfähigkeit, Durchsetzungsvermögen oder Leistungsmotivation. Auch hier wird ipsativ gemessen, indem man jeweils angeben soll, welchem von zwei Menschentypen man sich eher zugehörig fühlt.
Insg. umfasst der Selbsttest 165 zu beantwortenden Fragen, wofür man etwa 20-30 Minuten einplanen sollte.
Am Ende erhält der Nutzer ein Feedback, welches verschiedene berufliche Bereiche in einem individuellen Passungsranking aufzeigt (z.B. Wirtschaft vor Verwaltung vor Kunst etc.).
Innerhalb des Top-Bereichs wird einem dieses Ergebnis dann noch weiter heruntergebrochen, z.B. innerhalb des Bereichs Wirtschaft in “Kaufmännisch-wirtschaftliche und Sicherheitsberufe”, “Gewerblich-technische Berufe” und “Sozial-pflegerische Berufe”, Dienstleistung”. Hierzu werden einem dann passende Berufe angezeigt, inkl. weiterführender Links. Ich habe versucht den Beruf “Bürokaufleute” anzuklicken, allerdings wurde diese Seite dann bei Daimler nicht gefunden… Bzgl. der Schlüsselqualifikationen erhält man ein kurzes textliches Feedback. Alle Ergebnisse kann man sich zudem in Form eines PDFs runterladen und speichern.
Fazit: Schönes Tool, ansprechend gestaltet, passendes (nach Augenschein) Ergebnis. Auch der fehlerhafte Link tut diesem Gesamteindruck keinen Abbruch. Leider führt die fixe Größe des PopUps, in der die Applikation abläuft dazu, dass man diese nicht auf einer typischen Netbook-Auflösung nutzen kann und die Umsetzung in Flash schließt zumindest die Nutzung über iOS Geräte wie das iPad aus. Das halte ich aber (noch) nicht für kriegsentscheidend.