Menschliche Schönheit als “partiell doppelte Blindheit”

Wirklich Schön

Der Körper ist keine Kloake
Seine Schönheit ist nicht vergänglich
Sie altert nicht wie die Haut
Sie ist der Glanz in den Augen

Siehst du ihn in den Augen eines anderen
Ist er schon ein Teil deiner eigenen
Selbst der Tod wird immer zu spät kommen
Die Schönheit leuchtet schon wieder dort
Wo es für ihn zu früh ist

Nicht ein Objekt ist schön
Nur die Art seiner Betrachtung
Sex, Makeup und Kleidung
Attribute der Schönheit des Marktes

Alea_Blog1
© David Postatny

Wer von menschlicher Schönheit spricht, der spricht nicht von einem rein ästhetischen   Wohlgefallen, sondern von Liebe und Begehren. Und sei es nur das Begehren, den anderen zu   sehen. Erkennen zu wollen, wer einem da gegenüber steht. Auch wenn er in Wirklichkeit nur   erkennt, wie er aussieht. Dieses Erkennen findet durch den Blick statt, das gegenseitige   einander Anschauen. Das ist ein Geschehen, das sich zwischen zweien ereignet, kein   solipsistischer Akt. Schönheit ist nicht das, was einer hat oder besitzt, sondern was ein anderer   ihm zuschreibt. Menschen sind nicht schön, sozusagen von Natur aus, sondern sie werden es,   indem ein Gegenüber ihnen diese Schönheit zuschreibt. Der Schleier unterbindet diese   Zuschreibung. Dem einen ist das Sehen genommen, dem anderen das Gesehen werden. In   dieser Situation ist weder der vor noch der hinter dem Schleier ganz er selbst. Der Sehende   stellt nicht nur die Ungesehene in Frage, sondern auch sich selbst. Das ist eine partiell     doppelte Blindheit, beiden Beteiligten fehlen die Zuschreibungen des anderen.”


AleaTorik über die Figur der Joelle in David Foster WallaceUnendlicher Spaß