Menschliche Schönheit als “partiell doppelte Blindheit”
Wirklich Schön
Der Körper ist keine Kloake
Seine Schönheit ist nicht vergänglich
Sie altert nicht wie die Haut
Sie ist der Glanz in den Augen
Siehst du ihn in den Augen eines anderen
Ist er schon ein Teil deiner eigenen
Selbst der Tod wird immer zu spät kommen
Die Schönheit leuchtet schon wieder dort
Wo es für ihn zu früh ist
Nicht ein Objekt ist schön
Nur die Art seiner Betrachtung
Sex, Makeup und Kleidung
Attribute der Schönheit des Marktes
“Wer von menschlicher Schönheit spricht, der spricht nicht von einem rein ästhetischen Wohlgefallen, sondern von Liebe und Begehren. Und sei es nur das Begehren, den anderen zu sehen. Erkennen zu wollen, wer einem da gegenüber steht. Auch wenn er in Wirklichkeit nur erkennt, wie er aussieht. Dieses Erkennen findet durch den Blick statt, das gegenseitige einander Anschauen. Das ist ein Geschehen, das sich zwischen zweien ereignet, kein solipsistischer Akt. Schönheit ist nicht das, was einer hat oder besitzt, sondern was ein anderer ihm zuschreibt. Menschen sind nicht schön, sozusagen von Natur aus, sondern sie werden es, indem ein Gegenüber ihnen diese Schönheit zuschreibt. Der Schleier unterbindet diese Zuschreibung. Dem einen ist das Sehen genommen, dem anderen das Gesehen werden. In dieser Situation ist weder der vor noch der hinter dem Schleier ganz er selbst. Der Sehende stellt nicht nur die Ungesehene in Frage, sondern auch sich selbst. Das ist eine partiell doppelte Blindheit, beiden Beteiligten fehlen die Zuschreibungen des anderen.”
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Lieber Dietmar,
vielen Dank für den schönen Beitrag, der Ihre lyrischen mit meinen prosaischen Worten verbindet. Das ist schon so lange her mit dem Wallace! Ich habe die vier Texte nicht einmal mehr Korrektur gelesen. Das war damals viel Arbeit und ich wollte das auf meiner Seite haben. Ich baue, wie Sie ja auch schon getan haben, meine Seite in den kommenden Wochen ein wenig um. Ich muss mich mehr als Schriftstellerin verkaufen. So genau weiß ich noch nicht woe ich das mache.
Wo haben Sie dieses Bild her? Ich hatte, ich weiß nicht mehr wann, an Weihnachten vielleicht, ein wenig Heimweh und habe nach Bildern von Zuhause gesucht. Und davon zwei oder drei eingestellt. Ich kenne den Fotografen über eine Freundin, eigentlich kenne ich nur jemanden, der ihn kennt. Am nächsten Tag fand ich das doof, mein Heimweh öffentlich mit Bildern zu garnieren. Ich habe es herausgenommen, fand das aber auch nicht besser und als ich es wieder einstellen wollte, war die Datei kaputt.
Herzlich
Aléa
Liebe Aléa,
die beiden bei Ihnen kurz vorhandenen Bilder des rumänischen Hochzeitsfotografen haben mich als Porträtfotografie einfach angesprochen. Er hat so eine besondere Art Gesichter und Blicke festzuhalten, die sie irgendwie geheimnisvoll wirken lassen. Da wurde ich neugierig, woher diese Fotos stammten. Über den Namenslink unter dem Foto kommt man auf die Quelle. Das hinter der Schulter nur halb hervorschauende Gesicht mit dem Kopftuch und den großen Augen schien mir mit dem zu korrespondieren, was Sie über den Schleier und die Blicke in dem Zitat schrieben. Ich stelle mir den Fotografen vor, wie er die Kamera vor sein Gesicht hält und damit sind beide, der Fotograf und das Modell „partiell blind“ füreinander. Doch gerade durch diese doppelte Blindheit entstand die Schönheit des Fotos.
Ohne „Unendlicher Spaß“ gelesen zu haben finde ich Ihren Text großartig, weil er wie immer Passagen enthält, in denen Sie sich von dem Buch auch entfernen, um ganz eigenständigen Gedankengängen zu folgen, die dann allein für sich stehen können. Wie hier das Beispiel der Schönheit. Es hat mich einfach gereizt, das Foto, Ihren Text und meine Gedanken zusammenzuführen. Schön, dass Sie sich nicht beklaut fühlen.
In den Zug auf Dieter Fortes Zauberberg „Auf der anderen Seite der Welt“ bin ich übrigens schon eingestiegen. Was die Eingangssequenz der Beschreibung einer Bahnfahrt des jungen Mannes angeht, kann ihm Thomas Mann sprachlich im Vergleich nicht das Wasser reichen. Aber man sollte natürlich auch keine Äpfel mit Birnen vergleichen. Auf Ihre Lektüre des Romans freue ich mich.
Liebe Grüße
Dietmar
Lieber Dietmar,
bei mir kommt im Januar noch der Rest zu Gide und dann Niebelschütz, so dass ich in den Text von Forte erst im Frühjahr einsteige. Das ist nicht ganz synchron mit Ihnen.
Aléa
Guten Morgen, liebe Aléa,
Danke für den Hinweis! Nur die Neugierde auf den Autor haben mich bisher 30 Seiten lesen lassen, die mir aber recht gut gefallen haben. Ich passe mich Ihnen gern an und einer Fortsetzung erst im Frühling steht nichts im Wege, da sich bei mir glücklicher- oder unglücklicherweise die ungelesenen Bücher um mich herum zu kleinen Stapeln häufen. Nur der Spätherbst dieses Jahres, da hätten Sie Pech, geradezu unerschütterlicherweise steht da ein neu erscheinendes Buch einer mir auch noch relativ unbekannten Autorin auf dem Leseplan, wie hieß sie doch gleich? Ach, Namen sind bekanntlich Schall und Rauch, aber ich glaube Aléa Torik oder so ähnlich…
Herzlichen Gruß
Dietmar