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Fotos Copyright-geschützt: © Dr. Chris Bader
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Die Eisenwaren- und Werkzeug-Handlung Ecke Grosse Pfarrgasse - Taborstrasse - (heute neben dem kleinen Laden für ausgesuchte Süsswaren und der Post / BAWAG) - wurde 1836 begründet. Fast genau 170 Jahre steht "Em. Blasser's Nachfg." (leider finde ich keinen Hinweis auf den Firmengründer oder das Unternehmen in Czeikes "Historischem Lexikon Wien") seither im Dienste der kleinen Handwerker und Gewebetreibenden, der Hausfrauen und -Männer der zentrumsnahen Vorstadt sowie der jungen und älteren Bastler:
Herbert Felfernigg, gelernter Tischler, Stadtbeobachter und (auch im akademischen Fach versierter) Historiker höchst eigenständiger Schule, übernahm das Unternehmen und prägte ihm seinen lakonisch-kraftvollen Stempel auf.
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Wenn Felfernigg nun in Schrift und Rede plakativ sagt: "I hob gnua", dann geschieht dies weit entfernt von jeder "Rückzugs-Mentalität". Auch an die "Pension" denkt er - als bekanntermassen wenig privilegierter SVA-Zwangs-Kunde - noch lange nicht.
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Wenn jetzt die Leute sein schönes und prominent gelegenes, luftiges Laden-Gewölbe belagern mit vielen "O wehs !", "Achs !" und "Wie Schade !"-Ausrufen, dann hätten sie bitte ein wenig früher kommen müssen und hier, wo der eher repräsentative Teil der Taborstrasse jäh einem vorstädtischen, in der Bauhöhe reduzierten und sichtbar günstigeren Abschnitt weicht, ihre Besorgungen erledigen müssen und nicht: Im Versandhandel, im Grossmarkt oder in der Wühlkiste einer Supermarkt-Kette.
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Denn diese Einzelhändler in relativ guter Lage zahlen - so der Mietvertrag (wie etwa beim Waniek am Hohen Markt) nicht ein sehr alter und in der Familie weitergereichter ist - heute unglaubliche Mieten bei äusserst geringen Margen:
Denn diese Einzelhändler in relativ guter Lage zahlen - so der Mietvertrag (wie etwa beim Waniek am Hohen Markt) nicht ein sehr alter und in der Familie weitergereichter ist - heute unglaubliche Mieten bei äusserst geringen Margen:
Wer will schon gutes Werkzeug zu angemessenem Preis plus zusätzlicher Fachberatung vollinhaltlich zahlen ? - Wenn es doch alles "im Internet" und "so günstig" plus Videotutorial gibt ? - Die Klage über das "Schreckliche Sterben" von Familien- und Traditionsunternehmen geht uns Zeitgenossen sehr schnell von den Lippen. Heimlich aber bestellen wir die gleiche Ware zum 7fachen Preis - dafür umrankt von affigen Katalog- und "Informations"-Texten beim Versandhändler "manufactum", mittlerweile längst Teil von Deutschlands massivstem Versandhandels-Konzern, der "otto"-Gruppe.
Hier wird "Image" verkauft, nicht Wissen, hier wird "Exklusivität" vermarktet, wo Mainstream-Konsum der wirkliche Fall ist. Ein klassisches Modell von "Besser-Scheinen-als-Sein", ein Phänomen von "Marketing", "Image-Building" und Verkaufsstrategie. - Paradigma: "Theater".
Herbert Felfernigg mit seinem spartanischen, rein sachlichen und zweck-mässigen Ladenlokal und Warensortiment setzt bewusst auf die umgekehrte Strategie. Nämlich: "Mehr-Sein-als-Scheinen". -
Nicht zufällig muss man als Stammkunde mehrfach fragen, bis er mit seinem eigentlichen Namen herausrückt: Knurrend notiert er diesen handschriftlich auf die mit dem Firmenzeichen - dem Goldenen Anker - geschmückte Firmenkarte ... wenn er Zeit hat und Lust.
Alle kennen und nennen ihn "Den Blasser": Die grünen, mit den klaren silbernen Buchstaben der Firmenbezeichnung versehenen Schaufenster-Fronten sind jedem Stadtbenützer schon aufgefallen. - So, wie alle "Die Reiter" kennen, das von Mutter und Tochter geführte Haushaltswaren-Geschäft in der Leopoldsgasse, nahe dem Karmelitermarkt: "Der Blasser" führt quasi die "männlichen" Werkzeuge, "Die Reiter" versorgt und berät dahingegen in eher "weiblichen" Genres.
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Diese Attitüden spiegeln sich in mehr als deutlicher Weise in den jeweils selbst besorgten Dekorationen der Schaufenster. Bei "Reiter": Bunt, voll, verspielt, in Clustern, dicht. Bei "Blasser": Pure Basics: Die Cluster sind rein funktionell ("Besen zu Besen", "Bodenpflege zu Bodenpflege + Werkzeug"), in den Grundfarben gehalten und mit lakonischem Witz:
Mir haben die "Besen-Sträusse" immer sehr gut gefallen. Endlos konnte ich mich an den kleinen, leicht vergilbten und angestaubten Stoff-Schleiern erfreuen, welche Gusseisentöpfe bislang zart umrankten. -
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Es ist ein Stil, der mir gefällt: Diese Untertreibung, dieses Nichts-von-Sich-Selbst-Hermachen, diese reine Sachmässigkeit und Zweckdienlichkeit. Hier ist drin, was draufsteht. Hier steht drauf, was drin ist: C'est tout.
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Im Laden selbst findet man das, was man als Quintessenz des häuslichen und handwerklichen Wirtschaftens bezeichnen könnte.
Für den Haushalt: Riess-Email-Töpfe nach den Modellen der Firma Fleischmann-Email (meines Stiefgrossvaters), Pyrex-Jenaer-Glas-Geschirr (für Gas, Backofen, Microwave gleichermassen geeignet: meine Mutter verwendete Pyrex ebenso wie meine Au-Pair-Madame aus altem, Neuchâteler Adel - eine vorbildliche, ausgebildete Hauswirtschafterin) sowie die für sanftes und sehr langes Garen von zB "Coq au Vin" oder Bratäpfeln bei mässiger Hitze im Backrohr herrlich geeigneten "Römertöpfe" aus nicht glasiertem Ton (Der Duft !).
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Und natürlich: Kelomat ! - So nennt man in Österreich - mit dem Firmennamen als Sachbegriff: rhetorisch eine Synekdoché - das klassische Modell des Dampfdruck-Kochtopfs, ebenfalls im Haushalt meiner Mutter zuhanden sowie bei "meiner Madame", die auf resolutes, vitamin-erhaltendes Kochen für drei Kleinkinder Wert legte:
3 Minuten vor Beginn der 4-gängigen Mittagsmahlzeit musste der "Sou-Vide" aufs Gas, aber dalli dalli, damit die Kartoffeln, Karotten, Erbsen zu Beginn der Vorspeise vom Feuer genommen werden konnten, der Dampfdruck abgelassen werden konnte und die Vegetabilien à point für den Hauptgang bereitstanden. - Manchmal ein ganz schöner Stress: Moniseur, Madame, ich und drei wurlige, romanische Kinder in der kleinen Küche:
3 Minuten vor Beginn der 4-gängigen Mittagsmahlzeit musste der "Sou-Vide" aufs Gas, aber dalli dalli, damit die Kartoffeln, Karotten, Erbsen zu Beginn der Vorspeise vom Feuer genommen werden konnten, der Dampfdruck abgelassen werden konnte und die Vegetabilien à point für den Hauptgang bereitstanden. - Manchmal ein ganz schöner Stress: Moniseur, Madame, ich und drei wurlige, romanische Kinder in der kleinen Küche:
Aber es funktionierte ohne Ausnahme.
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Bei "Em. Blasser's Nachfg." und Herbert Felfernigg ist etwas Besonderes noch heute, 15. 12. bis Samstag, 19. 12. 2015 zu bestaunen: eine sog. "Kelomat-Station" - ziemlich exklusiv - , wo Dampfdruck-Kochtöpfe auf ihre Sicherheit und Dichtungen überprüft werden können: Beeindruckend die Druckmesser (Manometer: Ich habe selbst solche schönen Skalen-Messgeräte einige Zeit lang aufgeklaubt und aufbewahrt, bis sie mir im Wege und ich ihrer müde war) und das gesamte, mit starken Parolen wie "FUTURA" und "SUPER" versehene Ensemble.
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Bei "Em. Blasser's Nachfg." und Herbert Felfernigg ist etwas Besonderes noch heute, 15. 12. bis Samstag, 19. 12. 2015 zu bestaunen: eine sog. "Kelomat-Station" - ziemlich exklusiv - , wo Dampfdruck-Kochtöpfe auf ihre Sicherheit und Dichtungen überprüft werden können: Beeindruckend die Druckmesser (Manometer: Ich habe selbst solche schönen Skalen-Messgeräte einige Zeit lang aufgeklaubt und aufbewahrt, bis sie mir im Wege und ich ihrer müde war) und das gesamte, mit starken Parolen wie "FUTURA" und "SUPER" versehene Ensemble.
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Mein Lieblings-Display ist selbstverständlich die Werkzeug-Wand, wo diese klassischen Schraubenzieher mit dem rot-transparenten Griff (so etwas gibt es im BAUHAUS leider nicht) in erprobten Grössen, Stärken und Langen wie die Orgelpfeifen an einer Lochwand ausgestellt sind. -
Zwei, drei Sägen, zwei Grössen Sicheln (eines der besten Werkzeuge für Erden, Pflanzen, Abschnitt: leider auch bei den Stadtgärtnern bereits ausser Gebrauch, weil sie ja - anders als das elektrische Schneide-Arsenal - gedengelt und gepflegt werden müssen und sauber aufbewahrt: Wer will sich dieser Mühe heute noch unterziehen ?) und ein paar fundamentale Hämmer.
Zwei, drei Sägen, zwei Grössen Sicheln (eines der besten Werkzeuge für Erden, Pflanzen, Abschnitt: leider auch bei den Stadtgärtnern bereits ausser Gebrauch, weil sie ja - anders als das elektrische Schneide-Arsenal - gedengelt und gepflegt werden müssen und sauber aufbewahrt: Wer will sich dieser Mühe heute noch unterziehen ?) und ein paar fundamentale Hämmer.
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Beim Malwerkzeug auch nur: Basics pur. Aber eben: Nur die guten: Das beste und schönste - markant gelbe - Schleifpapier und: Draht- statt Plasticgitter für Farbrollen: Mit Drahtgitter können auch relativ billige Farbauftrags-Rollen verwendet werden, das der stabilere Draht die Farbe mit mehr Druck ins Gewebe presst: Ich selbst verwende immer Draht, schmeisse die Plastic-Gitter der billigen Roller-Sets sofort weg.
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Beim Malwerkzeug auch nur: Basics pur. Aber eben: Nur die guten: Das beste und schönste - markant gelbe - Schleifpapier und: Draht- statt Plasticgitter für Farbrollen: Mit Drahtgitter können auch relativ billige Farbauftrags-Rollen verwendet werden, das der stabilere Draht die Farbe mit mehr Druck ins Gewebe presst: Ich selbst verwende immer Draht, schmeisse die Plastic-Gitter der billigen Roller-Sets sofort weg.
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Auch in Sachen "Besen" ist besteht hier nur das, was die essentielle Wahl ist: Kunststoff (billig, Baustelle, Einweg), Wurzel (mit Aufnehmer Schrubben) sowie der feine Rosshaar-Stubenbesen, der den gesundheitsschädlichen Staubsauger vollständig ersetzt.
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Und hinter und zwischen Allem: Herbert Felfernigg mit Rat und Tat, Lob und Tadel: Denn er erlaubt sich, mitunter ein bissel zu provozieren und auf sonderbare Anfragen mitunter auch ein bissel sonderbar zu antworten:
Denn - und das darf man nicht unterschätzen -: Gute "Ladner" hören (und sehen) SEHR genau zu. Gute Ladner nehmen den Kunden - manchmal bis zur Parodie - sehr genau beim Wort. - Gute Ladner sind Stolz und haben Stolz, wenn sie gut sind: Sie werfen sich nicht diensteifrig vor "dem Kunden" auf den Bauch. Denn sie, die Ladner sind Wer, haben etwas zu verkaufen: Nämlich Sache und Fachwissen !
Wer denkt, er sei als Kunde "König", nur weil er Geld über den Ladentisch schiebt (wie ich das "hinter" dem Büchertisch im "Literarischen Quartier Alte Schmiede" oft genug mit verhaltenem Ingrimm registrieren musste: Der angeblich für "Arbeiter" und "Opfer" so engagierte Erfolgsschriftsteller Erich Hackl ist mir mit seiner unermesslichen Arroganz in bleibender Erinnerung) hat sich bei den Guten Ladnern in der Taborstrasse "geschnitten".
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"So nicht !" (mit Werner Kofler formuliert) bei Herbert Felfernigg, dem Prediger und Volksbildner in, an und bei "Em. Blasser's Nachfg.", Taborstrasse 35, 1020 Wien:
Was dieser Mann und dieser Laden noch so "auf Lager" haben, präsentiere ich Euch im nächsten Posting dieses Blogs !
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Und hinter und zwischen Allem: Herbert Felfernigg mit Rat und Tat, Lob und Tadel: Denn er erlaubt sich, mitunter ein bissel zu provozieren und auf sonderbare Anfragen mitunter auch ein bissel sonderbar zu antworten:
Denn - und das darf man nicht unterschätzen -: Gute "Ladner" hören (und sehen) SEHR genau zu. Gute Ladner nehmen den Kunden - manchmal bis zur Parodie - sehr genau beim Wort. - Gute Ladner sind Stolz und haben Stolz, wenn sie gut sind: Sie werfen sich nicht diensteifrig vor "dem Kunden" auf den Bauch. Denn sie, die Ladner sind Wer, haben etwas zu verkaufen: Nämlich Sache und Fachwissen !
Wer denkt, er sei als Kunde "König", nur weil er Geld über den Ladentisch schiebt (wie ich das "hinter" dem Büchertisch im "Literarischen Quartier Alte Schmiede" oft genug mit verhaltenem Ingrimm registrieren musste: Der angeblich für "Arbeiter" und "Opfer" so engagierte Erfolgsschriftsteller Erich Hackl ist mir mit seiner unermesslichen Arroganz in bleibender Erinnerung) hat sich bei den Guten Ladnern in der Taborstrasse "geschnitten".
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"So nicht !" (mit Werner Kofler formuliert) bei Herbert Felfernigg, dem Prediger und Volksbildner in, an und bei "Em. Blasser's Nachfg.", Taborstrasse 35, 1020 Wien:
Was dieser Mann und dieser Laden noch so "auf Lager" haben, präsentiere ich Euch im nächsten Posting dieses Blogs !
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Fotos Coyright-geschützt: © Chris Bader 2015
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