A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z
↰

Klaus Martens

* 1944
Saarbrücken

Vita

Mitglied VS und P.E.N. Fünfzehn Lyrikbücher, zahlreiche Online- und Magazinpublikationen. Das lange Gedicht „Die Fähre“ wurde von Shun Suzuki ins Japanische, weiteres von Muriel Cormican ins Englische übersetzt. Übersetzte Ausgaben und Einzeltitel von Elizabeth Bishop, Thomas Lux, Christopher Middleton, Charles Simic Wallace Stevens, Dylan Thomas, Derek Walcott u.a.m. Sechzehn literaturwissenschaftliche Bücher als Autor oder Herausgeber, über 60 Essays und Artikel.

Auswahlbibliografie

Atemholen. Neue und ausgewählte Gedichte 1984-2015. Klaus Martens
Klaus Martens
Atemholen. Neue und ausgewählte Gedichte 1984-2015.
Pop Verlag
2016
Muschuschu
Klaus Martens
Muschuschu
Pop Verlag
2016
Lobotomobil
Thomas Lux
Klaus Martens
Lobotomobil
Pop Verlag
2016
Anderswo, nicht hier
Klaus Martens
Anderswo, nicht hier
Pop Verlag
2015
Bei den Vogelinseln, Klaus Martens
Klaus Martens
Bei den Vogelinseln
Pop Verlag
2014
Siebenachtel Leben, Klaus Martens, Pop Verlag
Klaus Martens
Siebenachtel Leben
POP Verlag
2013
Klaus Martens
Abwehrzauber
Conte
2012

Textfläche

Mit der Guarneri

 

Mit der Guarneri

 

Mit der Guarneri würde es noch besser klingen,

das kleine Konzert, das ich noch nie

gemeistert habe – doch einmal, mit diesem Wunder

in der Hand, würde der Geist in mich fahren,

aus dem Inneren des Holzes unter meine Haut,

in meine steifen Finger und mein altes Herz,

es würde hoch schlagen und doch würde eine

tiefe Ruhe, würde ein nie gekanntes Glück

mich durchdringen und nach dem Spiel noch

klingen, unter meiner Haut, im Herzen, selbst

wenn ich dieses Instrument hätte, und es wäre.

 

 

13.05.2014  ·  Aus: Erstveröffentlichung

Tägliche Taubheit

 

Tägliche Taubheit

 

Haltet euch fern von den Betonmischern,

den Dampfhämmern, manch heldischer

Musik, dem Bombardon, dem Sousaphon –

sie regen das Bauchfell an und den Schmerz

im Kopf. Und haltet euch fern  vom medialen

Flashmob, ununterbrochen zusammen-

gedröhnt, wo Elefanten aus Mücken wachsen

und vor Mücken Elefanten unsichtbar werden.

Haltet euch fern von Feldzügen für Seife

und Politiker, hebt auf euer Hörvermögen

für die verhaltenen Stimmen, die Böses ansagen

und Gutes in all dem Getöse und auch das

Unerhörte und das wirkliche, ruhige Neue.

13.05.2014  ·  Aus: Erstveröffentlichung

Verbrennung

 

Verbrennung

 

Kürzlich wurde ein Mensch

in einen Käfig gesperrt

und der Käfig angezündet

mit dem Menschen

und sie verbrannten sie –

 

ist jetzt die große Wut

endlich ausgebrochen aus

jahrelanger Lethargie,

brennend vor Mitleid und Scham –

nicht einmal Rache brach aus –

 

und weiter geschah es:

 

Statt eines Kreuzzuges Gerechter

wurden Kinder gekreuzigt –

gibt es Kinderkreuzzüge,

das Übel zu bannen? Feigheit

regiert – und der wahre Weise

lässt sich nicht provozieren,

sondern wird die Asche aufkehren,

 

damit der Geschichte kein Ende wird.

 

 

 

13.05.2014  ·  Aus: Erstveröffentlichung

Auf ein letztes Gedicht

 

 

Auf ein letztes Gedicht

 

Die Zeit ist Irgendwann

und die Gegend November –

Blätterbäume und nicht

oder ob September in Rom –

 

alles bewegt sich weiter

im Wind von Irgendwoher –

niemand ist hier, niemand

ist fern, einäugig urteilen

 

wir alle, bis der Name uns

einfällt, irgendwann, nirgend-

wo in verlassener Gegend,

Streichorchester der Jahre.

 

13.05.2014  ·  Aus: Erstveröffentlichung

Fortwollen

 

Fortwollen

 

Nach einer Weile, willst du fort –

das Ende der Kindheit, der Jugend,

in ein anderes Zimmer,

eine Wohnung, eine andere Stadt –

dann in ein anderes Land

und darin woanders hin, noch weiter

und wieder zurück und

dann noch einmal fort und wieder

und dann geht es nicht mehr –

dann gehst du nicht, du bleibst

und bleibst und bleibst in dir fort.

 

13.05.2014  ·  Aus: Erstveröffentlichung