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Interview
Angenehme Pfade am Hang. Jochen Arlt im Gespräch mit dem Übersetzer und Lyrikverleger Rüdiger Fischer.
Eifel: Ich bin in Trier geboren. Erste Wanderungen an die Kyll etcetera.
Bayerischer Wald: Der Eifel nicht unähnlich. Nicht nur deshalb, nach dreißig Jahren, hier zu Hause. Ideale Lyriklesegegend.
Provence: Serge Bec: „Suite für eine Ewigkeit“, provenzalisch-frz-dt. Den Autor in Apt besucht: besser als die Küste!
Heimat: Die geschlagenen Wurzeln sind innen. Für mich, auch: Turin, Githion, Larzac.
"Künstler ist nur einer, der aus einer Lösung ein Rätsel machen kann", so Karl Kraus: Staunen, auf nichts zu lange ausruhen. Kunst des Lebens!
Laurent Grisel / "Eine Hymne an den Frieden (sechzehnmal)": Vier Stimmen: Mann, Frau, Henker, Gerechtigkeit. Wir sind jeder diese vier Stimmen. Und wir sind alle noch Anfänger.
Thomas Kling / "brennstabm": Käme, wenn Franzose, nicht für mich in Frage, weil ich nur lebende Autoren übersetze, um auch das Vergnügen zu haben, sie selber kennenzulernen.
Lao-tse / "Tao-te-king": Das Tao beim Übersetzen ist, das richtige Wort nicht finden zu wollen, sondern kommen zu lassen.
Ron Winkler / "Frenetische Stille": Einer der für eine französische Zeitschrift übersetzten deutschen Autoren. Für jede in einer deutschen Zeitschrift erschienene Übersetzung eines französischen Gedichts sind 50 deutsche Texte in französischen Zeitschriften erschienen...
"Der Computer ist die logische Weiterentwicklung des Menschen – Intelligenz ohne Moral", stellte John Osborne fest: Was ist daran logisch? Was Weiterentwicklung?
Frédéric Chopin: Vorsicht bei zuviel Wohlklang!
Bob Dylan: Notfalls absichtlich die Stimme aufrauhen.
Franz-Josef Degenhardt: Auf jeden Fall auch aktives Mitglied einer Gesellschaft.
Karlheinz Stockhausen: Auch wenn die Luft rundum dünn ist.
"Die meisten reden origineller, als sie schreiben", wusste Jean Paul: Er ist wohl selber das beste Gegenbeispiel.
Gérard Bayo: "Pas encore / Noch nicht":
NOCH NICHT, ABER FAST
Im Kreisbogen
über unsern Köpfen, der Kuckuck
am blauen Himmel.
Hinter dem Kamm
das verlassene,
bis zum Himmel verstreute Dorf. Das von allen
Gesichtern die Tränen wischt.
(Mariflel, Rumänien)
Anise Koltz / "Blitzaufnahmen":
Durch den Tag fahren
auf einem Boot von Wörtern
versuchen, die Stücke
der Gegenwart zu fischen
die mich neu erfinden
Paolo Ruffilli: "La gioia e il lutto - Freude und Trauer": Untertitel: Leiden und Tod durch Aids. (Ich kann ja nicht immer mir mit einem Gedicht reagieren, obwohl das das Beste ist, was ich tun kann.)
Michel Houellebecq / "Renaissance - Wiedergeburt": Ich mag den Mann nicht.
"Journalismus ist unlesbar, und Literatur wird nicht gelesen", konstatierte Oscar Wilde: Den schon eher. Den Ausspruch weniger, aber, wie so viele, soll er ja vor allem herausfordern.
lit.COLOGNE: Könnte mehr tun. Lädt keine Verleger ein, ihre Bücher vorzustellen. Aber immerhin: es gibt sowas.
taz: Könnte mehr tun. Rezensionen meiner Bücher gab es in der SZ und ZEIT, noch nicht in der taz.
Inédit Nouveau: Paul Van Melle oder was ein Mann alles bewerkstelligen kann (eine jahrzehntelang monatlich erscheinende Lyrikzeitschrift)!
Stiftung Lyrik Kabinett: Was eine Frau alles bewerkstelligen kann! Ich bin froh, dorthin zu einem Récital mit französischer Lyrik eingeladen worden zu sein.
"Der Autor hat den Mund zu halten, wenn sein Werk den Mund auftut", fasste Nietzsche zusammen: Und der Verleger, wenn die Werke „seiner“ Autoren dies tun.
© Jochen Arlt