Robinsons blaues Haus

Roman

Autor:
Ernst Augustin
Besprechung:
Klaus Martens
 

Roman

Wie eine Karte, die sich mit dem Land deckt.

19.08.2013 | Hamburg

Noch einmal Robinson, noch einmal Freitag und Ernst Augustins wunderbar leichte Variante auf dies unerschöpfliche Thema. Man würde De Foe wünschen, er könnte Tantiemen bekommen und dann nacherleben und nachreisen können, welche Schiffbrüche und Überlebenskünste er mit seinem Buch hervorgeschrieben hat.

Augustins Buch besitzt zwar Klappentexte, aber – und das verrät seine besondere Qualität – keine brauchbare Inhaltsangabe.  So ergeht es auch dem Rezensenten – er müsste eine Rezension schreiben, die sich in ihrer Redseligkeit mit dem Buch deckte, wie eine Karte, die sich mit dem Land deckt.  Das geht nun wirklich nicht.  Das leichte, spielerische Erzählen zieht von Ort zu Ort, von Inseln zu Festländern.  Es schreibt Briefe an andere (oft Freitag) und an sich selbst (oft Robinson).  Das Persönliche definiert sich nicht, es teilt sich auf.  Es ist überall zuhause.  Gleich exotisch sind Tonga und Grevesmühlen.  Die Erzählung verständigt sich überall mit Leichtigkeit, so leicht wie Geld gegeben und ausgegeben wird.  Die Erzählung schafft sich ihre Situationen, der Autor ein wunderbar modernistisches Buch, das nichts, aber auch nichts von der modernistischen Bedeutsamkeit-durch-Schwere hat, sondern leicht und schnell dahineilt, wie auf einer magischen Playstation gespielt.

 

. . . alle wissen jetzt, daß ich den Raum verlassen habe.

            Aber ich kann auch wieder eintreten.

            Hallo!

Wer ist das? (anklopfen)?

            Wer bist denn du?

            Keine Antwort.

            Und wer bist du?

            Ich bin neu hier.

            Hallo Neuhier.

 

Das Erzählen erschafft sich sein Personal.  Es nimmt sich wörtlich.  Das ist das Schöne:  Die Wörter zählen. Die Erzählung dialogisiert sich als scherzhafte Rede und als Gegenrede.  Doch nimmt sie auch ernst.  Sich. Manchmal. Und wir Ernst Augustin.  Alle erstaunlichen dreihunderundneunzehn Seiten.




Ernst Augustin: Robinsons blaues Haus
. Roman 2. Auflage 2012. ISBN 978-3-406-62996-9 3 C.H. Beck München 2012

Klaus Martens hat zuletzt über Flussbild / Flowchart, Langgedicht von John Ashbery auf Fixpoetry geschrieben.


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