Die Überflutung des Landes Vergissmeinnicht. »Bevor alles verschwindet« von Annika Scheffel.
20.08.2013 | Auch wenn es vorher keine Heimat war – muss man einen Ort unfreiwillig verlassen, so wird er zur Heimat, so spürt man plötzlich die Wurzeln schmerzhaft. Und ist es bisher eine lockere Gemeinschaft von Nachbarn, so schweißen die miteinander geteilten Entwurzlungsschmerzen zusammen. ...
Gegen die Endlichkeit. »Bevor alles verschwindet« von Annika Scheffel.
Manchmal geht etwas Altes verloren, noch bevor das Neue ganz da ist. Um diese haltlose Zwischenzeit dreht sich Annika Scheffels zweiter Roman „Bevor alles verschwindet“. Schauplatz ist ein namenloser Ort inmitten von Wald und Bergen, angelegt wie eine freundliche, überschaubare Spielzeugwelt: ...
Verschwinden und Bewahren. »Alles, was draußen ist« von Saskia Hennig von Lange.
20.08.2013 | „Ich blieb immer hier drinnen“ – So beginnt Saskia Hennig von Langes Novelle „Alles, was draußen ist“. Ein Widerspruch in sich? Nein, denn die Grenzen zwischen Innen und Außen verwischen zusehends in diesem kleinen, feinen Kammerspiel, das keinen anderen (physischen) Raum kennt als ein mit Vanitas-Symbolen ...
Leichte Kost. »Popcorn unterm Zuckerhut« herausgegeben von Timo Berger
19.08.2013 | Anthologien, die einen Überblick darüber verschaffen wollen, wie es um die Literatur eines Landes bestellt ist, sind eine zweifelhafte Angelegenheit. Zumal, wenn es um zeitgenössische Literatur geht, die außerdem übersetzt werden muss, um in dieser Form dem deutschen Publikum zugänglich ...
Wie eine Karte, die sich mit dem Land deckt.
19.08.2013 | Noch einmal Robinson, noch einmal Freitag und Ernst Augustins wunderbar leichte Variante auf dies unerschöpfliche Thema. Man würde De Foe wünschen, er könnte Tantiemen bekommen und dann nacherleben und nachreisen können, welche Schiffbrüche und Überlebenskünste er mit seinem Buch hervorgeschrieben hat. ...
Geschäftsverbrechen
18.08.2013 | Robert B. Parkers Spenser ist nicht nur ziemlich cool, jetzt ermittelt er auch in Sachen Wirtschaftskriminalität.Geschäftsleute haben einen ziemlich schlechten Ruf. Während Recht und Gesetz sie zu Sorgfalt und Vorsicht verpflichten, gelten sie in der Literatur und in der öffentlichen Meinung als tendenziell kriminell ...
Ein Comic der Superlative
17.08.2013 | In seinem fingierten Essay Kleine braune Tiere vergleicht Clemens J. Setz den Stellenwert des Comic-Romans Jimmy Corrigan – Der klügste Junge der Welt mit dem von Ulysses, Die Enden der Parabel oder Unendlicher Spaß. Dieses „Meisterwerk“, so Setz, ist sogar mitverantwortlich dafür, ...
Mehr Haselnüsse für Aschenbrödel. Neue Geschichten vom berühmten tschechischen Eisenbahner.
17.08.2013 | An den Rändern Europas im tschechischen Altvatergebirge. Den Dorfleuten ist vieles nicht geheuer. Die Globalisierung, die Emanzipation („Die Frau ist keine Sexsklavin mehr? Ich kack mir aufs Knie.“), Koks, Chinesen und überhaupt diese Städter, die ständig „was Neues“ anschleppen und alles durcheinander bringen. ...
Die Solidität der Fundamente. Heinrich Deterings Gedichtband „Old Glory“
16.08.2013 | Old Glory ist der Spitzname der amerikanischen Unionsflagge seit dem Bürgerkrieg, als die Nordstaaten unter dieser Fahne kämpften und „Old Glory“ ist auch der Titel des aktuellen Gedichtbandes von Heinrich Detering. Natürlich lässt sich dieser Titel des namhaften Literaturwissenschaftlers ...
Wer und woraus wir sind. »Who is me« von Pier Paolo Pasolini.
15.08.2013 | Die Berliner Dependance des Hochroth-Verlags legte bereits 2009 im Rahmen der Berliner Pasolini-Ausstellung einen Schlüsseltext wieder auf. Es handelt sich um das Langgedicht Who is me. Dichter der Asche, der auf Deutsch zuerst 1995 unter dem Titel Wer ich bin im Verlag Klaus Wagenbach erschienen ist. ...
Kreisende Möwen. »Istanbul Bootleg« von Gerrit Wustmann.
14.08.2013 | Die scheue Schönheit kleiner Dinge ist der Titel einer Sammlung von Gedichten von Hugo von Hofmannsthal und es wäre ein ebenfalls passender Titel für Gerrit Wustmanns Gedichtband Istanbul Bootleg. Was das lyrische Ich auf seinen Streifzügen durch die Stadt am Bosporus aufspürt, ist die schlichte ...
Das gewonnene Land: Trost und mehr, Natan Zachs Gedichte von globalem Rang
13.08.2013 | Der Titel des Gedichtbands Verlorener Kontinent (das Buch vereint Liebesgedichte, Gedichte über die Dichtkunst bis hin zu politischen Gedichten aus den Jahren 1955 bis 2008) lässt vermuten, dass der Leser lyrische Spielarten des Verlustes vorfinden wird. Gleich ist das, ganz natürlich, von einem israelischen ...
Aus Rose Ausländers Frühwerk. »Der Regenbogen«, Gedichte.
12.08.2013 | Rose Ausländer, in Czernowitz geboren, als dort noch das Schwarz-Gelb Habsburgs wehte, gehört heute zu den Klassikern des 20. Jahrhunderts, und zwar aufs Unverstaubteste. Daran einen großen Anteil hat Helmut Braun, der sie vor dem Vergessen bewahrte, die trotz großer Erfolge bei der Kritik doch ...
WIEH / dada / HEIM. »Letzte Jahre«, Gedichte von Armin Eidherr.
12.08.2013 | Soll Lyrik ergriffen sein? Nein, sie soll ergreifen, und das in allen Arten und Weisen. Das tun die Gedichte Armin Eidherrs, dessen Band Letzte Jahre schon im Titel Ambivalenz und Ernst vermählen, ist doch unklar, ob nun ein Rapport über die letzten Jahre folge, oder ein Ausblick, weil unsere Jahre ...
Hier darf nichts verloren gehen, das ist der ganze Sinn des Fragens. Ralph Pordzik »Verabredung mit meinem Publikum«
11.08.2013 | Manchmal ist das Internet, ist gerade die überwältigende Anzahl von Blogs, die mich sonst eher erschlagen, ein wahrer Segen. Ohne seinen Blog hätte ich Ralph Pordzik womöglich nicht entdeckt und die Verabredung versäumt, dabei bin ich sehr dankbar, Teil des Publikums sein zu dürfen, mit dem sich Pordzik ...
Weil ich kalt und warm nicht ohne einander denken kann. »Schneebrand« von Knut Schaflinger.
11.08.2013 | Vorfreude, so sagt man ja, sei die schönste Freude. Ob das im Einzelfall tatsächlich immer stimmt, das sei mal dahingestellt, aber gerade für musik-, film- und literaturinteressierte Menschen, also für Hörer, Zuschauer und Leser, bietet sich ja gottseidank recht häufig die Gelegenheit, Vorfreude zu genießen. ...
Industrieller, Autor, Politiker – Shulamit Volkovs Buch über die ambivalente Persönlichkeit Walther Rathenaus
10.08.2013 | Ein verbreiteter Irrtum deutscher Juden im 19. Jahrhundert war die Annahme, durch besonders leidenschaftlichen Patriotismus die Integration in die Gesellschaft des Kaiserreiches vollenden zu können. Darum meldeten sich im Sommer 1914 überdurchschnittlich viele Juden als Freiwillige zum Kriegseinsatz. ...
Wucherndes Leben widersetzt sich dem Ordnungssinn
10.08.2013 | Dem schwedischen Naturforscher Carl von Linné (1707 bis 1778), „Fürst der Botaniker“ oder „Plinius des Nordens“ genannt, verdanken wir unser botanisches System. Der Pfarrerssohn aus Småland – man denke an Michel von Lönneberga – machte sich die Klassifikation und systematische Benennung ...
Back to the roots. Christoph Heins neuer Erzählungsband holt weit aus und schlägt den Boden zu einem leidenschaftlichen Plädoyer für die Unabhängigkeit des Künstlers.
09.08.2013 | Da ist erst einmal die Überraschung: Christoph Hein, der zuletzt in seinem scharf beobachteten Gesellschaftsroman Weiskerns Nachlass das akademische Prekariat zum Thema machte und wie nebenbei einen ungemein spannende Kunstfälscher-Krimi aus dem Ärmel schüttelte, schwenkt in seinem neuen ...
Mit wacher Stimme. Essays und kleine Schriften runden Werkauswahl von Doris Lessing ab.
08.08.2013 | Sie ist eine der beharrlichsten und streitbarsten Stimmen der englischsprachigen Literatur der Gegenwart, mittlerweile eine, wenn nicht die ‚Grand Dame‘ der Szene: Doris Lessing. Das war nicht immer so, selbst zur Vergabe des Nobelpreises an sie im Jahr 2007 murmelte und grummelte es etwas ...
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