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Hundertvierzehn | Fundstück
1 Hasenbraten (ich)

Am 19. Juli 1819, vor 200 Jahren, wurde in Zürich Gottfried Keller geboren, der in der Schweiz den Rang eines Nationaldichters hat. Der Schriftsteller Thomas Hürlimann, der im September den Gottfried-Keller-Preis erhält, hat gerade ein Lesebuch mit Texten des großen Kollegen zusammengestellt. Wir dokumentieren daraus einen Brief, in dem Keller nicht als Dichter, sondern als Mensch spricht.

 
Gottfried Keller

Gottfried Keller wurde am 19. Juli 1819 in Zürich geboren. Nach dem Verweis von der Industrieschule Zürich bildete er sich autodidaktisch weiter. Ab 1840 lebte er als Maler in München, 1842 kehrte er nach Zürich zurück und widmete sich, unterstützt von der Mutter, dem Schreiben. 1846 erschien ein Band seiner Gedichte, 1848/49 hatte er ein Stipendium zum Studium in Heidelberg. Von 1850 bis 1855 hielt Keller sich in Berlin auf. Ab 1861 war er erster Stadtschreiber in Zürich, er pflegte Bekanntschaften u.a. mit Paul Heyse, Theodor Storm und Richard Wagner. Er starb am 15. Juli 1890 in Zürich.

Brief an Marie Exner

Zürich, 16. Dezember 1872

Höflichen und herzlichen Dank für die zwei Bilder, die mir Herr Dilthey gestern abend gab. Bis zu diesem Augenblick, das heißt seit Monaten, hatte ich in Zucht und Ehren gelebt. Gestern tranken wir zwei nun folgendes:

8 Glas Bier

2 Schoppen Wein

2 Flaschen Wein

Thomas Hürlimann

Thomas Hürlimann, 1950 in Zug geboren, studierte Philosophie in Zürich und Berlin. Er ist Verfasser zahlreicher Theaterstücke, Erzählungen und Romane, zuletzt »Vierzig Rosen« (2006) und »Fräulein Stark«. Sein Roman »Der große Kater« wurde mit Bruno Ganz in der Hauptrolle verfilmt. Für sein Schaffen wurde Hürlimann mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u.a. dem Rauriser Literaturpreis (1982), dem Joseph-Breitbach-Literaturpreis (2001), dem Jean-Paul-Preis (2003), dem Thomas-Mann-Preis (2012) und dem Hugo-Ball-Preis (2014). Er ist Korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Künste und Mitglied der Akademie der Künste Berlin. Seine Werke wurden in 21 Sprachen übersetzt.

2 Gläser Grog

2 Wiener Schnitzel (Dilthey)

1 Blumenkohl (idem)

1 Hasenbraten (ich)

2 Brot (beide)

1 Kartoffelsalat (ich)

1 Käs (Dilthey)

1 Butter (id.)

1 Brot (id.)

macht 24 Einheiten, die wir zusammen verschlangen. Als Dilthey meinen schönen Hasenbraten sah, wollte er auch welchen haben; es war aber keiner mehr da, ich bot ihm den meinigen an gegen Abtretung der Wiener Schnitzel. Da wurde er mißtrauisch und behielt sie.

Heut hab' ich etwas Katzenjammer; als ich um neun Uhr aufstand und die Photographien besah, machte ich ein zwinkerndes Gesicht, wie eine alte Eule, die an einem hellen Morgen aufs Meer hinausschaut.

 

Gottfried Keller: Das große Lesebuch

Thomas Hürlimanns Auswahl aus dem Werk Gottfried Kellers verzichtet nicht auf schöne Stellen aus dem »Grünen Heinrich« oder die bekannte Novelle »Romeo und Julia auf dem Dorfe«. Zugleich aber finden sich in diesem Lesebuch auch kenntnisreich aufgespürte Briefe und weniger bekannte Texte Kellers. Sie bestätigen seinen epochalen Rang als Autor und zeichnen wie nebenbei das Bild eines Mannes, der voller Tatendrang ins Leben aufbricht und am Ende melancholisch zurückblickt.

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