Studien unterstreichen es: Wer sich nicht benehmen kann, macht keine Karriere. Oder anders: Gutes Benehmen ist gut für die Laufbahn – und macht auch sonst vieles im Leben angenehmer. Für mich fängt das beim "danke" und "bitte" an. Beides droht auszusterben. Mir geht des Herz auf, wenn die sechsjährige Freundin meines Sohnes sich für den schönen Nachmittag oder das Nachhausebringen bedankt. … Weil es so ungewöhnlich ist. Und ich ärgere mich, wenn mich morgens am Flughafen eine Business-Frau oder ein Karriere-Mann anrempelt ohne ein Wort der Entschuldigung. Weil es so normal geworden ist. Ein weiteres Phänomen ist, dass niemand mehr grüßt. Ich komme aus Köln und da (war…ist?) es normal, auch Fremden "Hallo", "Morgen" oder "Guten Tag" zu sagen. Hier im Norden habe ich es aufgegeben. Manchen Menschen ist es sogar peinlich, wenn andere Sie ansehen. Dann senken sie den Kopf. Ist das jetzt ein regionales Phänonem oder ein Trend? Eindeutig ist: Die Höflichkeit leidet auch in der schriftlichen Korrespondenz. Da beginnen Mails ohne persönliche Ansprache und enden ohne Grußformel. Da wird irgend etwas dringend eingefordert und sich nie dafür bedankt. (Leider) kenne ich George Clooney nicht persönlich, aber er scheint ein gutes Vorbild zu sein: angeblich höflich zu jedermann, ein Mensch weitestgehend ohne Allüren, der auch die Reinigungsfrau ernst nimmt. Der oft lächelt und immer freundlich ist. Und der danke und bitte sagt. Toll. Vor allem weil ein bißchen mehr George Clooney die Welt besser, sondern den Einzelnen auch erfolgreicher machen würde.
Svenja Hofert