Karriereberater mit 23

Xing, neue Kontaktanfrage. Ich bin irritiert: Eine 23jährige, noch nicht abgeschlossene BWL-Studentin, schrieb mir, dass sie nun auch als Karriereberaterin starten würde und sandte mir den Link auf ihre aufgemotzte Webseite. Sie hoffe, bald auch so erfolgreich zu sein, bemerkte sie abschließend. Ich schaute mir den Lebenslauf an: Ungefähr 10 höchst unterschiedliche, manchmal nur einen Monat währende Berufsstationen. Jede einzelne hörte sich dick aufgetragen nach "Management" an. Insgesamt ein Lebenslauf für die Anti-Karriere (und lautes Signal an jeden Personaler: "die bleibt nicht lang, die will zu viel": aussortieren). Im Sine des sprachlichen Tunings übrigens mal ein weibliches Beispiel für das "zu-Guttenberg-Prinzip". Auch Frauen können klotzen.

Das Bild der jungen Frau passt zu einem Trend, den ich in meinem "Karrieremacherbuch" beschreibe: Immer mehr junge Menschen wollen immer früher einen Traumjob ausüben. Sie wollen Coach werden oder Berater, irgendwas Sinnvolles mit Menschen machen. Verständlich, denn die Arbeitswelt setzt enge Grenzen und verspricht wenig Sinn. Dadurch setzt unsere Wirtschaft viele frühe Sinnsucher frei.

Dennoch wünsche ich mir manchmal, dass es für Beratung und Coaching ähnliche Hürden geben möge, wie sie bei einer Therapieausbildung gestellt sind.  Jahre lang lernen und dann erst auf Mensch und Markt losgelassen werden, schließlich kann falsche Beratung ein ganzes Leben beeinflussen. Aber, nein, wo Kontrolle ist, sind auch Lobbys und deren ungesunde Einflüsse sind täglich zu beobachten. Möge sich also der Markt lieber selbst bereinigen.


2 Kommentare zu “Karriereberater mit 23

  1. Ist echt Typisch
    Habe neulich auf der Baustelle ähnliche Erfahrung gemacht
    Controller kam von Geschltg. 25 Jahre alt frisch aus der Ausbildung soll den Leuten vor Ort mal Dampf machen;-)
    Alles nur Kanonenfutter , dauert aber ne weile bis dies es gemerkt haben

  2. Andererseits muss ich kritisch anmerken, dass die Erwartungen an Hochschulabsolventen immer höher geschraubt werden. Und bei einigen Stellenanzeigen frage ich mich, glaubt der Personaler bzw. das Unternehmen Superman oder Supercat existieren auch in der Realität und nicht nur in Comic-Heften.
    Die junge Frau die Sie beschreiben wird im hart umkämpften Beratermarkt wenig Chancen haben. Aber es stimmt schon einige Studenten haben ein extrem falsche Selbstwahrnehmung und wollen gleich CEO eines multinationalen Konzerns werden.

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