Hartz IV von der anderen Seite

Da sich gerade alle so heftig über 5 Euro mehr aufregen, werfe ich heute einmal ein heißes Eisen ins Feuer, dass sonst nur wenige anfassen: Was bedeutet eigentlich Hartz IV für Arbeitgeber? Ich kann aus der Erfahrung meiner Kunden, Kollegen und aus der eigenen Praxis nur sagen: Hartz IV ist der beste Arbeitsplatzverhinderer, den es gibt. Ein Jobkiller par excellence. Warum?

1. Im Minijobbereich bis 400 Euro ist es für Hartzer völlig uninteressant, Jobs nachzugehen, die mehr als 100 Euro bringen. Das müssen sie eh abgeben. Und mir als Arbeitgeber bricht es erstens das Herz, mein Geld an eine Institution weiterzureichen, die ich für fragwürdig halte – und zweitens das Herz, weil ich will, dass mein Geld beim Mitarbeiter ankommt.

2. Jobs um die 800, 1000, 1200 Euro, sprich normale Teilzeit im qualifizierteren Bereich sind für Hartzer keine Alternative, weil sie sich damit schlechter stehen als ohne. Beispiel: 1.200 Euro brutto ergibt netto kaum 800 Euro. So wird man bestenfalls zum Aufstocker. Kann man auch bequemer haben: Gar nicht arbeiten und weiter Hartz-en.

3. Hartzern mit Familien müssten Sie Gehälter bieten, die für kleine Unternehmen nicht in Frage kommen z.B. 3.800 Euro brutto für jemanden mit drei Kindern. Erst bei diesem Einkommen fängt sich das Arbeiten an zu lohnen. Und da wundert sich jemand, dass die Lust dazu gering ausfällt?

4. Der elende Papierkram! Für Hartz-IV-Mitarbeiter müssen Sie andauernd irgendein Formular ausfüllen, etwas bestätigen etc. Nerviger Bürokratiekram!

Ein Fallbeispiel? Gern: Der E-Commerce-Unternehmer Hans wollte seine 400-Euro-Kraft Maria gern mit 30 Stunden beschäftigen, denn Maria war eine echte Perle, so eine findet man selten. Obwohl von den 400 Euro nach Abzug durch die Arge nur 100 blieben, machte ihr die Arbeit Spaß… und sie wollte so gerne mehr arbeiten. Hans rechnete hin und her, aber die realistischen Gehälter fielen so niedrig aus, dass Hartz IV für Maria die bessere Lösung blieb – zumal Maria mit einem Hartz-Mann zusammenlebte, die Berechnungsgrundlage also noch höher als bei einem Single ausfiel. Das Ende vom Lied: Es hätte ein Job entstehen können für jemand, der sonst kaum eine Chance hätte. Bitte, Ursula, ändere dieses verrückte System. Wer arbeitet muss einfach mehr in der Tasche haben – und zwar deutlich mehr.

Die Wahrheit ist: Wenn ich mir als Arbeitgeber mit Hartz IV soviel Frust und Bürokratie aufhalse, dann nehme ich doch lieber z.B. jemand, der zur einen Hälfte selbstständig und zur anderen in meinem Unternehmen angestellt ist. Oder eine Mutti mit gut verdienendem Ehemann – da ärgern nur die unmöglich hohen Sozialabgaben. Denn bei Alleinerziehenden, liebe Frau von Leyen, diese eine Million Frauen in Hartz IV, tritt das oben geschilderte Problem erst recht auf.Mit Diskriminierung hat das nichts zu tun, nur mit einem simplen Fakt: Da diese oft nur 20-30 Stunde arbeiten wollen, kommen Gehälter von 1000 bis bestenfalls 2000 Euro brutto dabei rum, Marktgehälter wohlgemerkt. Dafür Arbeiten lohnt sich nicht: Mit Hartz IV stehen sich diese Frauen besser.


2 Kommentare zu “Hartz IV von der anderen Seite

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