Sie wollen Ehrgeiz entwickeln? Dann schauen Sie sich einmal an, welche Formen von Ehrgeiz andere entwickelt haben – und welche zu Ihnen passen. Mit und ohne Ellenbogen. Ich habe die gesündesten Ehrgeiz-Formen untersucht und ihre Wirkung verglichen. Los geht´s.
- Der Besser-als-Ehrgeiz
Nicht zu verwechseln mit Neid, der lähmt. Der Besser-als-Ehrgeiz dagegen verleiht Flügel. Basis dieser Ehrgeiz-Sorte ist der Vergleich. Wichtig ist, dass die Person, mit der Sie sich vergleichen, nicht allzu weit von Ihnen entfernt steht. Wenn Sie besser werden wollen als Mondreiseunternehmer Richard Branson, ist das einfach eine ganze Nummer zu groß für die allermeisten von uns. Wenn Sie sich aber umschauen bei Personen, die Ihnen ein, zwei Jahre voraus sind oder aber in bestimmten Bereichen etwas besser machen als Sie, dann haben Sie die richtige Orientierungsgröße gefunden. Das Besser-als-sein muss realistisch sein. Und es sollte mehr sein als ein blindes Abkupfern. Deshalb empfehlen sich verschiedene Leitbilder für unterschiedliche Bereiche.
2. Der Ich-zeig´s euch-Ehrgeiz
Ha, wäre doch gelacht. „So langsam wie du ist hier noch niemand ins Ziel gekommen“, ächzte mein Sportlehrer, da war ich 10 Jahre, Bundesjugendspiele. Fünf Jahre später begann ich zu laufen – längste Pause jemals: 2 Jahre. Ähnlicher Effekt: Paul, als Realschüler durch Faulheit auf der Hauptschule gelandet, hörte von seinem verhassten Bruder ein „Ha, da gehörst du auch hin“. Sofort rüstet er in Richtung Leistung auf, um nach erneuten Schulwechseln ein Abitur mit 1,8 zu machen. Eltern würden sich oft wünschen, den Ich zeig´s-Euch-Ehrgeiz per Knopfdruck auslösen zu können, doch leider eignen sie sich gar nicht als Knöpfchendrücker. Ich zeig´s euch kann nur von jemanden ausgelöst werden, dem man es auch wirklich zeigen will. Ich erinnere mich nicht mal mehr an den Namen dieses Sportlehrers, aber sein feistes Grinsen hat mich nicht nur zum Laufen, sondern auch zum grünen Gürtel in Karate getrieben.
3. Der Interessiert-mich-Ehrgeiz
Der Sohn einer Freundin experimentiert seit Kleinkindtagen mit Elektronik. Er baut Prototypen und ist irrsinnig begabt. Er macht das ausschließlich aus Interesse, es gibt keine Vorbilder in der Familie und keinen Druck. Es geht auch nicht um Anerkennung. Es geht allein um die Sache. Schön – Like.
4. Der Ich-will-was-Besseres-Sein-Ehrgeiz
Ein anderer Name dafür wäre Status-Ehrgeiz. Gerade habe ich ein Interview mit Thomas Enders gelesen, der bald EADS-Chef werden wird. Sympathisch, der Mann, trotz seines exorbitanten Selbstbewusstseins. Er kommt aus einer Schäfer-Familie, die Kinder – er und drei Brüder - sollten es besser haben. Typische Prägung für Aufsteiger, manchmal gekoppelt an „ich will reich werden“. Vorsicht ist angesagt, wenn Status-Ehrgeiz sich NICHT mit anderen Ehrgeiz-Sorten verbündet wie Interessiert-Mich-Ehrgeiz – dann entstehen Plagiate à la Guttenberg. Sobald andere wegschauen, wird geschludert. I like - nicht mehr.
5. Der Kompensations-Ehrgeiz
„Alle kleinen Männer sind mindestens 1,80 Meter groß“, sagte der Yoga-Lehrer, auch nur 170 Zentimeter. Kleine Männer kompensieren, die wenigsten können Witze darüber machen. Auch andere Formen der Kompensation existieren: Beispielsweise kompensieren einige Menschen ihren nicht vorhandenen Uni-Abschluss durch ein besonders forsches und vertriebsorientiertes Auftreten. Wenn´s Erfolg bringt?
6. Der Zielzweck-Ehrgeiz
Wieso schaffen einige Menschen den Numerus Clausus für Medizin und lassen sich nach dem Studium leistungsmäßig total hängen? Gute Frage, einfache Antwort: Der Zielzweck-Ehrgeiz ist hier am Werk. Man(n) will Mediziner werden, um danach gemütlich in eigener Praxis zu arbeiten. Das erklärt, warum auch an Eliteunis manchmal Menschen absolvieren, die im späteren Leben eher durch Leistungsverweigerung auffallen. Dann haben sie nämlich ihr Ziel erreicht, einen guten Job mit hoher Bezahlung etwa.
7. Der Alphamensch-Ehrgeiz
Hier geht´s darum, zu sagen, wo es lang geht – das treibt zur Leistung, yeah. Je weniger andere Menschen da mitreden, desto besser. Also müssen diese weggebissen, eingenordet oder hinter sich gebracht werden. Der Alphamensch-Ehrgeiz kommt selten allein, sondern paart sich häufig mit dem Status- oder Zielzweck-Ehrgeiz. Diesem Ehrgeiz zugrunde liegt das Bedürfnis, zu entscheiden und zu dominieren. Führt öfter mal zu Machtkämpfen und eher selten zu großen intellektuellen Leistungen. Muss ja aber auch nicht sein, siehe Enders.
8. Der Anerkennungsehrgeiz
Ist der Looser unter den Ehrgeizen, denn er funktioniert nur auf der Basis von Abhängigkeiten. Leistung wird ausschließlich deshalb erbracht, weil es ein Feedback von Lehrer, Eltern oder Chef gibt. Wäre dies nicht da – fiele die von Anerkennungs-Ehrgeiz angetriebene Person in sich selbst zusammen. Nicht so lustig. Übrigens ist dies ein typischer Burnout-Ehrgeiz – Mia lässt grüßen.
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