Meine Herren, das hier ist exklusiv für Sie. Ihre Frauen würden benachteiligt, führte uns gestern einmal mehr der Karrierespiegel vor Augen. Zwar arbeiteten die Damen inzwischen meist, aber das was sie tun, ist öfter mal „was Kleines“. Meist müssen Sie, der Herr im Haus, die Kohlen nach Hause bringen. Ist das etwa gerecht?
Was Kleines
Ich finde „nein“ und schreibe dies als Plädoyer für die Befreiung des Mannes. Der arme Mann, auch der von heute, muss seinem gut bezahlten Job nachgehen, auch wenn er lieber etwas anderes machen würde und dafür dann eine Weile weniger verdient. Kein Wunder, dass sich immer mehr Menschen dem urbanen Singleleben verschreiben und sich nicht binden wollen. Diese Verantwortung! Würde ich auch nicht wollen, so jemanden, der abhängig von mir ist.
Weibliche Blockaden
Ich habe Männer gesprochen, die gern etwas mehr Spaß im Job hätten und deshalb die Position wechseln wollen oder deren innerer Plan nach Selbstverwirklichung schreit. Diese Männer arbeiten in einer Bank, in der IT oder als Ingenieur, was auch immer. Sie finden ihren Job manchmal so richtig sch… na, Sie wissen schon, aber ändern können sie nichts. Die Frau daheim hindert sie! Sie müssen buckeln und sich krumm machen und sich auf komische Machtspielchen mit narzistischen oder macchiavellistischen Chefs einlassen. Ihre Frau kann sich derweil gemütlich ein Zimmer auf einem Bauernhof mieten und sich dort als Keramikkünstlerin niederlassen. Sie kann mit brotloser Kunst experimentieren oder mit dem Dienst am Menschen etwas für das eigene Herz tun. Das Hobby zum Beruf machen? Exklusives Vorrecht von Singles und Frauen!
Geld verdienen? Ach, schnöde. Nicht so wichtig. Die Ehefrau kann eine Naturheilpraxis eröffnen oder sich als Coach niederlassen. Jaja, liebe Spiegel-Schreiber, da nimmt sie dann weniger Geld als ein Mann es tun würde, das ist schreiend ungerecht – finde ich auch.
Wer A sagt, braucht kein C
Aber, mal unter uns: Wenn der Mann als Ingenieur 90.000 Euros im Jahr nach Hause bringt und die Frau 9.000, so sind diese 10% am Gesamtumsatz betriebswirtschaftlich mehr oder weniger zu vernachlässigen. Jede ABC-Analyse würde sagen: Raus damit, Konzentration auf A, also das Gehalt des Mannes! Und genau das passiert jeden Tag. Staatlich unterstützt, also von denjenigen, die angeblich Gleichberechtigung wollen.
Schauen Sie nur in die Gehaltsabrechnung. Sie sehen, dass am Ende von den, sagen wir 800 Euros im Monat nur 300 übrig bleiben, weil Ihre Frau nun ja auch eine eigene Krankenversicherung zahlen muss. Das nötigt sie, sich auf noch kleinere Brötchen zu konzentrieren, nämlich den steuerfreien (aber inhaltlich oft stupiden) 400-Euro-Job oder sich gar auf dem Schwarzmarkt umzusehen und „was mit Kunst“ lieber nicht zu versteuern.
Kuchenbacken
Derweil hängen Sie, der arme Mann, in Ihrem Job fest und Ihr Traum vom Dasein als Landwirt oder das Psychologiestudium in Vollzeit rückt in weite Ferne, nach der Rente. Dafür erwarten Sie, unausgesprochen meist, denn das Weib unterwirft sich freiwillig, Opfer von Ihrer Partnerin. Sie möge sich schulischen Aufgaben wie Kuchenbacken widmen. Ihre Partnerin macht das bereitwillig. Sie wird damit zur Mittäterin und Emanzipations-Verhinderin, oft unwissentlich und ungewollt.
Ihre Frau beginnt Männer mit häuslichen Interessen, meinen zum Beispiel, zu diskriminieren: „Welche Mütter machen mit beim Weihnachtsbacken“ fragte neulich die Elternvertreterin in die Runde. Ich werde angeschaut und gucke weg; ich hasse backen. Mein Mann schaut traurig, er hätte gern mitgemacht. Das regt mich auf. „Sei ruhig“, fixiert mich mein Mann wortlos an den Stuhl. Innerlich koche ich.
Hallo!
Geht´s noch?
Nein!
Ich frage mich, warum Ihr Männer euch das gefallen lasst. Ihr werdet ausgegrenzt; das mit dem Backen stört vielleicht erst mal nur wenige, aber das mit dem Sinn-Finden und Verändern im Beruf schon einige mehr. Wenn Sie mal einen neuen Kick im Leben brauchen, müssen Sie sich einen Porsche ausleihen. Oder sowas in der Art.
„Meine Frau kann damit gar nicht leben, wenn ich mich selbstständig mache“, sagt Peter X. Und dass obwohl noch gar keine Kinder da sind. Und jetzt verrat ich euch Männern mal was, was Frauen so hinter eurem Rücken reden. O-Ton vom Weihnachtsengel-Basteln, zu dem ich vor Jahren genötigt wurde (die Alternative wäre Kindergartenreinigen gewesen): „Boah, hoffentlich kriegt ER diesen neuen Job mit Reisetätigkeit. Dann habe ich hier endlich Ruhe.“ ER ist Ingenieur, eine arme Socke, die bei nächstbester Gelegenheit ausgetauscht werden würde, weil es in vielen Beziehungen, auch denen der gebildeten Schicht, nicht um Partnerschaft, sondern um Versorgung geht. So sehen das auch manche Frauen, wenn sie mal ehrlich sind.
Es gibt doch derzeit vor allem diese drei Optionen:
- Er Karrieremann, Sie Karrierezicke: Double Career
- Er Karrieremann, Sie Teilzeit-400-Euro-Mutti: Single Career
- Er Weichei mit Jobs wie Journalist, Grafiker oder Fotograf, Sie Karrierezicke: Die Karriere-Sinn-Kombi
Befreit euch, Männer. Nebenbei befreit Ihr dadurch eure Frauen. Die müssen sich dann eben mal anstrengen und vernünftige Gehälter verlangen und ordentlich Honorare kalkulieren.
Vielleicht denkt ihr dann auch mal über eine echte Partnerschaft nach, bei der eine Beziehung auf Augenhöhe besteht. Das geht nicht in einem Abhängigkeitsverhältnis, von welcher Seite auch immer das meiste Geld kommt.
Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.
Außer: Es gibt auch noch ‘ne vierte Variante. Beide sind glücklich mit ihrem Job. Kind auch.
Nur Papa und Mama sehen sich bisweilen kaum, weil asynchrone Arbeitszeiten. So erlebt…
Der schiere Zufall, der als Glück oder Pech daherkommt, Krankheiten und Schicksalsschläge können alle Pläne über den Haufen werfen. Mit dem Ergebnis, dass sich in Partnerschaften ganz unerwartet Abhängigkeiten herausbilden und wieder vergehen können – mal läuft es bei dem einen gut (oder eben gar nicht gut), mal bei dem andern. Ich finde, dass in der Fähigkeit, Veränderungen zu erkennen, zuzulassen und zu gestalten, die eigentliche Herausforderung liegt.
Hallo Herr Ebeling, das stimmt absolut – ich finde auch, dass in schwierigen Zeiten oft andere Regeln gelten und dass zeitweise Abhängigkeit dazugehört. Das ist etwas anderes, als wenn eine Beziehung auf Abhängigkeit gebaut ist. LG Svenja Hofert
Ja so ist es häufig. Mein Bruder ist auch so ein armes Würstchen,daß seine Frau ernährt und die Kinder und im Job buckeln muß(auch noch öffentlicher Dienst). Und das seit über 20 Jahren. Merksürdig , daß es sich nie beschwert. Ich bin ja zum Glück Single,denke ich dann schon mal, wenn ich das sehe. Obwohl ich mich auch gern von einer Frau versorgen lasssen würde.
soziale Hängematte lässt grüßen 
Gruß B.RE.
Liebe Frau Hofert,
ein herrlicher Artikel – ich habe auch noch so einen O-Ton – gehört von einer Nachbarin “wenn der so oft abends da ist, muss ich auch noch andauernd kochen”… wahre Liebe.
Schönen Gruß
Astrid Overbeck
Eine vierte Variante ist dass beide keine Karriere machen und glücklich sind. Geld macht ja bekanntlich nicht gluecklich, nur etwas sorgenfreier
Es gibt in der Tat noch eine weitere Variante:
Sie – Karrierezicke – “Wie das hier aussieht.”
Er – Weichei mit Hausfrauensyndrom – “Die Kleine hat ein bischen gefiebert.”
Sie – “Trotzdem.”
Später dann (nach der Trennung):
Sie – ein Mann muss wieder her.
Er – Slow Grow Karriere mit Genussfaktor – vorerst lieber unbeweibt.
Das hier ist ein toller Beitrag, dem ich inhaltlich zu 100% zustimme. Sie schreiben “Ich frage mich, warum Ihr Männer euch das gefallen lasst.”. Ja, weil wir keine Wahl haben. Ich glaube, Männer stehen tendenziell stärker unter Konkurrenzdruck, u.a. auch um die Gunst der Frauen. Aber wenn man noch drei Konkurrenten im Nacken hat, hat man einfach schlechte Karten, wenn es darum geht, in einer Partnerschaft “die Konditionen auszuhandeln”. Und wenn man mal davon ausgeht, dass jeder für sich das bestmögliche für sich raushandelt…
Folgende Äußerungen sind etwas überspitzt formuliert:
Natürlich könnten wir aufmucken und Gleichberechtigung fordern. Nur vielleicht hat unsere Partnerin schon den nächsten Dummen im Auge, der es mit sich machen lässt.
Ich fühle mich als Mann ein bisschen wie ein gering qualifizierter Mitarbeiter in einer Firma, wo ich “freiwillig” unbezahlte Überstunden machen, weil die Kollegen das auch alle so machen. Nur mit dem Unterschied, dass man eine Firma wechseln kann.