Yes, I can. Mir fallen mehr als 20 Dinge ein, die man mit einer Büroklammer machen kann. Manchmal kann man das auf meinem Schreibtisch sehen. Ich verbiege Büroklammern, seitdem ich keine Männchen mehr zeichne. Ich hab sie auch schon mal als Kamm benutzt, das bleibt bitte unter uns.
Mit meinen mehr als 20 Büroklammerideen übersteige ich das durchschnittliche Kreativitätsniveau von Erwachsenen, das bei 10-20 Einfällen liegt. Kindergartenkinder haben um die 200 Einfälle, also bis zu 200 x so viel wie ein Erwachsener (Quelle Arne Gillert, Spieltheorie). Das Ganze ist ein Fazit des so genannten Büroklammertests, mit dem man Kreativtät misst. Was es uns sagt? Unter anderem, dass Kinder noch keine Schranken im Kopf haben, also nicht ständig daran denken, was alles nicht möglich ist.
Die Schule baut schnell Mauern in den Kopf. Ohne den Beitrag von Guenter Dueck im Bundestag im Rahmen der Internet-Enquete gehört zu haben, vermute ich: Das ist es, was er meint, wenn er sagt, die Schule treibe den Kindern Kreativtität aus. Vermutlich knüpft er hier an Sir Ken Robinson an „Why school kill creativity“ (genial, diese RSA-Videos!).
Einst äußerte ich hier meinen Ärger über die Note Drei für einen auf den Kopf stehenden Fußballer, den mein Sohn im Kunstunterricht angefertigt hat. Denn meine Kriterien wären nicht „Ordnung“, „detailgetreue Nachahmung“ und „saubere Ausführung“ gewesen, sondern die Idee dahinter. Ich hätte den Kindern auch gesagt, warum ich die Idee als wichtigstes Kriterium sehe: Weil Ideen und Kreativität miteinander verknüpft sind, und beides in unserer Welt Überlebensgrundlage und Erfolgsrohstoffe sind – in Zukunft noch mehr. Dieser Anischt sind so gut wie alle Experten und Studien. Die so hochgehaltene Kreativität bezieht sich dabei auf die Fähigkeit zum divergierenden Denken. Das wiederum scheint unter anderem auch durch Spielen zu entstehen. Dazu aber aber Kinder immer weniger Zeit, und wir Erwachsene müssen es zum Teil mühsam wieder lernen. Deshalb habe ich mich gerade zu einem Clown-Kurs angemeldet, als meine Maßnahme zur weiteren Schraubenlockerung. Ist ja auch Spielen irgendwie.
Auch die immer stärker strukturierende Ausbildung von Hochschulstudiengängen scheint mir nicht gerade kreativitätsfördernd zu sein. Ich habe weiterhin Zweifel, ob der Trend zur Teamarbeit den Ideen wirklich so auf die Sprünge hilft - blockieren doch informelle und formelle Rollenzuweisunge in Gruppen auch oft den Ideenfluss von Einzelnen. Ehrlich: Ich bin manchmal erschrocken, wie ideenlos junge Menschen sind. Es scheint, als ob sie keinen Schritt tun könnten ohne eine Anleitung. So entsteht keine Kreativität.
Dann zaubern wir sie eben aufs Papier, scheinen sich einige zu denken – und schreiben das Wort “kreativ” als Floskel auf Augenhöhe zur Teamfähigkeit in ihre Bewerbungen. ”Kreativ” führt dann auch, nur konsequent, die Hitliste der Floskeln beim Linkedin-Ranking an – dieses Wort kam 2010 noch gar nicht vor, sein Verwandter “innovativ” erlangte damals aber auch schon Platz 1.
Deutet das vielleicht darauf hin, dass Kreativität in der Wirtschaft heute gefragter ist? Mag sein. Ausgeprägter ist sie jedenfalls nicht, denn Floskeln und Kreativität schließen sich nun wirklich aus.
Hallo Frau Hofert,
danke sehr, dass ich über Ihren neuen #kreativitäts Tag und mein LinkedIn Alert bei Ihnen gelandet bin. Hoffe es ist OK für Sie ein paar “gelockerte LinkedIn-Schrauben” hier zu hinterlassen
http://www.networkfinder.cc/xing-linkedin-facebook-profiles/10-linkedin-profil-tipps/
❦liche Adventsgrüsse aus Wien
Ihr
Michael Rajiv Shah
Hi hi, das erinntert mich an “Thema vefehlt” zum Wandertag: Ich hatte zwei auf dem Tisch liegende Füße aus der Eigenperspektive gemalt. Folge: null Punkte, auch nach langer u. hitziger Diskussion mit dem Direktor
)
Es ist aber nicht die Schule, die unsere Kreativität auf kleiner Flamme hält, sondern es sind die Werte der jeweiligen Gesellschaft in der wir leben. In D haben wir uns dabei m.E. vom rein sicherheitsorientiertem Denken (Fünfziger, Sechziger) inzwischen zu einem rein materialistischen “weiterentwickelt”. Zugegeben: Unterbrochen von einer Phase des Aufbruchs in den Siebzigern und Achzigern, welche mit dem Fall des Kommunismus aber ihr jähes Ende fand.
Das Dilemma ist nun, dass wir bei der Förderung abweichender Ideen immer auch im Auge behälten müssen, dass die Kinder ja in der Gesellschaft zurechtkommen müssen, in der sie leben. Und nicht in der in der, die wir ihnen wüschen würden.
Und das muss auch die Schule, müssen auch die Lehrer berücksichtigen. Und deshalb waren meine null Punkte damals wohl doch gerechtfertigt. Tant pis
Viele Grüße aus Turin!
– Volker Dörr
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Nachtrag: Meine Tochter spielt seit 5 Jahren E-Bass, fotografiert überwiegend schwarz-weiß und schreibt Geschichten mit recht flotter Schreibe.
Ist gewohnt Dinge zu hinterfragen.
das hört sich doch gut an
Manchmal kriegen die Eltern dann noch die Kurve… LG