Ich bin ein Clown, lass mich mal spielen

Als meine Mutter mich mit sieben in ein Clownskostüm steckte, schrie ich Zeter und Mordio. Ich wollte Prinzessin sein. Seitdem habe ich Clownsverkleidungen entschieden abgelehnt, und das heißt etwas: Ich komme nämlich aus der Karnevalshochburg Köln.

Am Sonntag zog ich mir freiwillig die Clownsnase über. Um das Clown-Sein auszuprobieren besuchte ich in einem individuell für eine Handvoll Coachs veranstalteten Workshop der Clownschule von Uli Tamm. Hatte ich einen Spaß!

Clownsein ist eine Haltung. Die rote Nase gibt die Erlaubnis – und dem Gegenüber ein Zeichen. Wer sie aufsetzt, darf alles tun: ätsch sagen, bätsch machen, die Zunge hängen lassen und ganz viel lachen. Clownsein heißt frei sein – und noch viel mehr:

  • Clowns sind offen für alles: Sie schauen sich die Welt an, ohne sie zu bewerten. Sie nehmen mit allen Sinnen auf, ohne in Schubladen zu stecken.
  • Clowns entdecken im Spiel, sie finden zum Beispiel heraus, dass man mit Tüten Musik machen kann. Von hier zur Spieltheorie ist es nicht weit.
  • Clowns machen gerne Fehler: Wenn Sie über einen  Eimer stolpern, höhnt das Publikum – und sie lachen mit. Wenn Sie sich versprechen, lachen Sie über sich selbst.
  • Clowns trauen sich Dinge, auch wenn sie nicht klappen: Sie springen durch den Reifen und machen sich nichts draus, wenn sie immer knapp vorbei hechten. Dann versuchen sie es halt noch mal.
  • Clowns thematisieren Gefühle: „Das verstehe ich nicht“, sagen sie, wenn sie etwas wirklich nicht verstehen. Für ein „Das macht mich traurig“ schämen sie sich ebensowenig wie für das Lachen.

Ich werde mir einen Bund roter Nasen beschaffen, für meine Kunden. Die schenke ich denen, die sich nicht trauen, Dinge zu tun, die sie einschränken, weil das allgegenwärtige Eltern-Ich ihnen sagt “das tut man nicht”: Kündigen, ohne etwas Neues zu haben. Sich in ungewohnten Branchen umzuschauen und wildfremde Leute befragen. Kreativ sein, obwohl man sich für völlig unkreativ hält. Im Mittelpunkt stellen trotz Schüchternheit. Andere sinnlos rumkommandieren, obwohl man sonst nie Befehle geben mag. Oder: sich einfach mal ohne Widerspruch rumkommandieren lassen, obwohl man sonst immer das Kommando übernimmt… Unser Verhaltensrepertoire ist immer beschränkt.

Mit der roten Nase im Gesicht, können wir es erweitern.


6 Kommentare zu “Ich bin ein Clown, lass mich mal spielen

  1. willkommen im club, liebe svenja! ich nenne es ein deutliches “erweitern der komfortzone”. als ich vor 15 jahren eine fortbildung über 1,5 jahre bei uli tamm machte, überlegte ich ernsthaft eine zeitlang, professioneller clown zu werden. ich wurde coach, und profitiere nach wie vor persönlich und in meiner praxis sehr von den selbstgemachten erfahrungen, zb von dem sich erlaubnis geben. ich setze clowntheater-methoden in meinen potenzial- und orientierungsworkshops ein. vielleicht treffen wir uns ‘mal auf eine session “dolce far niente”? :0) morgengrüße von kerstin

  2. Pingback: Textbaustein-Schleuder oder Online-Orang-Utan: Kleine Xing-Ansprachen-Typologie | Karriereblog von Svenja Hofert - Die Expertin für neue Karrieren

  3. Ein Beitrag, das in mir ein brennendes “JA” erweckt. Meine Freundin besucht die Schauspielschule und sie berichtet mir ähnliche Erfahrung.

  4. Pingback: Sind Sie (nicht) EXTROVERTIERT genug? | Karriereblog von Svenja Hofert - Die Expertin für neue Karrieren

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