Was sind denn Ihre Stärken? Wer sich nicht regelmäßig mit sich selbst beschäftigt, ständig Vorstellungsgespräche absolviert oder Tests, kommt bei der Antwort leicht ins Stocken.
Überlegen Sie deshalb zunächst einmal andersherum: Was machen Sie gern? Was fällt Ihnen leicht? Was tun Sie ohne Anstrengung?
… Fällt Ihnen etwas ein?
Mir zum Beispiel fällt das Schreiben sehr leicht. Das ist also eine Fähigkeit – oder auch eine Fertigkeit. Eine Fähigkeit wäre es, wenn diese Fähigkeit angeboren sein sollte (was neuere Forschungen nicht nahe legen, bestenfalls ist Talent eine Mischung aus Ererben und Erlernen). Eine Fertigkeit ist es, wenn etwas erlernt und durch Üben verfestigt ist.
Gibt es etwas, das Ihnen in die Wiege gelegt worden ist? Oder wurde das, an was Sie gerade denken, doch erlernt? Im Effekt ist das gar nicht wichtig. Auf das Ergebnis kommt es an.
Von der Fähigkeit hin zum Talent ist es nicht mehr so weit. Genaugenommen sind Talente überdurchschnittliche Fähigkeiten. Talent, so belegt eine viel zitierte Studie, braucht sehr viel Übung, etwa 10.000 Stunden. Und wenn wir Wunschdenken mal außen vorlassen, werden wir das aus eigener Erfahrung bestätigen.
Potenziale auf der anderen Seite sind Möglichkeiten, Fähigkeiten, Fertigkeiten oder Talente zu entwickeln. Die Voraussetzungen für die Möglichkeit, etwas zu entwickeln, wirken befremdlich, wenn man sich die dahinter stehende Logik nicht bewusst macht: Es reicht manchmal der Glaube, etwas zu können und die Motivation, das auch zu wollen.
Denn wenn man glaubt, etwas zu können, wird man es tun. Dann fällt es einem auch leicht. Oder (und) aber man hat keine Angst vor Wiederholung. Wenn Sie sich zutrauen, eine Horde Manager mit einem Mini-Floss über einen reißenden Strom zu navigieren, so ist die Wahrscheinlichkeit relativ groß, dass Sie das schaffen. Und wenn Ihre Persönlichkeit entsprechend ist, macht Ihnen eventuelles Scheitern auch nicht viel aus; sie wiederholen das dann so lange, bis es klappt.
Wer sich das Navigieren der Horde Manager nicht zutraut, scheitert schon daran, DASS er es sich nicht zutraut. Vielleicht wäre er nervös, wenn er es trotzdem tut und würde aufgrund dieser emotionalen Unruhe an der Aufgabe zerbrechen. Dann war sie wirklich zu groß. Wiederholen wird man unter dieser Voraussetzung das Fluss-Vorhaben lieber nicht.
Vielleicht wäre es aber auch so, dass der Unsichere die Aufgabe trotz dieser Unsicherheit meistert. Beim nächsten Mal würde er es sich dann sehr wahrscheinlich eher zutrauen. In dem Fall hat er nur einen kleinen Stups, einen Anstoß, gebraucht, um etwas über den Tellerrad des bisher für möglich geglaubten zu sehen und über die bisherigen Möglichkeiten hinaus zu handeln. Das ist der ideale Zustand für die Entwicklung von Kompetenzen: Es tut ein klein wenig weh, wir tun es trotzdem, jipph, wir sind glücklich, es gewagt zu haben.
Was uns das Beispiel bezogen auf Potenziale sagt?
- Es ist gut, sich realistisch einzuschätzen.
- Um Potenziale zu entwickeln, müssen Sie immer nur einen kleinen Schritt über Ihre bisher gewohnte Zone des Möglichen gehen. So, dass Sie ein wenig Herzklopfen haben, sich etwas unwohl fühlen. Ist es zu viel, wird es nicht funktionieren. Ist es zu wenig, entwickeln Sie sich nicht.
Ach ja, da wir ja nebenbei eine Begriffsklärung unternommen haben, fehlt auf meiner Liste noch eins: Was bitte sind Kompetenzen? Einfach: Das ist die Summe aller vorhandenen Fertigkeiten, Fähigkeiten Stärken und auch der Talente. Potenziale gehören (noch) nicht dazu. Aber die wollen Sie ja auch entwickeln. Und dann sind sie auch mit dabei.
Schöner Einstieg in ein spannendes Thema!
Auch sehr interessant ist, wenn Unternehmen die zu entwickelnden Potentiale des Mitarbeiters vorgeben und man im Coaching dieses entsprechend umsetzen soll. Aus meiner Sicht steht immer die Reflektion des eigenen Verhaltens und er eigenen Stärken ganz am Anfang. Und wenn dann noch die Ziele des Unternehmens zu den Zielen des Mitarbeiters passen – fine!!