Leserbriefe zur Rezension

Aus Wörtern keine Welt

Kate Thompson vergisst das Erzählen in "Nacht auf dem Wolkenberg"

Von Susanne Blümlein


Sabine Beyer schrieb uns am 25.08.2007
Thema: Susanne Blümlein: Aus Wörtern keine Welt

Es ist schon richtig, dass diese Geschichte ins Genre Fantasy zuzuordnen ist, doch ist dies keine Reise durch eine Fantasy-Welt, sondern eine Reise zum Ich, wo zu viele Beschreibungen der Welt vom tatsächlichen Sinn der Erzählung ablenken würde. Es wird ein Mädchen beschrieben, die den Mut findet, aus den festgefahrenen Traditionen auszubrechen, ihren eigenen Weg zu finden, wie beschwerlich und gefährlich er auch immer sein mag. Diese Reise zum Ich muss nicht immer aufregend sein, sie ist von Zweifeln geprägt, mühselig und das Ziel ist nicht vorhersehbar. Wer sagt, sie sei mit leeren Händen zurückgekehrt oder ihr Ziel sei ergebnislos gewesen? Sie hat bewiesen, sich selbst und den anderen, das sie obwohl oder gerade weil sie anders ist, eine Bereicherung für die Gesellschaft ist und hat es zum Schluss geschafft, von ihr akzeptiert zu werden.

Wer die Nacht auf dem Wolkenberg als Fantasy-Geschichte liest, wird vielleicht enttäuscht sein. Aber wer sich auf Rilkas Reise, sich selbst zu finden einlässt, wer ähnliche Erfahrungen selbst schon gemacht hat, für den ist die Geschichte interessant erzählt und man kann das Buch erst aus der Hand legen, wenn man es zu Ende gelesen hat.

Sabine Beyer