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GOWELI III

GOWELI - DIE OFFENBARUNG

Gian Carlo Ronelli
Roman / Mystery-Thriller

Sieben Verlag

Broschiert, 220 Seiten
ISBN: 978-394023582-4

Jun. 2009, 16.50 EUR

Johnson Space Center, Mission Control, Houston, Texas, 17:02 Uhr

Jeff Holmes starrte auf den mittleren der drei Großbildschirme des Mission Control Centers. Er schüttelte den Kopf, versuchte, die Verwirrung fortzuschleudern, schloss die Augen, öffnete sie wieder. Es war unmöglich. Und doch war es passiert.
Die Stille im Raum war drückend. Nur das Surren der Hochleistungsrechner durchbrach sie. Kein Tippen, kein Flüstern, nichts. Ein Kopf nach dem anderen drehte sich zu ihm, zum Flight-Director, als erwartete das Team der Mission Control eine Antwort. Doch Jeff Holmes hatte nur eine Frage anzubieten: Was ist passiert?
Der linke Großbildschirm war schwarz. In blauer Schrift blinkte No data. Und sämtliche Monitore taten es ihm gleich.
Jeff fuhr sich mit beiden Händen durch das kurz geschorene Haar. Er griff an die Bügel seiner Nickelbrille, nahm sie vom Kopf, betrachtete sie und legte sie auf die Tischplatte. Ein Fehler. Es musste sich um einen Fehler handeln. Es konnte nichts anderes sein. Jede andere Erklärung ergab keinen Sinn. Er versuchte, sein Atmen zu kontrollieren, was sich als schwierig erwies, da die Lungen nach Luft lechzten, als hätte er seit Stunden den Atem angehalten.
»Ist die Verbindung auf Go?«, fragte er in Richtung Martin Burgh. Er sprach leise, als hätte er die Frage sich selbst gestellt, doch die Worte klangen unangenehm laut durch den Saal. Jedes der Teammitglieder musste sie verstanden haben. Burgh nickte.
»Verbindung ist auf Go. Qualität: hervorragend.«
»Ein Systemfehler?«, bohrte Jeff nach, griff nach seiner Brille und setzte sie wieder auf. Als Antwort kamen nur betroffen blickende Gesichter. Burgh hob kurz die Schultern.
Jeff ließ seinen Blick durch den Saal wandern. »Verdammt! Sprecht mit mir! Sagt mir zum Teufel, was hier los ist!« Jeff sprang aus dem Stuhl hoch, stützte sich auf seinem Schreibtisch ab. »Ich will eine Erklärung! Und das sofort!«
Das Klappern von Tastaturen erfüllte den Raum. Aufgeregtes Flüstern mischte sich dazu. Da und dort piepste ein Monitor. Doch die Antwort blieb aus.
Er musste es melden. Er hatte keine Wahl. Jeff starrte zu seinem Telefon. Aber was sollte er ihnen sagen? Wie sollte er erklären, was passiert war, wenn er selbst nicht die geringste Ahnung hatte? Er ließ sich in seinen Stuhl zurückfallen und schloss die Augen.
Wenn er sie wieder öffnete, so hoffte er, würde sich alles als Irrtum herausstellen.
Vielleicht war es auch nur ein Scherz der Kollegen. Sie spielten des Öfteren Streiche, wenn ein Flight-Director seinen ersten Shuttle-Flug durchführte. Natürlich. Die Kollegen verarschten ihn.
Er öffnete die Augen, sah den Schweiß auf Bills Stirn, seinem Assistenten, der links neben ihm wie ein Besessener in die Tastatur hämmerte. Rogers sprang von seinem Stuhl auf, raste zum Drucker, fluchte, weil der Ausdruck ein paar Sekunden auf sich warten ließ. July Reynolds starrte auf die amerikanische Flagge, die links vorne an der Saalwand hing. Sie wischte über ihre Augen, schüttelte den Kopf, faltete die Hände und bewegte ihre Lippen. Das Gebet galt vermutlich der Crew, insbesondere ihrem Mann Steven.
Nein. Es war kein Scherz.
Jeff griff nach dem Telefonhörer und drückte auf die Eins. Der Verbindungston summte nur kurz.
»Ja?«, fragte eine tiefe Stimme, fast gelangweilt.
»Holmes, Mission Control. Sir, wir haben ein Problem.« In der Leitung war nur ein hohes Rauschen zu hören. »Eternity ist spurlos verschwunden.«

Szenentrenner


Johnson Space Center, Mission Control, Houston, Texas, 17:13 Uhr

Das Durcheinander hatte einen neuen Höhepunkt erreicht. Jeff Holmes wusste immer noch nicht, wo das Shuttle abgeblieben war. Aber zumindest hatte er nun ausreichende Informationen, dass es sich nicht um einen Systemfehler handelte. Alle Computer-Systeme arbeiteten korrekt. Sofern man das behaupten konnte, da sämtliche Systeme mit dem Responding-System des Shuttles verbunden sein sollten.
Inzwischen hatte er auch die Auflistung aller Experimente an Bord von Eternity auf seinem Monitor. Punkt 17:00 Uhr sollte ein wissenschaftliches Experiment des NASA Research-Centers starten. Zwei Minuten vor dem Verschwinden. Der Inhalt des Experiments war angefordert. Es war nicht auszuschließen, dass dieses Experiment mit dem Verschwinden des Shuttles zusammenhing. Auch wenn Jeff nicht wusste, wie um alles in der Welt man ein Shuttle verschwinden lassen konnte. Vielleicht sollte er mit David Copperfield Kontakt aufnehmen? Vermutlich war er der Einzige, der ihm eine mögliche Erklärung liefern konnte.
Der verantwortliche Projektleiter dieses Experiments war auf dem Weg zu ihm. Aber große Hoffnungen machte er sich davon nicht. Einerseits würde der ihm wohl kaum eingestehen, dass eines seiner Experimente ein Raumschiff verschwinden lassen könnte, und andererseits würde Jeff ohnehin nicht verstehen, was der Astrophysiker zu erklären versuchte. Aber es musste eine Erklärung geben. Nichts passierte ohne Grund. Es gab Tausende Ausnahmesituationen, auf die er trainiert wurde. Aber eine solche Situation hätte sich auch der kreativste Trainer nicht einfallen lassen können.
Vermutlich hätte er auch keinen Grund gewusst, wie so etwas passieren könnte, abgesehen von einer Lösung für dieses Problem.
»Mister Holmes?« Larry vom Sicherheitsdienst stand hinter ihm und nickte zu einem Mann, der beim Eingang des Saales stand. »Professor Behringer für Sie.«
Jeff sprang auf und ging zum Eingang. Professor Behringer war der Projektleiter des Experimentes an Bord des Shuttles, Astrophysiker und langjähriger Mitarbeiter des NASA-Research-Centers. Während der Mission hatte das MCC ihm ein Büro auf dem Gelände des Johnson Space Centers zur Verfügung gestellt. Auf eigenen Wunsch, falls bei dem Experiment seine Hilfe benötigt wurde. Er starrte in das Chaos, das den Raum beherrschte, und bemerkte wohl das blinkende No Data am Großbildschirm.
Sein Erscheinungsbild gab dem Klischee eines Professors der Astrophysik jede Daseinsberechtigung.
Unfrisiertes, graues Haar, eine dicke Hornbrille und ein Anzug, der an Geschmacklosigkeit kaum noch zu überbieten war: zu klein, speckig und ein Hellbraun, das nicht genau erkennen ließ, ob die Farbe nicht doch nur Schmutz war, der sich im Laufe von Jahrzehnten angesammelt hatte.
»Herr Professor?«
Der Professor drehte sich zu ihm, wirkte beinahe erschrocken. »Ah, Mister Holmes.
Was ist denn hier passiert?«
Jeff öffnete die Tür und zog den Professor aus dem Raum. »Um 17:00 Uhr startete Ihr Experiment auf dem Shuttle. Um 17:02 Uhr verschwand Eternity spurlos.«
Behringer zog die Augenbrauen in das Gesicht. »Verschwand?«, fragte er. »Wie meinen Sie das?«
»Verschwunden. Fort. Als hätte es nie eine Eternity gegeben.«
»Und Sie glauben, das könnte mit meinem Experiment zusammenhängen?«
»Im Moment glaube ich gar nichts. Wenn Sie mir nur kurz erklären könnten, was bei diesem Experiment stattgefunden hat, dann könnte ich …«
»Mister Holmes.« Behringer schüttelte den Kopf. »Dieses Experiment wurde von der NASA-Leitung autorisiert und als streng geheim klassifiziert. Wenn die NASA der Ansicht gewesen wäre, es sei wichtig, Sie zu informieren, dann hätte sie das schon lange getan. Ich kann Ihnen keine Auskünfte geben. Aber glauben Sie mir bitte: Es kann nichts mit dem Verschwinden eines Raumschiffes zu tun haben. Es handelt sich um ein wissenschaftliches Experiment in Zusammenarbeit mit der Universität Waseda in Japan. Wissenschaft, Mister Holmes. Keine Zaubertricks.«
Jeff hasste die Arroganz, die er von der NASA-Leitung nur zu gut kannte. Wie sollte man eine Mission ordnungsgemäß leiten können, wenn man nicht über Details informiert wurde? Immer wieder hörte er es: Wenn es die Mission in irgendeiner Weise beeinflussen würde, dann würde er natürlich ausreichend informiert. Aber wer außer ihm konnte entscheiden, was eine Mission beeinflusst? Irgend so ein arroganter Schlipsträger in Washington D.C.? Jeff kannte das Shuttle, dessen Technik, wusste jedes Detail, könnte es blind fliegen, wenn es sein müsste. Er war der Einzige, der kompetent genug war, darüber zu urteilen. Aber alles, was er dagegen unternehmen konnte, war ein Beschwerdeformular auszufüllen und an die NASA-Leitung in Washington D.C. zu schicken. Und jene Leute, die seine Beschwerde behandelten, waren eben diejenigen, über die er sich beschwerte. Es war sinnlos.
»Dieses Urteil überlassen Sie bitte mir, Herr Professor. Ich scheiße auf strenggeheim. Ich habe ein Shuttle da oben verloren. Während eines Experiments, für das Sie die Verantwortung haben. Also kommen Sie mir nicht mit Zaubertricks, sonst werde ich Ihnen zeigen, welche Zaubertricks ich auf Lager …«
Die Tür wurde aufgerissen. Jeff wirbelte herum. Bill starrte ihn mit großen Augen an.
»Es ist wieder da! Einfach so … wieder da!«
»Warten Sie hier«, zischte Jeff den Professor an und folgte Bill in den Saal. Tatsächlich.
Das No Data am Großbildschirm war verschwunden. Stattdessen wurden Tabellen angezeigt, die Auskunft über den technischen Zustand des Shuttles lieferten. Jeff überflog die Werte. Alles im grünen Bereich. Eternity ging es gut. Bis auf ein Detail.
»Jeremy! Was ist mit den biometrischen Daten?«
»Ich bin dran! Vielleicht ein Systemausfall.«
Die Informationen über den Zustand der physischen Konstellation der Astronauten waren nicht vorhanden. »Haben wir Kontakt zur Crew?«
»Negativ!«
Jeff hämmerte auf seine Tastatur ein. Mit jedem Tastendruck wuchs seine Angst, und die Tabellen auf seinem Bildschirm lieferten eine weitere Bestätigung. »Jeremy! Verdammt! Was ist mit den Daten?«
Er blickte zu Jeremy Slater, der mit der Überwachung der biometrischen Daten der Crew beauftragt war. Jeremy drehte sich langsam zu ihm, konnte seinen Blick nicht vom Monitor trennen. Er murmelte etwas, schüttelte den Kopf. Dann blickte er zu Jeff.
»Sie sind nicht da!«
»Was meinst du? Die Daten?«, fragte Jeff, während er zu ihm ging.
»Nein … ich meine die Crew.«
»Verfluchte Scheiße noch mal!« Jeff blickte auf Jeremys Monitor. Alle Werte gaben ihm recht. Das System zeigte volle Funktionsbereitschaft, aber es wurden keine Daten geliefert. Laut System waren die Astronauten entweder tot oder nicht an Bord. Wobei nicht eindeutig feststand, welche die bessere Option für die Crew war.
Jeff brüllte in Richtung Capcom. »Haben wir Kontakt?«
Synchrones Kopfschütteln des Capcom-Teams war die Antwort. »Wir rufen sie andauernd, aber es meldet sich niemand.«
»Können wir visuellen Kontakt herstellen?«
»Wir arbeiten daran. Dazu müssen wir …«
»Tut es einfach! Aber möglichst schnell!«
Jeff wagte nicht, sich die Konsequenzen vorzustellen, falls der Crew etwas passiert war, falls es Verletzte gab, und sie das Shuttle nicht landen könnten. Die NASA konnte in so kurzer Zeit kein Bergungs-Team hochschicken, die ESA war noch nicht soweit, und wenn sie die Russen um Hilfe baten, dann konnten sie die Crew ebenso gut mit einem Heißluftballon retten. Es gab nur eine reelle Möglichkeit, das Shuttle kurzfristig aus dem Orbit zu holen, und jeder Flight-Director würde ihm recht geben, wenn er behauptete, dass es mehr als unwahrscheinlich war, Eternity dann in einem Stück zurück zu bekommen.
»Visueller Kontakt online!«, brüllte Capcom und zeigte zum mittleren Großbildschirm.
Schlagartig kehrte Ruhe ein. Alle starrten auf den Monitor. Drei Stühle, blinkende Armaturen, die Erde, die sich im Hintergrund durch das Fenster abzeichnete.
»Multi Picture Display geht online …«
Jeff nickte nur. Das Bild teilte sich in acht Segmente, wobei jedes Segment einen anderen Teil des Shuttles zeigte. Den Lagerraum, die Pilotenkanzel, die Schleuse, aus unterschiedlichen Perspektiven. Jeff suchte in den verschiedenen Abschnitten nach Lebenszeichen oder einem Hinweis über den Verbleib der Crew. Nichts. Scheinbar waren sie tatsächlich nicht an Bord. Über die Frage, wo sie sonst sein könnten, wagte Jeff nicht nachzudenken. Sein Gehirn ließ es nicht zu, befand sich in einem Zustand der Lähmung, eine logische Sperre, die solch absurde Fragestellungen nicht zuließ. Die Stille im Raum wurde nur durch ein Rauschen atmosphärischer Störungen unterbrochen.
July Reynolds war aufgestanden und ging ein paar Schritte nach vorne, schüttelte den Kopf. Tränen rannen über ihre Wange. Ihre Augen weiteten sich. Jeff wandte sich wieder zum Bildschirm. Er starrte auf den Haarschopf, der im rechten unteren Bild angezeigt wurde. Es war keines der Crewmitglieder, soviel stand fest. Keines von ihnen hatte schwarze Locken.
»Können wir den Ausschnitt heranzoomen?«
»Negativ. Wir sind ja schon froh, dass die Cams überhaupt funktionieren.«
»Ich will Bild Sieben auf dem Monitor!«
»Schon erledigt!«
»Komm schon«, sagte Jeff leise und fokussierte den Bildausschnitt. »Dreh dich um und lächle für uns in die Kamera.«
Das Haarbüschel bewegte sich, wurde zu einem Kopf mit langem, schwarzem Haar.
Wer immer es auch war, er bewegte sich langsam zu einem der Pilotenstühle.
»Sehr gut, weiter so.« Ein nackter Oberkörper zeichnete sich ab, der eines Kindes, vielleicht sechs bis acht Jahre alt. »Dreh dich um, Kleines. Komm schon.« Als hätte es Jeffs Anweisung empfangen, setzte es sich in einen der Stühle, und drehte sich zur Kamera.
Flüstern mischte sich zum atmosphärischen Rauschen aus den Lautsprechern. »Oh mein Gott!«, rief eines der Teammitglieder.
Jeff starrte kopfschüttelnd auf das Kind, das sanft in die Kamera lächelte. Die schwarzen Locken fielen in sein Gesicht, die Zähne strahlten in einem perfekten Weiß, und die Augen schienen Jeff zu hypnotisieren. Er hatte noch nie derart schöne Pupillen gesehen – bernsteinfarbene Katzenaugen im Gesicht eines Jungen.
Eine Hand berührte Jeffs rechte Schulter, aber er wollte sich nicht von dem Bild abwenden.
»Ja?«, sagte er nur, und Jeremy wies ihn auf eine Anzeige des Lebenserhaltungssystems hin. Der Sauerstoffvorrat reichte noch für maximal zwei Stunden.
»Bill?« Jeff blickte zu seinem Assistenten. »Informiere das Pressezentrum. Sie sollen sich eine tolle Story einfallen lassen und die Medien in Kenntnis setzen. Kein Wort über den Jungen oder die verschwundene Crew. Klar?« Bill nickte und griff nach dem Telefon. »Und der Krisenstab soll sich augenblicklich im Konferenzraum einfinden. Wir brauchen eine Autorisierung für den Notfallplan B2E.«

Szenentrenner

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