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Der Mysteryteil baut auf dem Crimeteil auf und andersherum. Beides funktioniert in diesem Buch nicht ohne das andereInterview mit Tanja Bern, geführt von Alisha Bionda am 16. Aug. 2013.Dieses Interview ist Teil der Kolumne:
A.B.: Liebe Tanja, da Du in den letzten Monaten besonders emsig warst, sehe ich mich in der glücklichen Lage, den nächsten Teil unseres fortlaufenden Interviews zu führen. Nachdem Du zuletzt im TextLustVerlag im Kurzgeschichtenbereich aufgetreten bist, liegt nun seit Kurzem nach der eBook-Veröffentlichung auch das Printexemplar Deines neuen Mystery-Thrillers RUF DER GEISTER im Oldigor Verlag vor. Was hat Dich an dem Krimi-Genre gereizt? T.B.: Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich zuvor tatsächlich nur sehr wenige Krimis gelesen habe. Hingegen verschlinge ich besonders amerikanische und englische Serien solchen Genres. Zuerst wagte ich mich gar nicht an das Thema heran, aber mein Protagonist Joshua ließ mir da keine Wahl. Also warf ich mich quasi einfach hinein. Der wirkliche Reiz, das Buch zu schreiben, entwickelte sich also aus dem Hauptcharakter. Ein besonderer Antrieb war auch der Lokalkolorit. Denn für mich war von Anfang an klar, dass dieser Roman direkt bei mir in der Stadt spielen muss. Ich wollte dieses Mal Nähe zu meiner Heimat, auch wenn in dem Buch schreckliche Dinge passieren. Ich empfand es als höchst spannend, Orte in Gelsenkirchen und Umgebung zu besuchen und sie mal aus einem völlig anderen Blickwinkel zu betrachten. Ich versuchte, sie aus Joshuas Sicht zu sehen. So flossen die Szenen wie ein Fluss aus mir heraus. A.B.: Wie kam es zu der Idee zu RUF DER GEISTER? T.B.: Ha! Du hast mir damals einen Floh ins Ohr gesetzt. Ich weiß noch, dass es ganz am Anfang unserer Zusammenarbeit war. Da fragtest Du mich, ob ich mir vorstellen könnte einen Regiokrimi zu schreiben. Mein erster Gedanke war ein lautes Nein! Das empfand ich überhaupt nicht als mein Genre. Ich beantwortete Deine Frage aber nicht sofort, sondern dachte darüber nach. Mir kam in den Sinn, dass dieses Thema trotzdem schon lange Teil meines Lebens ist, denn ich schaue, wie schon gesagt, gerne Krimiserien, ziehe diese immer vor – sehr zur Freude meines Mannes, da wir meist nicht um die Fernbedienung streiten müssen. ;-) Ich weiß noch, dass ich am Küchentisch saß und alleine eine Tasse Kaffee trank und erneut darüber nachdachte. Es ließ mich also nicht los! Meine Protagonisten haben oft ein sehr reges Eigenleben und ich sehe sie oft bildlich vor mir (oder auch mal in mir). Als aber völlig unerwartet Joshua Benning vor mir stand, verschluckte ich mich fast an meinem Kaffee. Schließlich war hier noch nicht einmal die Idee des Romans geboren! Joshua schien trotzdem schon sehr lebendig zu sein – zumindest in meinem Kopf. Seltsamerweise wusste ich sofort seinen Namen und mir war auch klar, dass er als Streetworker arbeitet. Seine hellseherische Gabe sah ich ebenso glasklar vor mir. Mir kam so in den Sinn, dass ich, so wie Joshua Geister sieht, wohl Buchcharaktere sehen kann. Hört sich verrückt an, ist aber so. Von da an entwickelte sich der Plot innerhalb von vier Tagen. A.B.: Was erwartet die Leser in dem Roman? T.B.: Joshua Benning arbeitet als Streetworker und hat dadurch ein aufreibendes Leben, denn seine Kids sind ihm unglaublich wichtig und er opfert sich für sie auf. Zudem kämpft er mit einer hellseherischen Gabe – er kann Geister sehen und hören. Das brachte ihn schon früh inoffiziell mit der Polizei zusammen, vorrangig, weil der Freund seines Vaters als Kommissar tätig ist. Dieses Mal erschwert eine Mordserie in der eigenen Stadt seine Arbeit als Streetworker und auch als Polizeiberater. Denn er kann nicht wie sonst das Gesicht des Täters aus den Erinnerungen der Geister herausfiltern. Auf dieser Handlung liegt das Hauptaugenmerk. Aber auch die neu erwachende Beziehung zu der Polizistin Lea Schmidt fließt mit in die Handlung ein. Zwischen all dem zeigt die Geschichte, wie sich Joshua um die Straßenkinder kümmert. Mir war sehr wichtig, dass ich bei der Erzählstruktur ganz nah bei Joshua bin. Der Leser sitzt quasi bei ihm auf der Schulter und erlebt alles hautnah mit. Ihn erwartet Spannung, Mystik, ein wenig Grusel und Liebe! A.B.: Ist die Handlung mehr Mystery oder mehr Crime? Wie ist die Gewichtung? T.B.: Hmm, das ist schwer zu sagen. Es hält sich absolut in der Waage, finde ich. Die Geister sind für Joshua fast immer präsent und so wirken viele Szenen von der Atmosphäre her mystisch und oft ein wenig gruselig. Andererseits ist der rote Faden definitiv die Mordserie, die das Ermittlerteam versucht aufzulösen. Ich kann das also nicht direkt trennen, denn der Mysteryteil baut auf dem Crimeteil auf und andersherum. Beides funktioniert in diesem Buch nicht ohne das andere. A.B.: Wie gefällt Dir die Aufmachung des Romans? T.B.: Als Andrea Wölk, die Verlegerin vom Oldigor Verlag, mich fragte, ob ich Coverideen hätte, war ich erst einmal baff. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich ein Mitspracherecht haben würde. Da ich zu dem Zeitpunkt die Szene am Berger See schrieb, brachte ich die Idee eines Sees mit ein, auf dem ein Geist schwebt. Im Hintergrund dann der Schatten einer Zeche, sodass sofort klar ist: Dies ist ein Ruhrgebiets-Roman. Andrea setzte meine Vorstellung um, sogar in drei verschiedenen Varianten. Sie stellte mir aber auch ihre eigene Idee vor. Als ich diese sah, wusste ich: Das ist es! Ich schrieb sinngemäß zurück, dass sie meinen See vergessen solle und ich ihre Idee als die Beste empfinde. Als ich das fertige Cover sah, verliebte ich mich regelrecht. Vor allem auch das Backcover, wo der neblige Wald weitergeführt wird, gefällt mir und erinnert mich an das Waldstück nahe der Zeche Ewald, die auch in meinem Buch vorkommt. Das Cover ist einfach nur ein toller Blickfang. Das Innenlayout ist schlicht und passt ebenfalls perfekt zum Roman. Ich denke, man merkt, dass ich begeistert bin? A.B.: Wie war die Zusammenarbeit mit dem Oldigor Verlag – z.B. auch die mit dem Lektorat? T.B.: Bisher wirklich perfekt. Ich kenne es leider auch anders. Aber hier war die Zusammenarbeit wirklich toll und hat Spaß gemacht. Von der Coverentsteheung hab ich ja schon ein wenig erzählt, aber so harmonisch war es eigentlich überall. Ich denke, vor einem Lektorat hat jeder Autor immer ein wenig Bauchweh. Wie kommt das Script an? Was muss ich verändern? Hat man die Erwartungen erfüllt? Als die Lektorin mich anschrieb, fiel mir ein regelrechter Felsen vom Herz. Ich hatte bei dem Buch keine direkten Testleser, nur meine Familie kannte die komplette Story. Deshalb konnte ich es nicht so gut einschätzen. Als ich dann las, wie begeistert die Lektorin war, lief ich drei Tage mit einem Dauergrinsen durch die Gegend. Ich musste nur Kleinigkeiten ändern, die ich voll befürwortete und innerhalb von ca. zwei Tagen fertig hatte. Ansonsten wurde die Geschichte behutsam geschliffen – wie ein Juwel. Hier noch mal ein ausdrücklicher Dank an die Lektorin. A.B.: Hättest Du Lust zu RUF DER GEISTER eine Fortsetzung zu schreiben? Und wo könnte der Ansatz einer solchen sein? T.B.: Sofort! Ich liebe Joshua und auch die anderen Charaktere. Sie spuken mir ständig im Kopf herum. Ich muss auch zugeben, dass ich, nachdem einige Rezensenten nach einer Fortsetzung gerufen haben, wieder diesen Floh im Ohr habe. Deshalb gibt es auch schon diverse Ideen und Szenen, die allerdings noch nicht aufgeschrieben sind. Der Grundplot steht aber schon einigermaßen. Ein zweites Buch würde ungefähr drei Monate später ansetzen und vom Stil her an den ersten angepasst sein. Obwohl hier der Täter und auch der Storyverlauf ganz anders sein werden. Ich muss hier aber sehr behutsam und auch überlegt vorgehen, ohne mein Gefühl zu verlieren, denn anhand der bisherigen Rezensionen sehe ich, dass ich mir die Messlatte wohl sehr hoch gesetzt habe. Aber ich gehe da sehr unbesorgt heran. Joshua wird mir schon flüstern, was passiert. A.B.: Auf LITERRA gab es vor einigen Tagen eine Prologstory zum Roman, wie kam es zu der Idee? T.B.: Sie war einfach da und ist quasi aus dem Nichts entstanden. Ich wusste nur, es soll eine Prologstory für „Ruf der Geister“ werden und setzte mich an den PC. Als ich Joshua dann auf der Party in der alten Fabrik sah, entwickelte sich alles von allein. Ich ließ mich von der Story sozusagen selbst überraschen. Und sie ist viel gruseliger geworden, als ich beabsichtigt hatte. A.B.: Steht Dir ein Charakter des Romans besonders nah? Wenn ja welcher und warum? T.B.: Eindeutig Joshua. Mittlerweile ist er für mich wie ein Bruder, den ich nur leider nicht wirklich sehen kann. Dann ist er aber auch ein Teil von mir, den ich nicht so greifen kann, nur eben als Joshua. Und einige Leser versicherten mir, dass ich mit ihm wohl irgendwie einen geheimen Traummann erschaffen habe, was mich doch erstaunt hat. Ich dachte, nur mir geht es so. *lach* Aber die Figuren sind mir alle ans Herz gewachsen! Lea mit ihrer erfrischenden, frechen Art, die Joshuas Leben mal eben aus den Angeln hebt. Der väterliche Erich, der immer besorgt ist um Josh. Julian, den man eigentlich nur adoptieren möchte. Und Robert Dornfeldt, den Profiler, den ich im zweiten Buch auf jeden Fall etwas ausarbeiten werde, denn ich will selbst hinter seine geheimnisvolle Fassade blicken. A.B.: Wird es Lesungen aus RUF DER GEISTER geben? Wenn ja, wo in Zukunft? T.B.: Auf der FeenCon in Bonn habe ich das Buch bereits vorgestellt und am 12. August im Café Stilbruch in Gladbeck. Dann wird es eine Lesung auf der Open Mike in Glinde (Nähe Hamburg) geben. Neu hinzugekommen ist eine Halloween-Lesung in meinem Umkreis, wo das Buch, aber vor allem die neue Prologstory ein Teil sein wird, den ich vorstelle. Eventuell kommen noch spontane Lesungen im Lokalbereich hinzu. So etwas entwickelt sich auch mal ziemlich rasch und ich bin da sehr flexibel. A.B.: Was erscheint von Dir in Zukunft? T.B.: Im Herbst kommt mein Fantasyroman „Der silberne Flügel“ heraus, ebenfalls im Oldigor Verlag. Dieser Roman liegt mir sehr am Herzen, denn er hat eine immense Entwicklung durchmachen müssen. Er spielt in Schweden und greift sensible Themen wie Wiedergeburt und Engel auf, die aber in eine realistische Handlung verpackt sind, in der aber natürlich Fantasyelemente vorhanden sind. Dann erscheint ungefähr zur gleichen Zeit im Arunya-Verlag ein Kinderbuch, das ich mit Tanya Carpenter geschrieben habe. Der erste Teil einer Trilogie, die sich „Die Decoxe“ nennt. Es sind wunderbare Kurzgeschichten für Kinder und jung gebliebene. Neu ist, dass im Arunya-Verlag ebenfalls mein Roman „Im Zeichen der Rabenfeder“ erscheint, allerdings erst 2015. An diesem Projekt werde ich jetzt verstärkt arbeiten. Und natürlich gibt es eine Reihe Kurzgeschichten, die zu unterschiedlichen Zeiten publiziert werden. Unter anderem in einem neuen Band der „Kaffeepausengeschichten“ vom TextLustVerlag und eine schottische Fantasyliebesgeschichte bei der edition oberkassel, die bei einem Wettbewerb genommen wurde. A.B.: Zum Abschluss noch die Frage: Woran schreibst Du derzeit? T.B.: Oh, an mehreren Projekten. Ich schreibe gerade eine längere Leseprobe für meine Jugend-Dystopie „Shadow“. Wie oben schon gesagt, liegt eine hohe Priorität auf „Im Zeichen der Rabenfeder“. Aber ich erstelle auch gerade ein Exposé für einen neuen Vampirroman, dessen Charaktere mich sozusagen angeflogen haben. Ich habe auch vor mit der Überarbeitung meiner Sídhe-Reihe zu beginnen, denn diese wird in völlig neuer Form erneut vorgestellt werden. Zwischendurch arbeite ich dann immer an Kurzgeschichten. A.B.: Vielen Dank für das Beantworten meiner Fragen. Im nächsten Teil des Interviews möchte ich Dich zu dem ersten Teil deiner DECOXE-Trilogie befragen, die Du mit Tanya Carpenter zusammen bestreitest. T.B.: Sehr gerne! Es hat Spaß gemacht, über „Ruf der Geister“ so ausführlich zu berichten und ich freue mich auf unser nächstes Interview. Weitere Interviews mit Tanja Bern
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